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CD-DETAILS JIL IS LUCKY [JIL IS LUCKY]


Foto: Plattenfirma

Jil Is Lucky

Jil Is Lucky [Pop]


RELEASE: 26.03.2010


LABEL: Roy Music /EMI

VERTRIEB: Rough Trade

WEBSITE: www.jilislucky.fr

Jil Is Lucky MySpace Amazon 

Was wissen wir über Jil? Nun, nicht sonderlich viel. Sein Vorname Jil steht auf jeden Fall als Akronym für Jil Is Lucky. Außerdem ist Jil 24 Jahre alt und lebt zur Zeit in Paris. Wir könnten ihn bereits auf dem Weg Richtung Anden getroffen oder in der All Saints Church in Harlem singen gehört haben. Selbst eine Bar in Indien verdankt ihm ihren Namen.


The Wanderer Jil is Lucky
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Einige Jahre lang ist er allein und suchend durch die Weltgeschichte gereist, um seine Fähigkeiten als Pop- und No-Folk-Musiker zu verbessern – und zwar abseits sämtlicher Klischees, die oftmals mit diesen Genrebezeichnungen einhergehen. Auf dieser Wanderschaft zwischen den Ghettos von Prag und den aufgewühlten Vierteln von Sidi bel Abbés in Algerien ist er schließlich fündig geworden und hat seine musikalischen Mitstreiter zusammengetragen. Seit dem Tage, als Jil sie nach langer Vorarbeit bei sich aufgenommen hat, folgen sie ihm blind und verbreiten überall auf der Welt seine Philosophie. Am Fuße des Sainte-Victoire-Gebirges sind sie seinerzeit mehrere Monate lang von Jil eingewiesen worden und haben in fast schon religiöser Zurückgezogenheit gemeinsam zwölf Songs aufgenommen, die nun allesamt auf ihrem ersten Album zu finden sind.

Nach wie vor ist die Gruppe um ihren „Messias“ versammelt, um an seiner Seite ihren gemeinsamen Glauben an die Musik zu verteidigen. Im Backstage-Raum der Londoner "Paradise Bar" haben wir sie getroffen.

Warum bist du immer so unruhig?
Das ist schon viel besser geworden. Als ich damals mit sechs Jahren angefangen habe Gitarre zu spielen, was im Nachhinein auch viel zu früh für mich war, war ich sehr verkrampft und verschlossen dabei, sodass ich mich irgendwann mehr aufs Singen konzentriert habe. Und die Wanderschaft war es letztlich, die mir gezeigt hat, wie lebenswichtig das Komponieren für mich ist. Das ist wie ein Auswuchs meiner Stimmung, irgendwo zwischen purer Freude und abgrundtiefer Traurigkeit. Die Reise hat mir letztlich dabei geholfen zu verstehen, wie meine Gitarre mir dabei helfen kann.

Hast du den Song „The Wanderer“ komponiert, als du unterwegs warst?
Ja, vor zwei Jahren. Ich habe im Prager Ghetto Tee getrunken, als ich auf einmal eine Eingebung hatte und Melodie und Text plötzlich in meinem Kopf waren. Dazu muss man wissen, dass ich davor eine Art psychische Blockade hatte – so als ob ich nur darauf gewartet hätte, dass mich dieser Song erreicht. Danach bin ich nach Paris zurückgekehrt und habe angefangen, an dem Album zu arbeiten. Dieser Sommer war dahingehend die reinste Offenbarung und hat mich in vielerlei Hinsicht grundlegend verändert.

Das Stück klingt wie eine Hymne auf das Vagabundendasein und die Freiheit.
Danke schön! Ich habe ihn auch tatsächlich geschrieben, während ich auf der Straße entlang gelaufen bin. Schritte sind oft das rhythmische Grundgerüst, das mit meiner Stimmung im jeweiligen Moment oft am besten harmoniert.

Lässt einen die Platte trotz ihrer Melancholie glücklicher zurück?
Das ist schwer zu sagen. Wenn man sich auf Reisen befindet, bekommt man oft viele unterschiedliche Dinge zu essen und dieser Umstand hat mich während meiner Wanderschaft das Bittersüße wertschätzen lassen. Man fühlt das auch in einigen Songs. Man kann das vergleichen, als würde man Brotkrumen in Karamel eintauchen und daraus eine Kruste für einen Schweinebraten machen. Ein Rezept, das ich übrigens in den Randbezirken Shanghais kennengelernt und für den Song „Supernovas“ adaptiert habe. Da kommen viele unterschiedliche Sinneseindrücke zusammen.

Sind deine Melodien zeitlos oder gar traditionell?
Ja, die harmonischen Variationen, die man auf dem Album hören kann, sind wie eine Palette aus einem Bastelladen, auf der man statt verschiedener Farben eben Pop mit Klezmer, Klezmer mit Traditionellem und das Traditionelle wiederum mit Mariachi-Musik mischt.

Welche drei Alben haben dich als Musiker stark inspiriert?
Nirvanas „Nevermind“, „The Velvet Underground And Nico“ von Velvet Underground und Leonard Cohens „Songs From A Room“.

Hast du wirklich seit deinem 12. Lebensjahr in Bars gespielt?
Ja, das stimmt. Ich habe wirklich früh angefangen. Mein Bruder wollte, dass ich ihn begleite, sodass mich der Besitzer dieser einen Bar immer durch die Hintertür rein und raus gelassen hat, um keinen Ärger mit der Polizei zu bekommen. Und genau wie alle anderen Musiker auch, wurde ich in Drinks ausbezahlt. Ich habe sehr früh gemerkt, dass das Publikum und ich uns viel zu erzählen haben. Deshalb haben wir seitdem sehr viel miteinander gesprochen.

Im Stück „Don’t Work“ heißt es: „Five weeks in a year is like a second in a day.“ Ist diese Zeile auch für die heutige Revalorisierung von Arbeit relevant?
Fünf Wochen bezahlter Urlaub sind doch vollkommen anormal. Mir kommt es zutiefst unsinnig vor, bloß fünf Wochen im Jahr wirklich zu leben. Deshalb verweigern wir uns der Arbeit in dieser Gesellschaft.

In Stücken wie „Maolo Majora Canamus“ oder „Hovering Machine“ spürt man eine mystische Seite. War es vonnöten, dafür mit Drogen zu experimentieren?
Nein, das ist nicht essenziell. Aber das Experimentieren mit Psychopharmaka ermöglicht es dir, verschiedene Farben, Glauben und Dimensionen der Musik besser wahrzunehmen. Darin liegt mein Hang zu dieser Form von „Hallucinogetic-Folk“ begründet.

Man fühlt auf dem Album eine starke Präsenz von Weiblichkeit. Wer ist diese Jane, die auf vielen Songs der Platte zu hören ist?
Jane ist meine Seelenverwandte. Wir teilen aber nicht nur die Songs, sondern auch noch viele andere Dinge miteinander.

Was wolltest du durch dein Posieren inmitten dieser Robotermenschen auf dem Cover aussagen?
Erst einmal muss ich Romin Favre von der In Your Hair-Agentur für seine großartige Arbeit danken. Es ist doch so: Wir leben in einer tiefreligiösen Welt, und das sieht man auch im Inlay der Platte. Mein Bruder ist der Moslem, der Papst sitzt zu meiner Rechten, der Hindu hinter mir und meine Füße formen die neun Äste einer Menora (Anmerkung: Eine Menora ist der Kerzenständer, mit dem die Juden am Chanukka-Fest das Licht feiern). Das Booklet ist voll von solchen Symbolen. Jeder wird genau diejenigen erkennen, die er sehen will.

Sind all diese Anhänger der verschiedene Religionen zusammengekommen, um für eine gemeinsame Sache einzustehen oder deshalb, weil sie ihre jeweils eigenen Gemeinden gegen die anderen verteidigen wollen?
Diese Anhänger vereint der Surrealismus ihres Dogmas, ihr irrationaler Diskurs und ihr Krieg der Unsinnigkeit. Sie sind die Roboter von gestern. Aber ich möchte mit der Mühe, die in dieses Booklet gesteckt wurde, auch darauf aufmerksam machen, welchen Nutzen man aus so einem Booklet ziehen kann. Denn schon bald wird es solche Booklets nicht mehr geben.

Werden deine Musiker auch in Roboter-Outfits spielen?
Die Kostüme sollten lediglich Symbole repräsentieren und dem Bild eine Sprache geben. Wenn wir mit 14 Leuten auf der Bühne stehen werden, haben wir dafür keinerlei Verwendung. Aber meine Stiefel, die werde ich sicherlich tragen.

(Quelle: Sven-Erik Stephan, Beatsinternational, 2010)


FORMAT: CD


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