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Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Mit ihrem zweiten Studioalbum „Our Time“ liefern Scab 2008 einen stichhaltigen Beweis für die steinalte Aristoteles-These. Hier lassen vier Vollblutmusiker mit verschiedensten Vorlieben ihren Gedanken freien Lauf, werfen zündende Ideen zusammen – und landen bei einem kernig-punkigen Rock-Album, das viel mehr ist als die Addition seiner Bestandteile.
„Our Time“ beweist: Scab haben ihre Spur gefunden. Zwölf clever ausbalancierte Songs bewegen sich vogelfrei im Spannungsfeld zwischen flammendem Rock und positivem Tiefsinn, Melancholie, angerautem Pop-Punk und Zeitgeist. „Wir jagen keinen Klischees nach, sondern machen unser Ding“, definiert Scab-Sänger Roman die Band-Philosophie. Hingucker-Tattoos? Schwere Nietengürtel? Szenige Trendaccessoires? Geschenkt. „Wir konzentrieren uns aufs Wesentliche: Gib uns einen Raum, egal wie groß, mit zwei Steckdosen – wir rocken ihn!“ Dazu lassen Scab keine Gelegenheit aus. Sie teilten die Bühne mit Bands wie Blackmail, Madsen oder No Use For A Name und trugen den Scab-Sound über die Landesgrenzen hinaus. Sie spielten in der Schweiz, in Österreich, Italien, Frankreich und zuletzt am anderen Ende der Welt: Anfang 2008 tourten Scab drei Wochen lang durch Australien im Achtsitzer-Bus. „Alles lief im ‚No-Worries-Style’, typisch australisch“, schmunzelt Roman. Erst kurz vor dem Flug erfuhr die Band, wo und wann die Übersee-Shows stattfinden sollten und wurde in klebrigen Metalkneipen ebenso mit offenen Armen empfangen wie in kleinen, feinen Hallen. „Die Shows waren der Hammer“, erinnert sich Roman, „und nebenbei war diese Reise der ultimative Test dafür, ob Scab als Team wirklich funktioniert. Es hat geklappt!“ Nicht selten saß die Band 18 Stunden am Stück im Mini-Bus. Reichlich Zeit, um über Musik zu diskutieren und das neue Album voranzutreiben. On the road fielen Entscheidungen. Auf den staubigen Straßen Australiens fand die Band die gemeinsame, charakteristische Scab-Spur, die „Our Time“ prägt.
„Wir wissen jetzt: Die Möglichkeiten, die die Musik uns bietet, sind fast grenzenlos“, erklärt Roman, der die neuen Songs mit seiner charismatischen Stimme zwischen androgyner Kühle und warmer Melodik beseelt. „Nicht nur beim Gesang gilt: Wir schöpfen unsere Optionen mit vollen Händen aus, solange der Song dadurch gewinnt.“ Alle Arbeiten an „Our Time“ folgten einem obersten Gebot: Einfach machen! Der Leitsatz galt in doppelter Hinsicht. Beim Songwriting lag die Betonung auf „einfach“, bei den Studioaufnahmen auf dem Wort „machen“. „Als wir die Songs schrieben, war klar: Alles ist möglich, aber nicht auf Teufel komm raus“, erklärt Roman die Philosophie. „Wir haben ganz bewusst auch mal einige Spuren eingespart, einige Einfälle rausgelassen und die Musik schlichter, schlanker und einfacher gehalten.“ Die Aufnahmen in den Smart Arts-Studios folgten ebenfalls der „Einfach machen!“-Faustregel.
„Wir wollten verhindern, dass eine frische Idee mal eben zerredet würde“, erinnert sich der Scab-Sänger. „Wenn jemand mit einem Einfall ankam, haben wir es einfach gemacht. Wir haben alles ausprobiert – ohne Ausreden, ohne Ausnahmen.“
Aus einem kapitalen Berg an Geistesblitzen, ambitionierten Ansätzen und eigenwilligen Experimenten schälte sich schließlich „Our Time“. Ein infektiöses Album voller Hooks und Höhenflüge, die sich inhaltlich vor allem einem Gedanken widmen: „Es geht um positive Hoffnung. Wir können gemeinsam Probleme lösen, etwas auf die Beine stellen oder uns einfach nur treiben lassen“, sinniert Roman. „Ganz egal, was wir tun: Wir sollten es bewusst machen.“ Mit diesem Leitmotiv, das weite Teile des Albums bestimmt, reichen Scab allen und jedem die Hand. „Jeder kann zu jener Gruppe gehören, die das ‚our’ im Albumtitel umfasst“, gibt sich der Scab-Sänger einladend. „Einzige Voraussetzung ist, dass man seine Zeit nutzen möchte, wozu auch immer.“ Weil einige Songs nur lose mit dem zentralen Thema verbunden sind, darf „Our Time“ als „halbes Konzeptalbum“ verstanden werden, erklärt Roman mit einem Augenzwinkern.
Musikalisch machen Scab keine halben Sachen: „Our Time“ ist ein Ganzes. Ein Album wie aus einem Guss, bei dem die einzelnen Einflüsse in einen mächtig mitreißenden Strom aus Punk und Seele, Rock und Drive münden. „Our Time“ strotzt vor schillernden Details, pulsiert, vibriert und zeigt eine Band, die Biss und – pardon! – Eier hat. „Our Time“ ist definitiv mehr ist als die Summe seiner Teile. Aristoteles lag richtig, Scab tun es auch. Nehmt euch die Zeit, hier genauer hinzuhören – ganz bewusst. It’s „Our time“!
(Quelle: Alexandra Doerrie, Another Dimension) FORMAT: CD
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