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CD-DETAILS SELBSTPORTRAIT I [ROEDELIUS] |
Foto: Plattenfirma
WEBSITE: www.roedelius.com
Neben seiner ständigen Arbeit mit Cluster und Harmonia machte sich Roedelius während seiner Zeit in Forst (Weserbergland) eine fast unabsehbare Menge musikalischer Notizen. Flüchtige Skizzen, spontane Improvisationen, angedeutete Miniaturen, Entwürfe zu Kompositionen – Roedelius zeichnete nahezu jede Idee, die außerhalb des Studios entstand, mit seiner Tonbandmaschine Revox A77 auf. Er ließ das Band einfach mitlaufen, wenn er auf seiner Farfisa-Orgel phantasierte und wollte zunächst einmal nur die Ergebnisse inspirierter Momente festhalten. Dabei machte er sich weder über die Tonqualität Gedanken, noch dachte er an eine mögliche Veröffentlichung der Aufnahmen. Wie Roedelius berichtet, war teures Bandmaterial knapp, sodass er mit gebrauchten Bändern und unzureichender Bandgeschwindigkeit im Mono-Modus arbeiten musste. Technisch gesehen/gehört, war das Substandard, im Sinne eines Selbstportraits allerdings die Mona Lisa.
Man darf das Album in keinem Fall mit der HiFi-Elle messen, damit wäre man falsch beraten; vielmehr muss man es fast wie ein intimes Geständnis hören, wie die vorbehaltlose Mitteilung eines Menschen an einen anderen. Beinahe naiv und ohne Eitelkeit führt uns Roedelius mit diesen federleichten Etüden in seine Welt ein. Was es dort zu hören, zu erleben gibt, lässt schnell den immer gleichen, wenig variablen Sound von Roedlius’ Farfisa-Orgel vergessen. Keine teure Technik, kein Produzent, kein Mitspieler verstellt den Blick auf Roedelius’ Persönlichkeit. Musikalisch ist „Selbstportrait I“ gekennzeichnet durch eine Kombination von Ländler, Minimalismus und denkbar einfacher Harmonik; dazu kommt Roedelius’ erstaunlich zügellose Spielfreude, die vor allem bereits auf der im selben Jahr erschienen „Jardin au fou“ so deutlich herauszuhören war.
Das Wichtigste in Kürze: - Der Musiker: Hans-Joachim Roedelius: geboren 1934; erste Veröffentlichung 1969 mit Kluster (Dieter Moebius, Konrad Schnitzler), seitdem kontinuierlich in diversen Kollaborationen (unter anderem mit D. Moebius/Cluster, mit Moebius und Michael Rother/Harmonia, mit Brian Eno) und als Solokünstler. Einer der produktivsten deutschen Avantgardemusiker und eine Schlüsselfigur bei der Geburt von Krautrock, Synthiepop und Ambient.
- Die Musik: entrückte Low-Fi-Piano/Synthesizer/Elektronik-Miniaturen, aufgenommen auf der heimischen Revox-Bandmaschine zwischen 1973 und 1977 in Forst, veröffentlicht 1979 auf Sky Records
- Selbstportrait Iwar Roedelius’ drittes Solo-Album
- Linernotes von Asmus Tietchens
(Quelle: bureau b, 26.10.2010)
FORMAT: CD
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