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CD-DETAILS HELL HATH NO FURY [CLIPSE]

Clipse

Hell Hath No Fury [HipHop / Rap]


RELEASE: 19.01.2007


LABEL: RCA international

VERTRIEB: SonyBMG

WEBSITE: www.clipsemusic.com

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Sophomore Jinx: Das v.a. im Sport auftretende Phänomen, dass ein junger Athlet nach einer ersten überragenden Saison fast zwangsläufig im folgenden Jahr in ein Leistungsloch abstürzt.

Clipse haben noch nie vom Sophomore Jinx, dem "Fluch des Follow-Up" gehört.
"Ich habe mir über so etwas noch nie Gedanken gemacht", sagt Malice. "Dann erzählte mir jemand davon und plötzlich hörte ich es überall. Schließlich ging mir der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf: ‚Vielleicht gelingt es uns nicht, an unsere Anfangserfolge anzuknüpfen. Vielleicht ist das im Business ja ganz einfach so'. Bis dahin hatten wir davon noch nie etwas gehört. Aber sehr lange hat uns der Gedanke daran wirklich nicht gequält."
"Ich dachte mir: ‚Wovon redet ihr nur alle? Wir machen doch Platten'", ergänzt Pusha T. "Ich weiß auch nicht. Ich bin mir sicher, dass so etwas passieren kann, aber dieser Gedanke hat uns nur noch zusätzlich angespornt. Ich selbst glaube jedenfalls nicht daran."
Vielleicht ist es auch besser so, dass die beiden aus Virginia stammenden Brüder und Rapper Malice (Gene Thornton) und Pusha T (Terrence Thornton) von dem vermaledeiten Aberglauben noch nie Kenntnis genommen hatten. Die Annalen der Musikgeschichte sind jedenfalls voll mit One-Hit-Wundern. Denn wäre es nicht ein Schande gewesen, wenn die beiden nach einem von der Kritik hoch gelobten Debütalbum, dem 2002 erschienenen, US-Platin-Album "Lord Willin'", dass die Billboard Album Charts auf Platz vier geentert hatte und den Genre-Klassiker "Grindin'" enthielt, ihr Versprechen nicht hätten wahr machen können, eine verlässliche, dauerhafte Alternative im ansonsten recht orthodoxen HipHop-Business zu werden. Ihr neues Album "Hell Hath No Fury" ist eine mindestens so verwegene Angelegenheit wie bereits das Debütalbum: Die tückischen Reime der beiden vollziehen eine Gratwanderung zwischen den Gefühlswelten der tief empfundenen Reue und des vorbehaltlosen Hedonismus, den sie als Praxis-erfahrene Ex-Drogendealer nur allzu gut kennen. Ihre Musik ist im besten Sinne avantgardistisch, entzieht sich jedweder zeitlicher und geographischer Zuordnung und rockt zu allem Überfluss wie Hölle.
Zusammen mit Produzent und Mentor Pharrell Williams (Neptunes) entstand mit "Hell Hath No Fury" ein Album zwischen grooviger Introspektion, zügellosem Eskapismus und verwirrender Selbsterkenntnis, noch nuancierter und aufrüttelnder beim Erstling. Am offensichtlichsten zeigt sich ihre Weiterentwicklung bei Stücken wie "Mama I'm So Sorry". Langsam, mit geschmeidig dahin gleitenden Bläsern vor sich hin köchelnd, beschreibt der Song das Gefühl der Schande, die die Brüder nach wie vor empfinden, wenn sie an jene Zeiten zurückdenken, als sie ihren Lebensunterhalt mit dem Vertrieb von Narkotika verdingten. "'Mama I'm So Sorry' ist eigentlich eine Entschuldigung dafür, dass wir so oberflächlich waren und uns ausschließlich um all diese kleinen Dinge gekümmert haben, die nun wirklich nicht wichtig sind", erklärt Pusha. "Wenn man feststellt: ‚So bin ich also - hoffentlich werde ich erwachsen und bessere mich, bevor es zu spät ist', dann ist das ein klares Schuldgeständnis."
Sogar bei "Ridin' Around Shinin'", eine Ode an das Leben in Saus und Braus, bei dem ein magischer Harfensound zum Einsatz kommt, der klingt wie Kristallwürfel, die über einen diamantenen Fußboden kullent, schwingt stets der Zweifel mit. "Das ist unsere Hustler-Hymne", sagt Malice. "Sie beschreibt, was die ganz normalen ‚Street Cats' alles anstellen, um voran zu kommen, was ihre Sehnsüchte sind: 'All I wanna do is ride around shining while I can afford it/Plenty of ice on my neck so I don't get nauseous/Float around in the greatest of Porsches/Feel like a Chuck Wagon cause I'm on 12 horses/And the three behind mine, they be the clique/ So much ice in their Rolies, their shit don't tick, man/Winter through the summer, care less what it cost me/ While I'm shoveling the snow man, call me frosty lover.'"
Bei dem Song "Studyin' Y'all" stellt Pusha schließlich die Frage: "What's all this talk of the sophomore jinx?"
Clipse lernten Pharrell Williams bereits 1993 in Virginia Beach durch einen gemeinsamen Freund kennen. Nachdem sie bereits in den frühen Achtzigern von der Bronx nach Virginia umgezogen waren und ihre Nordost-amerikanischen Wurzeln in eine vornehmlich ländliche Umgebung umgepflanzt wurden, hatten die beiden in der Folge einen bis dahin noch nie gehörten Rapstil entwickelt.
"Wir waren HipHop-Fans und wir erkannten, was sich im Unterschied zu früher geändert hatte", sagt Malice. "Die wahren Lyriker waren Leute wie Kool G Rap, Large Professor oder Big Daddy Kane. Wir eiferten den Typen nach, die wirklich Wert auf ihre Texte legten und Struktur in ihren Songs hatten."
Pharrell war beeindruckt, nahm die Brüder unter seine Fittiche und es entstand eine Arbeitsgemeinschaft auf freundschaftlicher Basis, die allerdings einige Fehlstarts zu verkraften hatte, bevor schließlich das Album "Lord Willin'" erschien. Pusha: "Zunächst schrieb ich eine Million Freestyles und schickte sie an verschiedene Mixtape-DJs, mit dem Ergebnis, dass ich die Tapes dann hörte und mich fragte ‚Mann, warum sind meine Freestyles da nicht drauf?' Aber das Mixtape-Business war total übersättigt. Wenn man nicht von Roc-A-Fella Records kam oder zumindest ein Rapper aus New York war, dann hatte man so gut wie keine Chance, da rein zu kommen. Das ist nun mal, wie es läuft. Wir leben nicht in New York, also haben wir auch keine Ahnung, was da abgeht. Wir kümmern uns um die Dinge, die hier in Virginia passieren. Und ich dachte mir: ‚Okay, wenn es also auf diesem Wege nicht klappt, dann konzentrieren wir uns eben auf unsere Platten und machen es wie OutKast.' Ich kann mich nicht erinnern, die schon mal auf einem Mixtape gehört zu haben. Das war ganz einfach nicht unsere Welt."
Virginia war HipHop-technisch bis Mitte der Neunziger (bis zum Durchbruch der Neptunes, Timbaland und Missy Elliot) lediglich ein weißer Fleck auf der Landkarte. Clipse machten sich daran, zu beweisen, dass ihr Bundesstaat nicht nur ein Ort für Liebhaber, sondern auch für Rapper ist. Als das Duo schließlich 2002 den Track "Grindin'", einen Treueschwur an das Leben auf der Straße, aufgepimpt mit etwas, das wie Big Beat mit Tourette-Syndrom klang, veröffentlichte, horchte die Welt auf. Das folgende Album "Lord Willin'" verschaffte den beiden schließlich den Durchbruch - doch der ist mittlerweile nun auch schon vier Jahre her. Im HipHop ist es wie überall, du bist nur so gut wie deine letzte Single. Und natürlich fragen sich die Fans heute: "Was habt ihr verdammt noch mal eigentlich in den letzten Jahren getrieben?".
Die Antwort auf diese Frage ist "Hell Hath No Fury". Komplett produziert von den Neptunes ist es ein Zeugnis des Old-School-Ethos des HipHop. Die einmalige Synergie zwischen Produzenten und Künstlern, eingedampft auf eine Stunde Spielzeit. Und die Tatsache, das beste Produktionsteam im HipHop zur Verfügung zu haben ist ein Luxus, dessen Clipse sich jederzeit bewusst sind: "Ich bin sehr ignorant, wenn es um die Produktion geht", gibt Pusha zu. "Ich selbst könnte nie einen der Tracks analysieren und sagen: ‚Der besteht ja nur fünf aus Sounds'. Ich glaube, ich habe noch nie gesagt: ‚Hey, ihr müsst die Drums ein bisschen härter machen.' Ich weiß, wenn etwas hot klingt, aber ich könnte nie sagen: ‚Pharrell, die Drums sind übersteuert oder die Hi-Hats sind superknackig."
"Ich bin so froh, dass wir die Neptunes haben", ergänzt Malice. "Beats sind einfach ihr Ding. Sie bauen sie, nehmen sie auf und dann komme ich und steuere bei, was immer ich kann. Man geht eigentlich immer automatisch davon aus, das ihre Produktionen der absolute Wahnsinn sind."
"Entweder nehmen wir die Sachen, wie sie kommen und behalten sie so, wie sie sind oder wir mögen die Beats nicht, und dann gehen sie eben an jemand anderen", sagt Pusha. "Bei den Clipse ist es so: Entweder sie mögen etwas oder nicht", erklärt Pharrell.
Dieses Verfahren führte dazu, dass Clipse einige Tracks weitergaben, die schließlich Hits für andere Stars wurden (z.B. Jay-Zs "La-La-La"). Oder aber sie schnappten sich Tracks, bevor sie das Studio überhaupt verlassen können. "Beim ersten Album hatten wir alle Zeit der Welt", erinnert sich Pusha. "Die Beats entstanden, die Strophen wurden arrangiert. Pharrell kam manchmal vorbei, um eine Jay-Z-Platte zu machen, aber irgendwie wurde dann oft ein neues Clipse-Stück daraus. Aber das machte überhaupt nichts aus. Wir gingen einfach mit der Zeit."
"Das erste Album war die reinste Erholung", erklärt Malice. "Wir versuchten, einen Deal zu bekommen, aber niemand wollte uns unter Vertrag nehmen. Also schrieben wir die ganze Zeit Material und hofften darauf, dass uns jemand signen würde. Aber beim neuen Album war das dann plötzlich anders. Ich dachte mir: ‚Nach der Tour nehmen wir uns eine Auszeit und machen das Album. Wir nehmen uns frei, kommen in die richtige Stimmung und schreiben, wenn uns danach ist. Pustekuchen! Als die Tour vorbei war, mussten wir sofort ins Studio und das Album schreiben. DAS ist für mich Druck. So wie: ‚Ihr müsst es jetzt ganz einfach noch einmal hinbekommen'."
Und mit dem ganzen Druck, der auf ihnen lastete, haben Clipse mit "Hell Hath No Fury" es offensichtlich "noch einmal hinbekommen". Und keine Spur vom Sophomore Jinx. Es ist auch kein Comeback. Es ist schlicht das nächste Kapitel in einer Geschichte, die noch nicht erzählt ist. "Beim ersten Album waren wir 16-Takt-Spitter, Mixtape-Rapper", erklärt Pusha. "Diesmal haben wir mehr Flows und gehen konzeptioneller ans Storytelling heran. Jetzt sind das richtige Songs. Man muss schon noch andere Gefühle beim Hörer hervorrufen als nur: ‚Wow! Das ist ja ein krasser Rapper'.
"Ich habe gemerkt, dass man an seine Texte glauben muss, an dass, was man sagt und dass man den Vibe wirklich fühlen muss", sagt Malice. "Wenn ich schreibe, versetze ich mich selbst in eine Situation aus dem realen Leben, die ich aus meiner eigenen Perspektive erschaffen habe. Dann kann man auch sagen, dass etwas seine Berechtigung hat. Sich alleine auf seine Vorstellungskraft zu verlassen, funktioniert bei mir nicht. Wir haben das Album ‚Hell Hath No Fury' genannt, weil es eine Fortsetzung von ‚Lord Willin'' ist. Was wir damit sagen wollen ist: ‚Es gibt nichts Teuflischeres als dieses Album."
"Wir waren nie besorgt, ob wir an den Erfolg von ‚Grindin' anknüpfen können", sagt Pusha abschließend. "Das war nie das Kriterium. Es geht uns ausschließlich darum, anders zu sein. So lange man etwas anderes macht als das, was man um sich herum hört, geht man seinen eigenen Weg. Das ist alles, was wir wollen."

(Quelle: SonyBMG)


FORMAT: CD


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