Das Folk-Rock-Genre blüht wie einst in den Hochphasen von Woodie Guthrie oder später von Dylan, Bob. Doch genau wie damals schaffen es auch heute nur wenige Singer/Songwriter, sich von der Masse abzusetzen und einen ganz eigenen Stil zu etablieren. Zu den Ausnahmetalenten der derzeitigen Szene gehört der gebürtige, jüdischstämmige Ire David Carroll.
Spannend ist schon dessen bisheriger Lebensweg. Geboren als Sohn einer österreichisch-tschechischen Hippie-Mutter und eines amerikanisch-irischen Schriftstellers in Dublin, wird David bereits als Kind von der ehrlichen Folk-Kultur geprägt. Lange soll er jedoch nicht in Irland bleiben.
Mit seiner Mutter siedelt David nach Frankreich über und wird auch dort nicht sesshaft. Für ihn geht es nach London, zurück nach Dublin, nach New York und wieder nach Frankreich, diesmal in die Pyrenäen. David ist ständig unterwegs, immer mit offenen Augen und Ohren auf der Reise. Der enge Kontakt mit Musik gehört dazu. In den 80ern sieht er sich erste Konzerte an, die Songs und Messages von zum Beispiel Bruce Springsteen und U2 saugt er auf und entwickelt schnell eine Vorliebe für eingängige Melodien und politisch gefärbte Lyrik. Das Geld für die besuchten Gigs verdient sich der Jugendliche damals mit Breakdancing in Diskotheken.
Im folgenden Jahrzehnt steht David erstmals selbst auf der Bühne. Als Lead-Sänger der HipHop-Fusion-Band Nonuts genießt er jeden Moment vor begeisterten Menschen in den Pariser Clubs - und will mehr. Erste eigene Songs werden fertig gestellt, und David geht auf Tour, spielt über 120 Shows in nur neun Monaten. Nebenbei wächst sein Interesse an verschiedensten Mitbringseln dieser Zeit, von Nirvana bis hin zum Rave lässt sich David ständig neu beeinflussen. Die 00er Jahre beginnt er mit einem zeitgemäßen Experiment: Er tritt mal solo unter dem Künstlernamen D.Nut, mal mit dem Trio X-Space And The Ego auf und unterhält den französischen Untergrund mit eigenwilligen Techno- und Electro-Pop-Rock-Produktionen.
In der zweiten Hälfte der Dekade widmet sich David dem Soundtrack seiner Kindertage in Dublin und damit seiner wohl eigentlichen Bestimmung: dem persönlichen und immer auch aktivistischen Songwriting. Eine mitreißende Künstlerattitüde, die an Dylan genau so erinnert wie an die Beastie Boys, bestimmt fortan seine Lieder, David nimmt sogar einige Protestsongs auf. Wahlweise nur mit der Gitarre und ein paar Synthies zur Hand oder einer ganzen Folk-Rock-Band aus „migrating fellows“ als Begleitung, verzaubern seine Shows das Publikum in der Dubliner Vodoo Lounge ebenso wie im Londoner
12 Bar Club. Zu Hause in Frankreich überzeugt David bereits in großen Hallen à la Elysée Montmartre, wo er als Support-Act von Paolo Nutini glänzen kann.
Auf dem Label MILK MUSIC veröffentlichen David Carroll & The Migrating Fellows jetzt ihr erstes Album „The Guest“. Darauf finden sich faszinierende Akustikarrangements, Storyteller-Stücke und Folk-Titel im Dylan-typischen Gestus. Vom relaxten Country-Song („Lucy“) über die Saloon-Piano-Nummer mit angenehmem Groove („Wind Me Up“) bis hin zum euphorischen Sing-Along („I’m Alive“) bieten David Carroll & The Migrating Fellows alles, was eine gute Folk-Rock-Formation 2010 braucht. Ähnlich wie ein Ben Kweller oder Damien Rice schafft es David Carroll dabei, gefühlsecht über sein rastlos verbrachtes Leben zu singen, seine Geschichten immer mit einer Botschaft zu versehen und in großartige musikalische Kompositionen einzubetten. Ein echtes Genre-Highlight. Aufgenommen und gemixt von Bruce Keen (Air, Prince, Gush, Omar Soza…)