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CD-DETAILS LENKA [LENKA]


Foto: Sony Music

Lenka

Lenka [Pop]


RELEASE: 07.08.2009


LABEL: RCA international

VERTRIEB: Sony Music


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„Ich bin wirklich in meinem Element“, murmelt Lenka. Ihr Blick schweift über den Wald, der unweit des Studios in Woodstock/New York beginnt. Im Hintergrund bimmelt sanft ein Windspiel. Die Australierin hat gerade die Aufnahmen der letzten Songs ihres selbst betitelten Debütalbums beendet und werkelt nun an ein paar anderen Stücken herum. Die natürliche Umgebung erinnert sie an zu Hause – nicht an ihre Wahlheimat Los Angeles, sondern an den australischen Busch, wo sie aufwuchs.

„Meine Eltern waren Hippies und mein Vater baute ein Haus an der Südküste von New South Wales“, erklärt sie. „Ich fühle mich mit diesem Teil der Welt wirklich immer noch sehr verbunden, obwohl ich schon mit sieben nach Sydney gezogen bin.“

In der 3,5-Millionenstadt sammelte Lenka schon als Teenager erste Erfahrungen als Schauspielerin, wurde von Cate Blanchett unterrichtet und erhielt in der Folge Hauptrollen in Theaterstücken, Fernsehproduktionen und Independent-Filmen. Daneben übernahm der „punk-ass art school student“ (Eigendefinition) den Part der Sängerin/Keyboarderin bei der angesagten Indie-Electro-Ambient-Band Decoder Ring. Mittlerweile hat sie ihren Lebensmittelpunkt von Australien nach Kalifornien verlagert und firmiert als Solo-Künstlerin.

Doch ganz egal, wo es Lenka hin verschlägt, die frühen Kindheitserinnerungen begleiten sie. Andere Menschen mögen mit zunehmendem Alter Probleme damit haben, das Kind in sich selbst wiederzuentdecken - Lenka hat den Kontakt nie verloren.

Ihr geschmeidiger Gesang umgarnt ihre Texte mit der Leichtigkeit, mit der ein Kind sich an die Beine seiner Mutter klammert… oder wie eine Schlange, die sich um den Hals eines Opfers wickelt. Ob sie dabei lange unterdrückte Ängste zum Ausdruck bringt wie in „Trouble Is A Friend“ oder die längst verlorene Unschuld besingt wie in „We Will Not Grow Old“, ihre Musik ruft Urgefühle hervor, ist frei von Affektiertheit und Zynismus – sich aber auch nicht zu cool für ein Lächeln ab und zu.

“Trouble is a friend but trouble is a foe/And no matter what I feed him, he always seems to grow”, singt sie in „Trouble Is A Friend“ über eine vampiresk bedrohlich klingende Piano-Figur. Ein Vibraphon, eines von vielen Instrumenten, dass sie auf dem Album spielt, weckt schaurige Bilder finsterer, tiefer Wälder, doch Lenkas Gänsehaut-erzeugendes „ah-ah-oo“ macht schnell klar, dass „Trouble“ diesmal derjenige ist, der Ärger bekommt.

„Die Platte ist eine Art Stimmungs-Verstärker“, erklärt die Musikerin. Und im Stimmungsverstärken ist sie so etwas wie ein Experte, spätestens seit sie auf zwei Alben die atmosphärischen Klanglandschaften von Decoder Ring mit ihrem „seltsam eindringlichen“ (Rolling Stone) Gesang bereicherte. „Ich mag es nicht, wenn die Menschen deprimiert sind. Ich will sie aufmuntern“, erklärt sie und gibt dem alten Miesmacher „Trouble“ einen ordentlichen Tritt in den Hintern.

Und auch wenn es auf dem Album vor zerbrochenen Romanzen („Wrote Me Out“, geschrieben mit AFI-Bassist/Keyboarder Hunter Burgan), Selbsthass („Anything I’m Not“), schwierige Beziehungen („Dangerous & Sweet“ mit Howie Day als Gastsänger) und Fernbeziehungssehnsucht („Skipalong“) wimmelt, so ist „Lenka“ durchweg optimistisch.

Typisch für ihre Herangehensweise ist auch der Song „The Show“. Die eher ernüchternde Prämisse – das Leben ist eine einzige Show, und oft eine ziemlich schlechte – geht mit unerwarteter Souveränität in einen mitreißenden Refrain über, der in einem Finale endet, in dem die Sängerin forsch „I want my money back!“ skandiert. „Ich hatte Idee, alle meine Freunde ins Studio einzuladen, damit sie den Refrain wie ein betrunkener Tavernen-Chor singen“, erklärt sie. „Die australische Folksängerin Missy Higgins war auch dabei.”

Die Streicher zu „Don’t Let Me Fall” wurden vom renommierten Komponisten und Arrangeur David Campbell (besser bekannst als Becks Vater) dirigiert. Der Song war anfangs ein neurotisches Liebeslied, inspiriert von den Arbeiten der Filmemacherin/ Performancekünstlerin/Autorin Miranda July („Me And You and Everyone We Know“), entwickelte es sich allerdings später in einen unglaublich beruhigenden Song mit beinahe Schlaflied-Qualitäten. Produzent Mike Elizondo (Fiona Apple, Jay-Z etc.) stand Lenka bei diesem Kunststück hilfreich zur Seite – so machte er es u. a. möglich, dass die Aufnahmesessions in den historischen Capitol Records Studios stattfinden konnten.

„Es war wirklich außergewöhnlich, in einem Studio mit neun Streichern zu sein, die David dirgierte“, sagt sie. „normalerweise hocke ich in einer schäbigen Garage und mache meine Musik, das war für mich ziemlich luxuriös.“

Lenkas erfrischende Sensibilität erstreckt sich auf jedes Element ihrer Musik. Ein gutes Bespiel sind z. B. die skurrilen, Papier-Stop-Motion-Animations-Videos, die sie zusammen mit ihrem Landsmann, dem Künstler Gulliver Hancock, inszeniert. „Wir sind so eine Art Künstler-Duo. Ich stehe auf verschiedene Stile von Kunsthandwerk, ich mag es, wenn Dinge ein wenig schlecht gemacht aussehen, oder absichtlich wie von Kinderhand gezeichnet – so wie die Sachen von Michel Gondry“, erklärt sie.

Obwohl ihr Vater Jazzmusiker ist, waren Lenkas erste musikalische Gehversuche für sie lediglich Mittel zum Zweck. „Ich wurde gezwungen, Klavier und Trompete zu lernen, aber ich habe es einfach nur gehasst“, erinnert sie sich. „Meine Eltern haben mich bestochen, indem sie mir versprachen, ich dürfte mir Ohrlöcher stechen lassen, wenn ich eine bestimmte Note in meiner Musikprüfung schaffe. Sobald ich das Zeugnis hatte, ließ ich mir die Ohren stechen und hängte den Musikunterricht an den Nagel.“

Als Teenager begeisterte sie sich für die Schauspielerei, ausgelöst von ihrem Unterricht mit Cate Blanchett am „Australian Theatre for Young People“. „Cate war sehr leidenschaftlich, sehr inspirierend und lustig. Durch sie habe ich mich in die Schauspielerei verliebt und sie verschaffte mir auch meinen ersten Profi-Job“, erzählt Lenka.

Während sie sich abwechselnd mit Kunsthochschule und Schauspielerei (darunter Rollen in erfolgreichen Independent-Filmen wie „The Dish“ und „Lost Things“) die Zeit vertrieb, kam sie durch ein Theaterstück, in dem sie singen musste, wieder mit Musik in Berührung. Sie hatte gerade damit begonnen, Demos in Sydney aufzunehmen, als ihr Schlagzeuger, Mitglied von Decoder Ring, ihr anbot, bei seiner Band als Sängerin einzusteigen, um den Soundtrack für den Indie-Film „Somersault“ aufzunehmen. Sowohl Film als auch Soundtrack wurden mit zahlreichen Awards ausgezeichnet und Lenka und die Band reisten 2006 in die USA, um beim „South By Southwest“-Festival aufzutreten und eine kurze Tour zu absolvieren.

Nachdem sie ein zweites Album mit Decoder Ring aufgenommen hatte, beschloss sie, fortan solo weiter zu machen. In der Folgezeit pendelte sie ständig zwischen den Vereinigten Staaten, Europa und Australien, je nach Arbeitsaufkommen und Visum, hin- und her. Nach dem Umzug nach Los Angeles im Jahre 2007 erwartete Lenka in ihrer neuen Heimat ein denkwürdiger erster Abend: „Follow“, einer ihrer frühesten Songs, kam in einer Folge der TV-Serie „Dirt“ zum Einsatz. „Es war in der Szene, in der sich Courtney Cox mit einem Vibrator befriedigt”, erinnert sie sich, “wir hatten echt was zu lachen.“

Von zahlreichen Labels umworben, entschied sich die Musikerin schließlich für einen Deal bei Epic. „Als ich ihnen erklärte, welche Vorstellungen ich hinsichtlich meiner Karriere habe, waren sie sehr angetan und sagten: ‚Wir wollen dir eigentlich nur dabei helfen, deine Ideen umzusetzen’“, erinnert sie sich. „Es ist zwar ein Majorlabel, aber die Philosophie ist die eines Indies.“

Die Aufnahmen zu ihrem Debütalbum begannen im vergangenen Dezember in Montreal, noch bevor der Vertrag überhaupt unterschrieben war. Nach Sessions dort und in Los Angeles, schloss Lenka die Produktion schließlich in Woodstock ab. In Ermangelung anderer Verpflichtungen nahm sie abschließend noch eine eigenwillige Auswahl an Coversongs auf, darunter „Gravity Rides Everything“ von Modest Mouse, „My Favourite Things“ aus dem Musical „The Sound Of Music“ und M. Wards „Vincent O’Brien“. In den Pausen stromerte sie im Wald umher und nahm kleine Videoclips auf, die man bestimmt irgendwann auf YouTube sehen kann, wenn Lenka die Zeit finden sollte, die Filmchen zu editieren. Woodstock ist zwar nicht wirklich „Zuhause“, aber fürs erste kommt es dem, was Lenka „Heimat“ nennt, nah genug.

(Quelle: Sony Music, 2009)


FORMAT: CD


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