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Vor langer Zeit brachten die Menschen – sobald man die Worte Surfen und Musik in einem Satz erwähnte –Bilder der frühen Sechziger damit in Verbindung. Doch Dank Künstlern wie Donavon Frankenreiter - der, im Gegensatz zu den Old-School Surf-Rockern, seinen Weg durch die Wellen genau so gut kennt, wie das Griffbrett seiner Gitarre – haben sich solche Bilder radikal verändert. Es geht inzwischen genau so sehr darum, sich auf das musikalische Abenteuer zu konzentrieren, wie die guten Vibes zu verbreiten.
Im Verlauf des letzten Jahre etablierte sich der in Kalifornien aufgewachsene Frankenreiter dank seiner unermüdlichen Tourneen und Songs wie „Free“ (der nach seinem Release vor zwei Jahren zum Adult Album Alternative-Radio Standard wurde) als eine der „Stimmen“ der Akustik-Rock-Szene. Doch es war ihm nicht genug, und so schaltete er für seine zweite Veröffentlichung (und die erste für das Label Lost Highway) „Move By Yourself“ in den nächsten Gang.
Die elf Stücke auf seiner neuen CD bedeuten eine grundlegende musikalische Veränderung für Frankenreiter. Seine sonnenverwöhnte Offenheit zeigt sich immer noch in jedem seiner Songs, doch er drückt seine Gefühle inzwischen mit Hilfe anderer Sounds aus. Vom Keyboard-durchtränkten „Let It Go“ (ein Song, der die Seele der Allmans mit einer nicht zu verleugnenden Sensibilität für den Pop mischt) bis zu den Funk-Grooves des lodernden Titeltracks.
„Ich höre so viel verschiedene Musik und ich fühle mich beim Mitsingen von fast jedem Musikstil wohl. Also will ich nicht als der Typ rüberkommen, der nichts macht, außer mit seiner akustischen Gitarre am Strand zu sitzen und seine Songs am Lagerfeuer zu spielen“, meint Frankenreiter, „Vor allem das funky Zeug zu spielen macht richtig Spaß. Es führt mich zu einem anderen Teil meiner Persönlichkeit.“
Um diese anderen Seiten seiner Persönlichkeit komplett auskundschaften zu können, beschloss der Sänger aus Laguna Beach, dass ihm ein Kulissenwechsel gut tun würde. Nachdem er sein selbstbetiteltes Debüt auf Brushfire Records – dem Label seines langjährigen Freundes Jack Johnson – herausbrachte, entschied Frankenreiter, sich für „Move By Yourself“ an Lost Highway zu binden.
„Jack und Mario (Caldato) haben einen großartigen Job bei meiner letzte Platte gemacht und ich hatte eine wunderschöne Zeit während der Aufnahmen. Ich habe mich einfach nach einem Wechsel gefühlt, dem ging kein Ärger oder so was voraus“, sagt er. „Ich wollte aufgrund meiner eigenen Verdienste Erfolg haben – oder scheitern, also ergriff ich die Gelegenheit, Teil eines Artist Rosters wie dem von Lost Highway zu werden.“
Frankenreiter arbeitete seit Jahren darauf hin, ein Teil dieses Rosters zu werden. Nachdem er sich als einer der gefeiertesten Surfer der Welt etabliert hatte – ein Talent, das ihn bereits vor seinem 16. Geburtstag um die halbe Welt führte – nahm er sich der Gitarre an, um eine andere Art von Welle beherrschen zu lernen. In seinem Senior-Jahr in der Highschool spielte er in der beliebten Liveband Peanut Butter And Jam, was ihm zeigte, dass es – für ihn und das Publikum - eine komplett andere Art von Vergnügen ist, eine Bühne zu entern.
„Die Wahrheit ist, dass das Surfen meine erste große Liebe ist“, gibt er zu, „Eine sehr lange Zeit war es sogar mein Leben. Ich verdiente meinen Lebensunterhalt damit, seit ich 16 war. Das Surfen hat mich einmal um die Welt geführt. Aber es ist etwas komplett anderes, als Musik zu machen. Wenn ich mit einem Freund surfen gehe, kann es einen Glanz-Moment geben. Aber wenn ich eine wirklich unglaubliche Welle erwische und dann versuche, das jemand anders zu erklären, dann ist es denen meist einfach nicht möglich, das nachzuvollziehen. Aber meine Frau – oder jeder andere – kann mir bei Spielen auf der Bühne zusehen und wirklich das fühlen, was ich auch fühle. Das ist magisch, das gibt einem ein Zusammengehörigkeitsgefühl.“
Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl zu erforschen, war eines der Hauptziele Frankenreiters, als er „Move By Yourself“ aufnahm. Er besteht darauf, auch seine Bandkollegen Matt Grundy (Bass), Eric Brigmond (Keyboards) and Craig Barnette (Drums) ihre Credits dafür zuzusprechen, dass sie ihm dabei geholfen haben, die abwechslungsreichen funky Grooves herauszuarbeiten. Außerdem muss er jeden darauf aufmerksam machen, was für altmodische Aufnahmemethoden sie für die Aufnahmen dieser Platte genutzt haben.
„Wir haben in einem Studio in St. Augustine aufgenommen und dieser Typ, Jim Di Vito, hat Tonnen wirklich alten Equipments. Das war grandios“, erinnert sich Donavon. Er hatte two inch-Bänder, keine Click Tracks (Hilfsmittel, um Soundaufnahmen synchron zu halten, Anm.). Wir mussten so arbeiten, wie zu Zeiten, in denen das ganze moderne Studioequipment noch nicht erfunden war. Einfach nur zuzusehen, wie das Tape sich drehte, war eine Freude. Das hat viel damit zu tun, wie die Musik am Ende klingt.“
Dieser Sound ist unstreitbar, unverfroren, organisch. Man glaubt teilweise zu hören, wie das Eis in den Gläsern der imaginären anderen Party-Gäste klirrt. Wenn die Lautstärke sich dann bis zu dem Moment hochschraubt, an dem solche Klänge übertönt würden – wie beim feurigen Song „Fool“, der Frankenreiters gewandte, bluesige Arbeit auf dem Griffbrett seiner Gitarre präsentiert - kommen andere Sinne durch die Greifbarkeit der Hitze und den Geruch von Schweiß zum Einsatz.
„Move By Yourself“ kennt keinen Mangel an solchen akustischen Stimmungsumschwüngen, und doch kann man die Stimmung der Platte definitiv auf einen einzigen Nenner bringen. Natürlich hat das Album ihre nachdrücklichen Momente - aber man kann die Freude, mit der Frankenreiter dem Leben entgegentritt, kaum überhören. Ob er nun von seinen Gefühlen für sein Kind berichtet (wie bei „These Arms“) oder einfach nur das Aufwachen und das Begrüßen eines neuen Tages beschreibt (wie bei „Beautiful Day“): Er ist ein glücklicher Typ und der erste, der das auch zugibt.
„Für mich ist das eine komplett positive Sache“, erklärt Frankenreiter. „Ich habe mit Leuten gesprochen, die mich fragten, warum ich nicht mal etwas deprimiertere Songs schreibe. Klar, habe ich meine schlechten Tage – wie jeder andere auch - aber meistens fühle ich mich glücklich. Wenn ich meine Gitarre in die Hand nehme, fühle ich mich gut. Ich möchte dann immer eine Flasche Wein öffnen und eine Party feiern. Genau so sollen sich auch die Leute fühlen, wenn sie meine Musik hören.“
(Quelle: Universal Music Group, 2006) FORMAT: CD
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