Rap Musik ist eine flache Scheibe. Und wenn man sich zu weit an den Rand traut, dann fällt man hinunter. Doch wohin fällt man eigentlich?
Vielleicht geradewegs in das bunte Rap-Universum von Gauner. Einem der am längsten aktiven Berliner Rapper. Seine Erfahrung schenkt ihm Zugriff auf einen enormen Fundus an Freestyle- und Text-Fähigkeiten. Gauner ist ein echter Berliner. Vergesst Berliner, die Betonung liegt auf echt.
Authentizität ist hier kein Schlagwort. Ehrlich geht er seine Texte an, ehrlich ist er zu sich und zu seinem Umfeld. Es gibt kein Image, es gibt nur Gauner.
Das war auch schon auf seinem ersten Album "Tricktracks, Battleraps" (2002, Mikrokosmos Berlin) zu hören – die Echtheit lebte in Battle-Tracks, die es einfach nicht nötig hatten, sich in ein Gangster-Ghetto-Gorilla-Image zu hüllen.
Doch irgendwann gibt es einfach zu viel Battle. Zu viel Front gegen nichts. Und wenn Kinder an Grundschulen herum rennen und auf Pimp machen, wenn in Freestyle-Battles nicht mehr der Bessere, sondern der Lautere gewinnt, wenn spannende Rap-Techniken hinter Gold am Hals und Pseudoprovokation verdunsten...dann muss man diesen Sud nicht mehr anreichern, sondern den Zuhörer fordern und ihm seine Daseinsberechtigung zurückgeben.
Genau deshalb veröffentlicht Gauner jetzt sein zweites, 23 Stücke starkes Solo-Album "In Wirklichkeit Träumer". Ein Album, das es in sich hat. 70 Minuten Persönlichkeit, "70 Kilo gewachsener Charakter unter meinen Klamotten".
Hier geht's von Karlshorst direkt in die Zukunft und zurück. 23-mal Texte mit Herz und Kopp, die so vielfältig sind wie das wahre Leben. Und dabei ist es egal, ob man sich Gauner anschließen und die Welt retten oder einfach nur zuhören will. Aber wer das noch kann, für den gibt es hier jede Menge zu entdecken. Das ist Rap-Musik für Erwachsene und solche die es werden sollen.