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CD-DETAILS 5 ACES [NOT AVAILABLE]

Not Available

5 Aces [Rock / Alternative]


RELEASE: 30.03.2007


LABEL: Modern Noise

VERTRIEB: Cargo Records GmbH

WEBSITE: www.notavailable.com

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Not Available sind seit nunmehr 1992 im Punk-Rock Geschäft und haben in den bald 15 Jahren ihrer Existenz zweifelsfrei eine Sache getan: Oberliga Punk-Rock Platten auf den Markt gebracht. Und nun ist der langerwartete neue Longplayer da: „5-Aces“.

Es gibt sicher viele Bands, die mehr Konzerte geben, die mit mehr Ernst bei der Sache sind, die nüchterner auf der Bühne stehen oder nach der Show professionelleres tun als mit den Fans zu feiern bis die Sonne aufgeht. Aber gibt es viele Bands, die bessere Platten machen und unterhaltsamere Konzerte geben? Um es vorsichtig auszudrücken, nein.

Nun sind seit seit dem letzten Release („V8“/2001) sechs Jahre vergangen, das ist natürlich nicht wenig. Hat es aufgrund oben aufgeführter Punkte so lange gedauert? Aus Mangel an Professionalität?

Dazu Sänger Dragan: „Heiliger Strohsack, nein! Wir gehen bei dem Thema neue Platte folgendermaßen ran: Wir komponieren, bis wir mindestens 20 Nummern haben, von denen jede mindestens die Qualität >total geil< haben muss. Vorher wird kein Studio gebucht. Dann werden von diesen 20 die besten 14 ausgesucht. Auf diese Weise wollen wir das verhindern, was der Konkurrenz oft passiert: Dass man eine Platte rausbringt, auf der zwei Hits, fünf ganz gute Songs und sieben Lieder sind, die man immer als ganz ok bezeichnet. Die also scheiße sind. Und sowas kommt uns einfach nicht in die Tüte, egal wie lange es dauert, bis wir zufrieden sind. Auf die Platte kommt nur, was wir auch nach der zehnten Probe noch geil finden.“ Die Nachteile dieser Strategie sind allen Beteiligten durchaus bewusst: Die letzten vier Jahre hat man auf Not Available Konzerten vergeblich nach dem Merchandise Stand des Headliners Ausschau gehalten. Die Vorbands hatten alle nur denkbaren Punk-Rock Acessoirs vom Feuerzeug bis zur Kaffeetasse am Start, wahre Punk Rock Supermärkte. Bei Not Available gab’s manchmal ein T-Shirt, manchmal nicht. Keine der vier Alben mehr erhältlich, weil alle vergriffen waren und von Lost&Found Records nicht mehr nachgepresst wurden. Verlieren da die Leute nicht irgendwann das Interesse und kommen nicht mehr zu den Konzerten?

Drumer Chris: „Erstaunlicherweise nicht. Wir spielen selten vor weniger als 200 Leuten, europaweit. Bei unseren jährlichen Barcelona-Besuchen können wir uns immer darauf verlassen, dass 500 Leuten vor der Bühne stehen, die alle total ausrasten. Die Fans wollen unterhalten werden, und wir geben ihnen, was sie wollen. Und zwar gerne. Ein Konzert muss eine Party sein, für alle. Wir sind zum feiern hier, genau wie die Fans. Und so kommt es, dass die Fans uns genauso gut unterhalten wie die wir die Fans. Eigentlich müssten wir ihnen Gage zahlen...(lacht und kassiert von Dragan einen Hieb, nach dem er bewusstlos zu Boden geht).“

Einen Neuzugang hat die Band seit dem letzten Album ebenfalls zu vermelden: Bass-Virtuose Stephan Papp, ehemals Seasick-Pirates, Gott hab sie seelig. Hat der nicht schon früher mal ausgeholfen?

Arndt (Gitarre): „Yes. Thorte (Ex-Bass) war öfter mal wegen nicht modifizierbaren Dienstplänen verhindert, da war Pappinger immer so freundlich, für ihn einzuspringen. Es hat uns damals immer geradezu schockiert, dass er die Lieder nach einer Probe so gut drauf hatte wie wir nach zehn Jahren. Und wie er auf der Bühne abgeht (und aussieht) kann man einfach nicht in Worte fassen. Zumindest nicht in deutsche. Als Thorte dann berufs- und familienbedingt ausschied, konnten wir unser Glück kaum fassen, dass Pappinger seinen Platz einnahm. Laut Hajo (unserem „5-Aces“-Studio-Mann) ist er mit Abstand der beste Musiker von uns.“

Dann kann’s ja jetzt losgehen. „5 Aces“ nimmt sicher eine Sonderstellung ein, ist es beispielsweise das erste Album, für dessen Produktion die Band selbst geradestand. Warum keinen Plattenvertrag dieses Mal?

Dragan erklärt: „Am Ende der Komponierphase mussten wir feststellen, dass wir 30 komplett fertige und weitere 20 halbfertige Lieder hatten. Und dass die besten 14 dieser Auswahl die beste Platte werden würde, die wir je gemacht haben. Schon bei den letzten beiden Platten waren wir mit der Produktion nicht zufrieden, was hauptsächlich Budget- und somit Zeitgründe hatte. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Songs wurden unserer Meinung nach verheizt. Mit einer amtlichen Produktion und einem Promotion-Budget von vielleicht etwas mehr als zehn Euro hätten es diese Platten (und wir) viel weiter bringen können. Nicht toll, aber so ist es nun mal gelaufen. Aber wir waren uns alle einig, dass wir uns eher selbst die Eier abschneiden würden, als dasselbe mit den neuen Songs passieren zu lassen. So schlugen wir mehrere Angebote von kleineren Labeln aus, die uns für 2000 € eine Platte machen lassen wollten und bezahlten alles selber. Wir gingen lediglich die Verpflichtung eines Verlagsvertrags bei Modern Noise ein um deren Infrastruktur zu nutzen. Wir suchten uns ein richtig amtliches Studio aus (Jowa Studios in Uhingen-Holzhausen) und nahmen uns soviel Zeit, wie wir wollten. Nämlich vier Wochen! So lange waren wir noch nie im Studio. Und das hört man, hä-hä. „5 Aces“ ist mit Abstand die beste Produktion, die wir je hatten.“

Was macht eigentlich ein so richtig geiles Punk-Rock Album aus? Ein Album, dass man sich kauft und nicht brennt? Ein Album, auf dem nicht ein oder zwei, sondern mindestens zehn Hits sind? Ein Album, das man hört, wenn man mit seinen besten Freunden an einem lauen Sommerabend zur Party des Jahres fährt? Dragan: „Ganz einfach. Erstens bis zehntens: Geile Melodien, geile Melodien und nochmals geile Melodien. Und zwar nicht Melodien, die gut, nicht schlecht oder, Gott behüte, interessant sind. Nein, sie müssen geil sein, und ob eine Melodie dieses Kriterium erfüllt oder nicht, weiß man (wenn man ehrlich ist) nach zehn Sekunden.“

Und weiter? Damit Dragan nicht in die Verlegenheit kommt, sich selbst loben zu müssen, antwortet Didi: „Elftens: Eine geile Stimme. Für diese Zutat gelten exakt dieselben Punkte wie für die Zutaten Nummer 1-10. Also bitte einfach oben noch mal nachlesen. Ohne geile Stimme kein geiles Album.“

Das war’s? Weit gefehlt. Arndt: „Fette Gitarren (wozu natürlich auch der Bass zählt) und fette Drums, die sich in den Dienst der Songs stellen und nicht zeigen wollen, was Mr. Super-Musiker letzte Woche im Gitarren- oder Schlagzeugunterricht gelernt hat.“ Jetzt hat er sich in Fahrt geredet und ist nicht mehr zu stoppen: „Dreizehntens: Texte, die man gerne und aus voller Überzeugung mitsingt. Texte, die uns nicht Lied für Lied versichern, dass das Leben, die Welt und die Menschen auf ihr scheiße sind. Texte, die im wesentlichen folgende Botschaft verkünden: Das Leben macht Spass, du musst ihn dir nur holen.

Und last but not least: „Ein Inlay, das ein Grund ist die CD zu kaufen und nicht zu brennen. Und das haben wir, bzw. Chris von Bock (www.cvb.cc) auf jeden Fall geschafft. Verraten wird nix, kaufen, selber schauen und ersticken vor Lachen!“

Die Jungs haben auch alle vorherigen Punkte auf jeden Fall geschafft. Mit weiteren Delikatessen wie brachialen Chören, Gitarrensolis, deren Melodien eigentlich eigene Refrains sind, Drums, die bis zum letzten Tom-Schlag durchproduziert sind und der Bevorzugung hoher Geschwindigkeiten haben Not Available ein Album in den Kasten gespielt, das mit der West-Coast Prominenz nicht nur mithalten kann. Man findet die Platte beim ersten Anhören phänomenal, und man findet die Platte nach dem dem zehnten Anhören phänomenal, nicht ein einziger Song manifestiert sich nach ein par Mal hören als „Weg-Drücker“. Und dieser Meinung sind sowohl eingefleischte Punkrocker als auch Mitmenschen, die mit dieser Musik sonst eigentlich wenig bis nichts am Hut haben. Und das Beste kommt noch: Schon jetzt stehen so viele neue Songs, das man theoretisch nächste Woche ins Studio könnte. Ein neuer Meilenstein am Punk-Rock Firmament?

Wir werden sehen....

(Quelle: Alexandra Doerrie, Another Dimension, 7.2.2007)


FORMAT: CD


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