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CD-DETAILS RADIOTREE (MIT KLAUS PAIER) [RADIO. STRING. QUARTET. VIENNA]

radio. string. quartet. vienna

Radiotree (mit Klaus Paier) [Jazz]


RELEASE: 26.09.2008


LABEL: ACT

VERTRIEB: edel distribution GmbH

WEBSITE: www.radiostringquartet.com

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Eigentlich hätten sich der Geiger und Komponist Bernie Mallinger und der Akkordeonist und Bandoneon-Virtuose Klaus Paier viel früher über den Weg laufen müssen: „Wir kommen aus demselben österreichischen Tal“, berichtet Mallinger. Aber es dauerte bis zum Jahr 2000, als sie sich bei einem Workshop endlich näher kennen lernten. Im Jahr darauf arbeiteten sie dann erstmals zusammen, als Mallinger für Paiers CD-Projekt „Movimiento“ – das übrigens für den „Amadeus“, den wichtigsten österreichischen Musikpreis, nominiert wurde – ein Streichquartett zusammenstellte.

Nach einigen Umbesetzungen debütierte das inzwischen radio.string.quartet.vienna benannte Ensemble vor eineinhalb Jahren für ACT mit Celebrating The Mahavishnu Orchestra – und wie: Lange hat man die Jazzkritik nicht mehr derart begeistert gehört. Denn die Herangehensweise an John McLaughlins legendäre Vorlagen war revolutionär: Eine geniale Umkehrung der sonst üblichen „Verjazzung“ von Klassik war hier zu hören, Jazzstücke bekamen durch ein klassisches Konzept ein völlig neues Gewand voller Präzision und Tiefe, ohne dabei an Swing zu verlieren.

Eine völlig neue Art von Streichquartett war da also geboren. Eines, das sich mit dem geradezu rockenden Cello von Asja Valcic, mit der lasziven Bratsche von Cynthia Liao und mit den alle dynamischen wie perkussiven Möglichkeiten und Klangfarben auskostenden Geigen von Bernie Mallinger und Johannes Dickbauer eine eigene Klangwelt und eine revolutionäre Spielweise erschloss. Mit Radiotree überträgt das Quartett dieses Konzept auf die Zusammenarbeit mit Klaus Paier.

„Alle Stücke, auch die sechs von Klaus Paier selbst, sind sozusagen für ein Quintett geschrieben, nicht für Akkordeon plus Quartett“ erläutert Mallinger. Ein gleichberechtigter Ansatz also, durch den der einzigartige Nuancenreichtum zur Geltung kommt, den schon das Mahavishnu-Projekt ausmachte. Auch wenn es hier gewissermaßen zurück nach Europa und von den vier Streichern aus gesehen wieder mehr in klassische Gefilde geht. So schon in Paiers energischem Opener „FlyUp“ oder seiner programmatischen „Musical Journey“, in denen sich europäische Musiktradition mit Blues-gefärbten, jazzgeprägten Passagen verbinden.

Daneben erweist das Album aber auch wieder einer Legende des Jazzrock seine Reverenz: Drei Titel stammen vom wohl berühmtesten österreichischen Jazzer, dem unlängst verstorbenen Joe Zawinul. Und wieder ist die Umsetzung überraschend: Unerwartet fließend und ruhig begegnen die fünf ihrem einst so energetischen Landsmann, sowohl bei dem von Johannes Dickbauer beinahe klassisch arrangierten „In A Silent Way“ wie im von Bernie Mallinger zwischen dynamischen Explosionen fast meditativ angelegten „Cannonball“ oder im von Klaus Paier ganz auf die bluesige Melodie verdichteten „A Remark You Made“.

Ein weiteres Farewell geht mit dem wild bewegten „Hosent’raga“ an den 2001 verstorbenen österreichischen Vibraphonisten und Komponisten Werner Pirchner. Der war ebenfalls ein Grenzgänger zwischen Klassik, Jazz und Weltmusik und liefert so eine ideale Vorlage für ein Streicherquartett, das mit technischer Brillanz, kreativer Kraft und kompositorischer Finesse selbstbewusst einen eigenen Rang zwischen den gängigen Vertretern des Jazz reklamiert. Und das in kürzester Zeit mehrere Zweige und Knospen aus seinem Stamm hat austreiben lassen, wie die aktuelle Zusammenarbeit mit dem schwedischen Gitarristen und ACT-Künstler Ulf Wakenius auf dessen Album Love Is Real dokumentiert.

Diese Verästelungen, die voneinander abzweigen und doch miteinander zusammenhängen und einander befruchten, spiegeln sich perfekt in einer Installation des amerikanischen Künstlers Nathan Carter, die ACT-Chef Siggi Loch kurz vor der Aufnahmesession entdeckt hatte und die sinnigerweise den Namen „Radiotree“ trägt. So war nicht nur der Albumtitel schnell gefunden, die symbolträchtige Arbeit Carters ziert nun auch das CD-Cover – zur Freude aller Beteiligten.

(Quelle: ACT, 22.09.2008)


FORMAT: CD


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