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CD-DETAILS EXTREME BEHAVIOR [HINDER]

Hinder

Extreme Behavior [Rock / Alternative]


RELEASE: 15.09.2007


LABEL: Universal

VERTRIEB: Universal

WEBSITE: www.hinderonline.com

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Zwei Dinge müssen zusammenkommen, damit eine große Rock’n’roll-Band entstehen und sich entwickeln kann: Zunächst brauchen die angehenden Rocker einen Traum, eine Vision. Was dann noch fehlt, ist Risikobereitschaft. Für das aus Oklahoma City stammende Quintett Hinder bestand der Traum schlichtweg darin, Rockstars zu werden: Rockstars, die den schnörkellosen Sound ihrer Vorbilder – namentlich Aerosmith, Bad Company, Guns N' Roses oder The Rolling Stones – neu aufleben lassen und damit ihre Tradition fortschreiben.

Im Jahr 2004, nachdem sie einen ganzen Haufen Songs geschrieben hatten, die in ihrer Region zugegebenermaßen wie eine Bombe eingeschlagen waren, machten sich Hinder daran, das nächste Level zu erreichen. Also nahmen sie einen stattlichen Kredit auf und gingen mit den beiden Produzenten Joey Moi und Brian Howes ins Studio, um ihr Demo aufzunehmen. Zu jener Zeit wohnten sie gerade in einem Wohnmobil auf einem Campingplatz, hatten kein wirkliches Einkommen, geschweige denn eine Idee, wie sie das geliehene Geld jemals zurückzahlen sollten. Aber sie hatten ein Ziel vor Augen: „Wir waren fest entschlossen“, berichtet Sänger Austin Winkler, „und wir sagten uns andauernd: `Das muss einfach klappen. Es gibt nichts, das uns davon abhalten könnte.´“ An Hinder-nisse war also nicht zu denken.

Besagte Aufnahme, ihr Debüt-Demo, veröffentlichten sie unter dem Titel „Far From Close“ in Eigenregie, und immerhin konnten sie stolze 5.000 Einheiten bei Konzerten und übers Netz verkaufen. Schließlich hörte ein A&R von Universal Republic Records einen Track im Netz, besorgte sich im Handumdrehen die gesamte CD, hörte diese, und saß schon wenige Stunden später im Flieger nach Oklahoma, um Hinder einen Vertrag unter die Nase zu halten. Der erhoffte Erfolg hatte also nicht lange auf sich warten lassen. Anfang 2005 marschierten die Bandmitglieder dann in ihre Bankfiliale, um ihr Darlehen (vollständig!) zurück zu zahlen; im September des Jahres erschien mit „Extreme Behavior“ ihr offizielles Debütalbum, und noch ein weiteres Jahr später hatte besagtes Album auch schon Goldstatus erreicht...

Noch besser als diese Entwicklung ist jedoch folgendes: Aufgrund von grandiosen Airplay-Erfolgen in den Staaten und diversen Tour-Erlebnissen mit Bands wie Godsmack, Nickelback und Staind, sieht es keinesfalls danach aus, dass Hinder ihr Tempo drosseln oder einen Gang runterschalten wollen: „Lips of an Angel“, die zweite Singleauskopplung aus „Extreme Behavior“, ging geradewegs in die Top-10 der „Billboard Hot 100 Pop Singles Charts“, dazu landete die Single in den Top-5 der „Hot Mainstream Rock Tracks Charts“. „Es ist unfassbar, wir werden einfach immer größer und größer“, kommentiert Schlagzeuger Cody Hanson, der gemeinsam mit Winkler für das Songwriting der Band verantwortlich ist. „Wir haben im Grunde das gesamte letzte Jahr im Tourbus verbracht, ohne Pause, und da wächst die Fanbase schon ganz ordentlich. Als wir dann aber `Lips of an Angel´ veröffentlichten, da sind wir mit einem Mal auf einem ganz neuen Level gelandet. Von da an ging’s richtig ab!“

Der Durchbruchssong entstand eines Tages, und zwar quasi aus dem Stehgreif, nachdem Hanson seinem Kollegen Winkler eine neue Akkordfolge vorgespielt hatte, die dieser ganz nebenbei erdacht (oder aber aus der Luft gegriffen) hatte. Winkler wusste im Handumdrehen die passende Gesangslinie, während Hanson den Text beisteuerte – und schon war ihr erster großer Hit entstanden! „Besonders cool an der Entstehungsgeschichte dieses Songs ist, dass der Text direkt an eine Anekdote anknüpft, die Austin mir kurz zuvor erzählt hatte“, berichtet Hanson. „Weite Teile des Texts habe ich direkt aus unserer Unterhaltung genommen und in den Song eingebaut.“

„Der Song handelt davon, wie eine Ex-Freundin anruft, während sich deine derzeitige Freundin im Nebenzimmer befindet“, erklärt Winkler. „Du weißt schon, man versucht, ganz leise zu sein, will nicht, dass die derzeitige Freundin etwas von dem Gespräch mitbekommt, aber gleichzeitig willst du ihr [deiner Ex] unbedingt sagen, dass du sie vermisst.“

Im Zeitalter der Gangstarap-Dauerposen, des spottsüchtigen Hipster-Rocks bzw. des überkandidelten Post-Grunge, schlagen Hinder mit klassischem Rock’n’roll zurück. Sie halten die Fahne des guten alten Rock in die Höhe, ohne Posen, Allüren oder sinnfreies Gehabe, schreiben heftige Hymnen und verdammt ehrliche Balladen, die einen Nerv treffen, ohne dabei unbedingt ironisch, wütend oder depressiv sein zu wollen.

„Rock’n’roll soll doch einfach nur Spaß machen! Darum geht’s, und darum ging’s schon immer“, erklärt Winkler. „Der Sound darf nicht so düster und schwermütig sein. Vielmehr sollte man, wenn man seinen Blick in die Gesichter des Publikums richtet, sehen, wie sie Spaß haben, wie sie lächeln und abgehen, Bier trinken und miteinander rummachen.“

Es ist in der Tat beeindruckend, wie weit Hinder in weniger als fünf Jahren gekommen sind – besonders, wenn man bedenkt, dass sich Winkler und Hanson erst nach der Jahrtausendwende zufälligerweise begegnet sind. Sie trafen sich erstmalig auf einer Hausparty, in deren Rahmen Winklers damalige Cover-Band einen Auftritt hatte. Am Wochenende drauf lud Hanson die Combo in sein Haus ein, zum Abhängen und Biertrinken.

„Ich ging einfach nur durch sein Haus, gelangweilt und betrunken, und da kam ich in diesen einen Raum, in dem acht Gitarren und ein Schlagzeug standen!“, erinnert sich Winkler zurück. „Also rannte ich sofort zu Cody und fragte, `Alter, gehört der ganze Kram dir? Machst du Musik? Wir müssen uns mal treffen und eine Jam-Session machen!´ Nur zwei Tage später befand ich mich erneut in seinem Haus, und wir rockten seinen Instrumentenpark auseinander!“

„Das Lustigste daran war, dass ich mich zu jener Zeit überhaupt nicht nach einer Band umgeschaut habe. Eigentlich hatte ich keinerlei Interesse“, fügt Hanson hinzu. „Mein Schlagzeug hatte ich schon seit Jahren nicht mehr angerührt, weil ich gerade dabei war, mich auf mein Studium zu konzentrieren. Allerdings spielte ein guter Freund von mir in einer Band, und die wiederum suchten gerade einen Sänger, also sagte ich zu ihm, `Yeah, bei mir wird demnächst ein Typ vorbeischauen. Wenn er was taugt, werde ich ihn einfach zu euch schicken.´“

Als Winkler dann jedoch auftauchte, änderte Hanson seinen ursprünglichen Plan: Die beiden begannen ihre Jam-Session mit einem Song, den Winkler komponiert hatte, und als es schließlich Abend wurde, hatten sie das Stück schon rund 50 mal gespielt und immer weiter verfeinert...

„Schon beim ersten Akkord sagte ich zu mir, `Alter Schwede, hier passiert gerade etwas ganz Besonderes. Das hat nichts mit dem ganzen Kram zu tun, den man sonst zu hören bekommt.´ Dazu kommt, dass mich Austins Stimme von Anfang an umgehauen hat. Er hört sich einen Moment wie die Foo Fighters an, und schon im nächsten Augenblick klingt er wie Steven Tyler. Also entschlossen wir uns, die Sache ernsthaft anzugehen, um zu sehen, wie weit wir damit kommen würden.“

Nachdem die beiden Musiker mit Hansons Freund Joe „Blower“ Garvey den passenden Mann für weitere Gitarren-Stunts ins Boot geholt hatten, begannen sie, neues Material zu schreiben. Zeitgleich probierten sie weitere Bassisten und Gitarristen aus, um ihr Line-Up zu komplettieren. Winkler und Hanson arbeiteten zu jener Zeit noch individuell an neuen Ideen, und obwohl in dieser Phase der Song „Get Stoned“ entstand – die vorwärts treibende erste Single zu „Extreme Behavior“ also –, liefen sie erst dann zu kreativer Höchstform auf, als sie schließlich mit vereinten Songwriter-Kräften ans Werk gingen.

„Nachdem wir den Vertrag unterzeichnet hatten, begannen wir, gemeinsam zu schreiben, gemeinsam neue Sounds zu erkunden und gemeinsam zu wachsen. Ab dem Zeitpunkt lief alles wie am Schnürchen, alles wurde immer besser, besonders unsere Texte wurden immer ausgefeilter“, berichtet Winkler heute. „Unser Hauptanliegen war, dass die Leute unsere Texte sofort verstehen können. Es sollten Texte sein, in denen ein zugleich lebhaftes und eindeutiges Bild gezeichnet wird, Texte, über die man nicht lange nachdenken muss, die einen direkt treffen.“

Kurz bevor sie mit der Arbeit an „Extreme Behavior“ begannen, kamen Gitarrist Mark King, den sie über gemeinsame Freunde kannten, und Bassist Mike Rodden dazu, dessen ehemalige Band schon zuvor gemeinsam mit Hinder Konzerte gespielt hatte. Allerdings gab es ein Problem: Rodden war plötzlich untergetaucht. „Er war fast schon ein Mythos,“ lacht Hanson rückblickend. „Wir haben ihn wirklich überall gesucht. In jedem Winkel der Stadt. Aber: keine Spur. Bis ich dann eines nachts im Netz war, um mir die Websites von anderen Bands aus Oklahoma anzuschauen. Da entdeckte ich ihn auf einem Foto, auf dem er mit einer beschissenen Emo-Band zu sehen war. Also riefen wir ihn an, und er war sofort dabei!“

Seither komplett, ließen sich Hinder von nun an ein wenig mehr Zeit: Sie arbeiteten über 12 Monate an denjenigen Songs, die auf „Extreme Behavior“ landen sollten. Erst dann begaben sie sich in die Armoury Studios in Vancouver, wobei ihnen der Produzent Brian Howes (Closure, DDT) und Tontechniker Mike Fraser (Aerosmith, AC/DC) zur Seite standen. „Brian ist ein unglaublich guter Produzent; er hat ein einzigartiges Ohr, einen klanglichen Riecher für die richtigen Sounds“, berichtet Hanson über die Aufnahmen. „Wir gingen also ins Studio, nahmen einen Song auf und dachten, alles sei in trockenen Tüchern – allerdings hatten wir dabei die Rechnung ohne Brian gemacht: Er entdeckte immer wieder ein kleines Element, das man noch verbessern konnte, und zwar bis kurz vor Abschluss der Aufnahmen. Er hat uns auf wahnsinnig viele Dinge aufmerksam gemacht.“

Obwohl weniger als drei Monate bis zur Fertigstellung von „Extreme Behavior“ vergingen, war es doch ein überaus anstrengender Prozess. Jedes Bandmitglied sah sich dazu gezwungen, die letzten (Kreativ-)Reserven aus sich herauszuholen, und keiner akzeptierte halbherzige Ansätze von Seiten der Mitstreiter. Was jedoch nicht bedeutet, dass kein Raum für Späße und Exzesse geblieben wäre...

„Während wir in Vancouver waren, haben wir komplett durchgefeiert. Es war eine einzige Party! Jede Nacht sind wir nach Downtown gefahren, um die Gegend unsicher zu machen. Irgendwann in der Nacht verloren wir uns schließlich aus den Augen, aber am nächsten Morgen trafen wir uns dann beim Wohnmobil, mehr oder weniger unversehrt, um die Nacht ausklingen zu lassen. Manchmal kam es auch vor, dass wir bei Fremden aufwachten, ohne einen blassen Schimmer, was eigentlich vorgefallen war. Das war wahrscheinlich das Lustigste daran: Die Geschichten der zurückliegenden Nacht von den anderen zu hören, was schon wieder Verrücktes passiert war. Das war echt eine phantastische Zeit.“

Wie unschwer zu erkennen, ist der sprichwörtliche „Rock’n’roll-Lifestyle“ für Hinder genauso zentral, wie ihre Musik. Statt jedoch ihre Kreativität mit Alkoholexzessen zu bremsen, nutzen sie ihre nächtlichen (Grenz-)Erfahrungen und flechten sie in ihre Textwelten mit ein: Das im Blues gebadete „Room 21“, ein Donnerschlag von einem Song, handelt vom Sex mit einem x-beliebigen Groupie in einem Hotel, während die mittelschnelle Rocknummer „Bliss“ denjenigen Suff verhandelt, den man sich immer dann einschenkt, wenn man eine verflossene Beziehung vergessen will. „Better Than Me“, das neben einer weinenden Streicher-Sektion mit sehnsüchtigem Gesang besticht, ist hingegen an diejenige Person gerichtet, mit der man nicht länger zusammen ist.

„Der Song handelt davon, wie man mit einem Mädel Schluss macht, und man sich zunächst noch sagt, `Ahh, gut, die werde ich auf keinen Fall vermissen!´ Allerdings sieht das ein Jahr später schon ganz anders aus, wenn man zurückdenkt und einem klar wird, wie oft man sie belogen und betrogen hat... bis man schließlich einsieht, dass sie einen viel besseren Typen verdient hat.“

Ob es sich nun um die überraschenden Riffs oder die abgehackten Parts von „How Long“ oder den verdrehten Rhythmus samt ansteckender Hook von „Nothin’ Good About Goodbye“ handelt – Hinder liefern mit jedem einzelnen Song genau den Sound, der seit geraumer Zeit gefehlt hat: Sie sind eine verdammt direkte Rock’n’roll-Band, bis unter die Zähne mit aufrichtigen Killer-Songs bewaffnet, und absolut frei von (Bullshit-)Allüren! Hinder vereinen sämtliche Grundhaltungen und Persönlichkeitsmerkmale, die den (vermeintlichen) Rockbands der vergangenen Dekade abhanden gekommen sind.

„Die Musikwelt ist momentan so kacke, weil es verdammt noch mal keine richtigen Rockstars mehr gibt“, ergänzt Winkler abschließend. „Die Musiker, die man heute kennt, wollen den ganzen Tag im Dunkeln sitzen und ihre Computerspiele durchzocken. Mit ihren Fans wollen sie nichts zu tun haben, weil sie der Meinung sind, das alles sei viel zu aufwendig und anstrengend. Und das ist absolut falsch! Komplett daneben! Man muss sich auf die Bühne stellen und mit allen im Raum Anwesenden eine ausgelassene Party feiern! Man sollte mit all den Leuten, die man unterwegs trifft, die einen unterstützt haben, die ein Album, ein T-Shirt oder eine Konzertkarte gekauft haben, eine große Sause veranstalten und verdammt noch mal abgehen! Dieser ganze Zirkus sollte eine große Party sein – und wenn du uns fragst, dann kann das auch heute noch so sein. Wir sind immer dabei, wenn irgendwo ein Fass aufgemacht wird!“

(Quelle: Universal Music Group, 2010)


FORMAT: CD


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