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CD-DETAILS SAURUS [LOCAS IN LOVE]

Locas In Love

Saurus [Rock / Alternative]


RELEASE: 09.02.2007


LABEL: Virgin

VERTRIEB: EMI Music

WEBSITE: www.locasinlove.com

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Darf ich mich einen Moment an Sie wenden, von Musikmedienmensch zu Musikmedienmensch sozusagen. Es ist wichtig. Darf ich Ihnen erzählen, wie ich vor nicht ganz zwei Jahren einmal ziemliches Glück gehabt habe?

Folgendes: Am Samstag, dem 23. April 2005, besuchte ich den Trostberger "Club Stiege" in meiner alten Heimat im Chiemgau (Oberbayern), in der Absicht, mir das Konzert einer mir bekannten Indie-Band aus der Gegend anzusehen. Nun erfuhr ich, dass meine Bekannten nur das Vorprogramm zu bestreiten hatten für eine andere Gruppe, deren Name mir nichts sagte.

Locas In Love? Aus Köln, soso, hier bei uns in Trostberg? Dann fiel mein Blick auf den kleinen Verkaufstisch der Locas und ich war mir gleich sicher: Den skeptisch dreinblickenden Eisbären auf der dort angebotenen CD hatte ich schon einmal gesehen.

Die Band, die ich nicht kannte, spielte im Stiegen-Gewölbe vor den berühmten 30 zahlenden Gästen, mit einem Herzblut, einer Entschiedenheit und einer Musikalität, dass es in der Locas-In-Love-Rockmentary irgendwann heißen wird: "Ihnen war es egal, ob vor 30 oder 30.000 - sie gaben immer 100 Prozent!", was natürlich Blödsinn ist. Keiner guten Band ist das egal, vor wie vielen Leuten sie spielt, und den Locas auch nicht. Weil sie wissen, dass es gut ist, was sie da machen, weil sie es meinen, mit Herzensbildung, Leidenschaft und Humor und einer romantischen Begeisterung für dieses ganze Abenteuer Bandsein, die ihnen immer aus den Augen leuchtet, wenn ich sie treffe.

Das sind Musikverrückte, als leidenschaftliche Fans (Björn Sonnenberg weiß mehr über die Beach Boys, die Beatles und Velvet Underground als Brian Wilson, Paul McCartney und Lou Reed; oder zumindest sehr viel mehr als ich, verdammt) wie als Musiker, die das Handwerk beherrschen und stets erstaunliche Mengen elaborierten Equipments bunkern in ihrem ockergelben Tour-Van.

Am Montag nach diesem ersten Konzert wühlte ich im Büro alte Stapel durch, und klar, da war sie, die Eisbären-CD, "What Matters Is The Poem", das erste Album der Locas In Love. Aus dem Bemusterungstütchen genommen, in irgendeiner Hektik ungehört auf irgendeinen Stapel gelegt und aus den Augen verloren. Was für eine Schande. Ich habe Glück gehabt, am richtigen Abend in den richtigen Laden reingelatscht zu sein, sonst wäre mir eine tolle Band entgangen. Ich hätte ein paar großartige Konzerte verpasst in der Zwischenzeit und würde fünf sehr erfreuliche Menschen weniger kennen. Die mich jetzt gebeten haben (sonst hätte ich mich ihnen aufgedrängelt) ein kurzes Stück (ist es schon zu lang?) zu schreiben für den Infozettel zu ihrer neuen Platte.

Die Platte, an der sie damals vor nicht ganz zwei Jahren schon dran waren und in die sie Tonnen von Herzblut und Arbeit reingegossen haben, für die sie ungefähr 380 Instrumente in Studios hinein getragen, einen Kinderchor zusammengetrommelt, Streicher und Bläser dirigiert haben und zuletzt noch nach Amerika geflogen sind. Ein work of love, und das hört man ihr an. Was ich sagen will: Ich habe nochmal Glück gehabt, einst. Was mir beinahe passiert wäre, soll Ihnen nicht widerfahren. Nutzen Sie die Chance, SAURUS sehr genau zu hören. Hören Sie sich mal die Songs an, die die haben. Also ich: bin hin und weg.

Schönen Gruß. Josef Winkler, Musikexpress

Einige Worte zur weiteren Erklärung:

Saurus wurde zwischen Sommer 2005 und Herbst 2006 aufgenommen. Einige Stücke wurden geschrieben, als unser erstes Album "What Matters Is The Poem" im Spätsommer 2004 gerade fertig war, andere kamen erst in letzter Minute dazu. Dass es so lange gedauert hat, dieses Album fertig zu kriegen, hat nichts mit Trägheit zu tun, sondern viel mehr damit, dass wir nie wieder etwas veröffentlichen wollten, womit wir nur halb zufrieden sind. Also verwarfen wir immer wieder Sachen, oder fingen sie zumindest immer wieder neu an. Wir brachten uns das Nötigste bei, uns selber aufzunehmen und arbeiteten immer weiter, bis in den ersten Monaten des Jahres 2006 die Dinge langsam an ihrem Platz waren und ein Ereignis das nächste jagte (es folgt die Dann-und dann-und-dann-Liste).

Im Februar spielten wir ein paar Konzerte mit Arab Strap, wenig später erschien unsere unbenannte EP auf Sitzer, auf die wir bis heute sehr stolz sind, da sie (bis hin zur Verpackung) die Neuentdeckung des Alles-Selbermachens markiert. Wir gaben ein Konzert mit einem Orchester, in dem hauptsächlich Schüler spielen, und waren erstaunt, wie majestätisch unsere Stücke klingen können.

Kurz darauf wurden wir zum Popfest New England, in Northampton, MA eingeladen. Wir sagten pfeilgerade zu und begannen, nach Studios in der Gegend zu suchen, schließlich sollten sich der Flug und weite Reise lohnen. (Ohnehin schien es uns vernünftig, den Stücken ihren letzten Schliff unter angemessen größenwahnsinnigen Umständen zu geben.)

Wir riefen Peter Katis an, dessen Band Philistines Jr. wir genauso mögen wie seine Arbeit mit Bands wie Clem Snide, Spoon, Interpol oder The National und verabredeten uns für Oktober.

In der Zwischenzeit nahmen wir weiter auf und verfeinerten das, was wir als reduzierten Bombast empfinden und bezeichnen: Leise Momente, bei denen einem der Atem stockt und weit ausholende Gesten, wo sie uns angebracht schienen; unterstützt von Peer von der Band Mobilé (er schrieb Streicher- und Bläserarrangements für einige Stücke), Musikern aus dem Orchester und Freunden, Malcolm Middleton von Arab Strap spielte ein Gitarrensolo, und wir stellten einen Kinderchor zusammen, weil wir das Gefühl hatten, dass es ohne nicht geht.

Die Zeit in Peter Katis' Studio können wir schlecht beschreiben ohne (Außenstehende) mit ständiger Verzückung zu langweilen. Dasselbe gilt für unsere USA-Konzerte, deren Erfolg uns noch immer überraschend und unwirklich erscheint. Der ganze Ausflug war der unerwartete vorläufige Endpunkt für die komplette Entwicklung, die mit Saurus dokumentiert wird.

Wir könnten noch ewig weiterschreiben und alles Mögliche erzählen, was für uns zu diesem Album gehört. Aber wir wollen Saurus schließlich niemandem erklären sondern glauben, dass alles Weitere irgendwie in den Stücken steckt.

(Quelle: EMI, 2007)


FORMAT: CD


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