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CD-DETAILS SONGS FOR THE LOST AND BRAVE [CARLTON, CARL, AND THE SONGDOGS]

Carlton, Carl, And The Songdogs

Songs For The Lost And Brave [Rock / Alternative]


RELEASE: 31.10.2008


LABEL: Ferryhouse Productions

VERTRIEB: Warner Music Group

WEBSITE: carlcarlton.com

Songs For The Lost And Brave MySpace Amazon 

Woodstock im Winter 2008. Während ein kalter Wind durch die Straßen der legendären Kleinstadt fegt, wird in gut beheizten Ateliers kreativ gearbeitet. Seit Jahrzehnten gilt der Ort als Zentrum der Maler, Literaten und Musiker. Besonders heiß geht es in Levon Helms Studio her. In der rustikalen Scheune des Schlagzeugers von The Band haben Carl Calton And The Songdogs ihre Instrumente aufgebaut. Ihre Mission: das Album „Songs For The Lost And Brave“ live einzuspielen.

Dabei umweht sie ein Hauch von Musikgeschichte, schließlich haben The Band nur wenige Meter entfernt in dem rosa Haus ihren Klassiker „Music From Big Pink“ aufgenommen. Als erste Single aus seinem neuen Album wählte Carlton übrigens einen Song aus der gleichen Periode, „For What It´s Worth“ von Stephen Stills aus seiner Zeit mit Buffalo Springfield Ende der Sechziger Jahre. „Der Titel ist leider immer noch aktuell. Ich unterstütze die Gua Africa-Stiftung des Rappers Emmanuel Jal, der Kindersoldaten im Sudan ins normale Leben zurück hilft und der auf der Singleversion zu hören ist. Mein Sohn, Max Buskohl, und Eric Burdon waren ebenfalls so begeistert von der Nummer, dass sie mitsangen.“

Ihren Anfang nahm die Carl-Carlton-Story jedoch im hohen Norden von good ol´ Germany. „Junge, geh weg von hier. Hier kannst du nichts werden.“ Dem wohlwollenden Rat seiner Eltern folgte Carl Carlton und zog vom Bauernhof hinaus in die weite Welt des Rock´n´Roll. Mittlerweile ist der geborene Friese überall zu Hause, wo gute Musik gespielt wird. Seit 1993 wohnt der 1,98 Mann in Dublin, auf Anraten von Ron Wood. „Wir hatten uns Anfang der 90er in London bei einer Session mit Robert Palmer und Little Richard kennen gelernt. Ronnie lud mich auf seinen gemütlichen Gutshof in der Nähe von Dublin ein. Das Land und die irische Mentalität gefielen mir“, berichtet Carl. „Eines Morgens schlurfte ein Typ mit Strohhut und Gummistiefeln über den Hof. Ich dachte, das sei der Gärtner, doch es war Bob Dylan, der sich ein paar Monate bei seinem Freund Ronnie einquartiert hatte.“

Schon als Elfjähriger hatte Carl zum ersten Mal eine Gitarre in der Hand gehabt, hatte am Schlagzeug gesessen und die dicken Saiten des Basses gezupft. In der Kneipe seines Dorfes stand wundersamerweise eine Jukebox, bestückt mit Hits von R´n´B-Größen wie Ray Charles, Lee Dorsey oder Big Mama Thornton. Die Spuren dieser seelenvollen Musik sind bis heute in seiner Musik zu hören. Im Internat auf Langeoog machten ihn seine renitenten Mitschüler mit Small Faces, Rolling Stones, Kinks und Pretty Things bekannt. Wenig später stieg er bereits als Trommler bei den Emsland Hillbillies ein, die stilecht rebellische Weisen von Outlaws wie Waylon Jennings, Jerry Jeff Walker und Johnny Cash zelebrierten.

Mitte der 70er zog es Carl über die Grenze nach Holland, er spielte mit Herman Brood und stieg bei Long Tall Ernie & The Shakers ein. „Hier hab´ ich von Fats Domino, Little Richard bis zu Chuck Berry die Geschichte des Rock´n´Roll eingebläut bekommen. Eine supergute Schule“, meint er rückblickend.

Dann folgte der Anruf von der schon damals legendären und von Herman Brood gegründeten Amsterdamer Band Vitesse. Diese Kapelle landete nicht nur etliche Hits in den Niederlanden, sondern erspielte sich auch international eine breite Fan-Basis.

Nachdem er von den süßen Früchten des Erfolgs genascht hatte, flog Carl nach New York, wo er mit Willy DeVille Tex-Mex und Blues mischte. „Kohle war mit Willy nicht zu machen. Also muckte ich nebenher in einer Top-40-Band mit astreinen Musikern, um die Miete zu verdienen.“ Der „Big Apple“ war Anfang der 80er zwar ein kreatives Pflaster, doch Geld lag nicht auf der Straße. Manfred Mann’s Earthband verkörperte die Rettung und Carls nächste Station hieß „Swinging London“.

Es folgte eine Zeit in Deutschland, in der er mit Peter Maffay, Udo Lindenberg, Nina Hagen, Stephan Remmler und Wolfgang Niedecken rockte. Sie alle schätzen seine internationale Erfahrung sowie seine Fähigkeiten, Songs zu schreiben und zu produzieren. Anfang der 90er war Carlton eine tragende Säule der holländisch-deutschen Kapelle New Legend. Die Band veröffentlichte zwei Alben, scheiterte aber letztlich an zu vielen Egos und Kompromissen. 1993 kam dann der bedeutende Umzug in die kulturelle Oase Dublin.

Musik war für Carl auch stets die Möglichkeit, sein Fernweh zu stillen. Als er ein Engagement von Jimmy Barnes bekam, packte er sofort die Koffer und schnappte sich Söhnchen Max, um nach Australien zu fliegen. An die Tour mit Jimmy Barnes hat Carlton beste Erinnerungen: „Jimmy ist ein Gesangsphänomen und Soul Brother, wir hatten eine Klasse-Zeit“, schwärmt er. Während der Papa die Bühnen von Down Under und New Zealand bespielte, ging Max auf eine australische Schule. Beeindruckt durch Carl‘s Gitarrenkunst und Bühnenpräsenz rekrutierte ihn das Joe Cocker-Management.

Erwähnenswert ist die Anekdote, warum Carl ein Bruce-Springsteen-Engagement ablehnte. Als der Anruf ihn erreichte, standen Carl und seine Kids mit gepacktem Rucksack auf dem Sprung in einen Abenteuer-Urlaub. So schwer es ihm auch fiel, ein Blick in die Gesichter von Max, Jessica und Keanu überzeugte ihn, dieses mal nicht dem Ruf des Ruhmes zu folgen. Springsteen war beeindruckt und lud Carl prompt zu sich nach Hause in New Jersey ein.

Es folgten Engagements als Guitar Slinger, Produzent und Songwriter für Eric Burdon, Alannah Myles, Keb Mo, Paul Young, Yothu Yindi, Amanda Marshall, Madness, Fun Loving Criminals, Simple Minds, um nur einige zu nennen.

Eine entscheidende Begegnung hatte der Rock´n´Roll-Weltbürger Mitte der 90er mit Robert Palmer, der sein enger Freund, Mentor und Soulbrother wurde: „Irgendwann fragte er mich, warum ich nicht meine eigene Band hätte. Ich hatte Zweifel am Musikgeschäft und auch an meiner Stimme. Robert entgegnete, dass er meine Stimme genauso liebe wie mein Songwriting. ,Are you an artist, or what?'“

Derart an seiner Künstlerehre gepackt, beschloss Carl Carlton, die Songdogs aus der Taufe zu heben und als Frontmann Verantwortung zu übernehmen. Mit dieser Band schuf er sich das perfekte Vehikel, um seiner Leidenschaft für amerikanische Roots-Musik zu frönen. Ohne Kompromisse konnte er von nun an Melodien und Texte verfassen, Slide-Gitarre und Mandoline spielen, sich mit leicht heiserem Organ wahlweise den Frust von der Seele singen oder hemmungslos das Leben abfeiern.

Im September 2000 rief Carl Carlton sein Rudel zum ersten Mal in das sagenumwobene „Dockside Studio“ in den Sümpfen Louisianas. Zu den festen Songdogs gehören seither Gitarrist Moses Mo, Bassist Wyzard (beide von den Funk-Rock-Pionieren Mother´s Finest) und Pascal Kravetz (Keyboards). Begleitet wurden sie von einer Meute Gelegenheits-Songdogs wie etwa Slidegitarrist Sonny Landreth, Keyboarder Ian McLagan (Small Faces, Rolling Stones), sowie Mitgliedern von The Band - Levon Helm (Drums) und Garth Hudson (Keyboards). Selbstverständlich war auch Freund Robert Palmer (als Background Vocalist) mit von der Partie. Und Nachbar Ronnie Wood steuerte zwei Songs bei.

Heraus kamen 13 Lieder, die Herz und Seele amerikanischer Musik verkörpern. „Revolution Avenue“ erschien 2001 und sorgte allerorten für lachende Gesichter. Nach ausgiebigem Touring versammelte sich (fast) die gleiche Songdog-Schar wiederum für „Love & Respect“ (2003). Neu im Rudel war Xavier Naidoo. Die anschließende Tournee endete 2005 mit umjubelten TV-Auftritten im „Rockpalast“ und „Beat Club“.

In den letzten Jahren ist viel passiert, aber den luftigen Gipfeln folgten leider auch tiefe Täler. Carls teurer Freund Robert Palmer starb 2003. Seine Ehe zerbrach. Er erlitt einen Nervenzusammenbruch auf offener Bühne. Nur langsam erholte Carl sich von all dem Unglück, das über ihn hereingebrochen war. Doch nach der Phase der Trauer, begann die Phase der Verarbeitung.

So entstanden eine Reihe blues-getönter Seelentröster, später kamen trotzige Durchhalte-Rocker und am Ende sogar sonnige Muntermacher hinzu. Eingespielt wurden die „Songs For The Lost And Brave“ in Levon Helms Studio in Woodstock, „einem Ort, an dem die Zeit stehen geblieben ist“, wie Carl findet und an dem mit The Band amerikanische Musikgeschichte geschrieben wurde.

Mit Zack Alford (Springsteen, David Bowie, B 52´s u. v. a.) begrüßen die Songdogs einen neuen Schlagzeuger der Extraklasse. Das Album „Songs For The Lost And Brave“ ist eine intensive Mischung aus Rock´n´Roll, Blues, Funk, Soul und Folk - 15 Titel, die ihre warmen Strahlen bis in die Tiefe der Seele senden.

(Quelle: Alexandra Doerrie, Another Dimension, 12.9.2008)


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