Toystore [Pop]
LABEL: EMI
WEBSITE: coralieclement.com
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„Dieses Album ist genauso natürlich entstanden wie mein erstes. Ganz so, als hätte mich ein Filmregisseur geführt.“ Reifeprüfung bestanden!
Coralie Clément, die kleine Schwester von Frankreichs unbestrittenem Wunderkind und French-Pop-Erneuerer Benjamin Biolay, ist selbst eine großartige Künstlerin. Auf ihrem bezaubernden Debütalbum „La Salle des pas perdus“ aus dem Jahr 2001 entpuppte sich die aparte Sängerin noch als kokette Erbin von Jane Birkin, Françoise Hardy und Astrud Gilberto.
Dem Retro-Chic ihres von sanften Bossa-Nova-Klängen und feinen Samba-Partien umspielten Erstlings, der ihr nicht nur in Frankreich, sondern auch in Japan, Italien und Deutschland viel Kritikerlob und begeisterte Fans bescherte, folgte im Jahr 2004 das in New York und Paris produzierte Album „Bye Bye Beauté“, auf dem Coralie überraschenderweise in den Spuren von Velvet Underground wandelte. Ihre Avancen als Interpretin spröder Rocksongs mit düsteren Texten resultierte wohl auch aus ihrer Liaison mit dem Nada-Surf-Bassisten Daniel Lorca, der nicht nur an den Aufnahmen beteiligt war, sondern seine damalige Freundin auch auf Tourneen begleitete. Die treibende künstlerische Kraft auf beiden Alben war aber Bruder Benjamin, der sich auch auf „Toystore“ einmal mehr als ebenso kreativer wie gewitzter Hansdampf erweist.
Der Albumtitel „Toystore“ verrät eigentlich schon alles über das pfiffige Konzept des Albums, dessen Kompositionen alle bis auf „Reine des pommes“, eine Coverversion des 1983er Hits der belgisch-französischen Sängerin Lio, von Biolay stammen, der auch alle Instrumente spielt, deren ungewöhnliche Auswahl den besonderen Flair der zwölf Songs ausmacht. Alle 22 säuberlich im Booklet aufgelisteten Musikinstrumente stammen tatsächlich mehr oder weniger aus dem Spielzeugladen und könnten wahrlich jede Kinderparty perfekt beschallen.
Die Palette reicht von Ukulele, Melodica, Taschentrompete und Baby-Farfisa bis hin zu Shaker, Triangel und Xylophon. Selten kamen französische Popsongs unserer Tage verspielter und unschuldiger daher, was in diesem Fall wunderbar mit Coralies lieblich sanfter Stimme harmoniert. Eine gesunde Portion Naivität und verspielte Sprachverliebtheit kennzeichnen auch die meisten Songtexte. So ist der Opener „L’effet Jokari“ ein Lied über jenes Ballspiel, das ursprünglich aus den USA stammt und in Frankreich Kultstatus erlangte. Jokari ist ein an einem Gummizug befestigter Ball, den man abwechselnd zu treffen sucht.
Während das flott von Ukulele und Flöte angetriebene „C’est la vie“ an jenen lebensfrohen World Pop erinnert, der in Manu Chao seinen führenden Protagonisten hat, gibt es auf „Toystore“ auch den einen oder anderen wehmütigen Song, allen voran „Je ne sens plus ton amour“, ein eindringliches Duett mit Frankreichs Pop-Legionär Étienne Daho. Wer bei dieser Pianoballade nicht für ein paar Momente berührt innehält, muss schon ein Herz aus Stein haben. Die besinnliche Ode auf das Ende einer Liebe besitzt die faszinierende Schlichtheit und Kraft einer Bach-Sonate. „Share The Day“, der einzige englischsprachige Song des Albums, wirkt dagegen wie ein Wiegenlied aus einer Spieluhr. Die Lyrics stammen übrigens von Chiara Mastroianni, der Lebensgefährtin von Benjamin Biolay, die auf der ebenfalls von ihr verfassten, italienischen Akustik-Dub-Perle „Sono io“ auch als Coralies Duettpartnerin fungiert.
Im „Toystore“ stehen lautmalerische Wortspiele („On était bien“) und verbales Ringelreihen („Houlala“) gleichberechtigt neben luziden Stadtansichten in Moll („Paris dix heures du soir“) und Reggae als handgefertigtem Mobile („So long Babylone“). Das von einer einsamen Melodica begleitete Finale dieses possierlichen Wunderwerks: „Tu seras à moi“.
Mit „Toystore“, diesem ausgesprochen kindlichen Album, hat das Mädchen aus Villefranche-sur-Saone – so ungewöhnlich das klingen mag – ihre Reifeprüfung abgelegt. In der Interpretation ganz bei sich, strahlt Coralie Clément mit ihrer Stimme beeindruckend viel Natürlichkeit und Zärtlichkeit aus. „Dieses Album ist genauso natürlich entstanden wie mein erstes. Ganz so, als hätte mich ein Filmregisseur geführt“, sagt sie selbst. Tatsächlich trägt sich die hübsche Sängerin gelegentlich mit den Gedanken, auch als Schauspielerin ihr Glück zu versuchen. Immerhin, einige ihrer Lieder haben es schon ins Kino geschafft, unter anderem in die französischen Filme „L‘Idole“ und „On va s’aimer“ sowie in den Blockbuster „Was das Herz begehrt“ mit Jack Nicholson. „Toystore“ bietet eine nicht minder reiche Auswahl potentieller Hits – für die Kinoleinwand, den Kassettenmix und Kinderfeste jeglicher Couleur. In dieser Form dürfte Coralie Clément, dieses etwas andere enfant terrible, von vielen Seiten umschwärmt werden.
(Quelle: UK-Promotion, 22.9.2008) FORMAT: CD
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