Foto: Universal Music
Tretmine (Jeder ist für sich selbst verantwortlich) [Pop]
WEBSITE: www.ALLESPANDA.de
| |
BERLIN – ICK LIEB DIR TROTZDEM
Als kleener Piefke im 11.Stock eines Hohenschönhauser Plattenbaus träumte Anna Fischer (20) noch davon Müllmann zu werden. Weil Müllmänner immer draußen sind und hinten aufm Wagen fahren dürfen.
Dank eines ambitionierten Talentscouts wurden Annas frühkindliche Berufsträume jedoch schon im Alter von Zehn zerschlagen, denn dieser erwählte die kleine Anna für sein Kindergirlgroup-Projekt namens „Zungenkuss“, bei dem sie mit grossem Erfolg Kindertexte zu elektronischem Sound trällerte.
Mit Beginn der wilden Teenagerjahre war es dann gut mit lustigem Kindertechno und Anna gründete mit einer Musikerfreundin ein eigenes Bandprojekt, mit dem sie ein Kindermusical auf die Beine stellte, dass u.a. im Roten Salon der Volksbühne und im Berliner Haus der Sinne aufgeführt wurde.
In letzterem entdeckte sie bei einem ihrer Auftritte der deutsche Regisseur Hans Christian Schmid („Requiem“/“Nach Fünf im Urwald“) und besetzte sie in einer kleinen Rolle in seinem Kinofilm „Lichter“ (2002).
2004 stand sie im TV-Drama „Liebeskind“ - diesmal in einer Hauptrolle - erneut vor der Kamera und erhielt dafür den Max Ophüls Preis als „Beste Nachwuchsdarstellerin 2006“.
Doch neben dem Schauspiel schlug Annas Kleinmädchenherz ja noch immer auch für die Musik und als ihr Bandduo noch während der Arbeit am erstem Album zerbrach, setzte sich Anna kurz entschlossen ins Flugzeug Richtung Dominikanische Republik, dort angekommen mit der Gitarre unter eine Palme und schrieb einfach ihre eigenen Songs.
Nach drei Monaten mit Gitarre, Songs und ohne Palme zurückgekehrt nach Berlin, spielte sie ihre Dominikanischen Strandperlen der Berliner Songwriterin Luci van Org und dem Musiker Rodriguez Gonzales (Ärzte) vor und weckte das Interesse der beiden.
Rod kümmerte sich um den Beat, Luci feilte mit Anna an Text und Komposition und schnell war allen Beteiligten klar, dass dieses Projekt keine Solonummer bleiben sollte. Aber auch nach monatelangem Musikercasting stand dem Trio nicht der Sinn.
Doch Anna war das Glück auch in diesem Punkte hold und als sie zufällig auf einer Privatparty des Musikers Sascha Nieman einem Gig seines vierköpfigen Bandprojektes „Toulouse“ beiwohnte, war es Liebe auf den ersten Blick: Fräulein Fischer schwang sich zwischen die vier Jungs und jammte spontan mit.
Das war die Geburtsstunde von „Panda“ und bald stellte sich heraus, dass sich Anna mit Chris Lippert (Leadgitarre) und Oskar Alpen (Schlagzeug), beide seit Jahren Mitglieder des Landesjugendjazzorchesters, Christopher Brandt (Bass) und dem umtriebigen Berliner Songwriter Sascha Nieman (Rhythmusgitarre und Backing Vocal)) die richtigen Jungs ins Boot geholt hatte. Aus Rodriguez Gonzales’ musikalischer Grundlage bastelten die vier Nachwuchstalente in wenigen Wochen den unverwechselbaren „Panda-Beat“.
Musikalisch bedient sich die Band traditionellen Elementen englischer/amerikanischer Beat-Musik und erinnert so immer wieder an den rebellischen Sixties-Sound der Yardbirds und der Small Faces, hat sich aber auch hörbar vom Garagenrock-Klassiker Count Five beeinflussen lassen.
Wenn Kindfrau Anna mit ihrem liebenswert-großmäuligen Hohenschönhauser Rotzröhrencharme der Welt den verbalen Stinkefinger zeigt, liegt der reizvolle Kontrast nicht nur in ihrer unschuldigen Mireille Mathieu-Optik, die sie so ganz und gar nicht unschuldig mit einer fetten Portion Punk-Attitüde am Mikro verbindet, sondern auch an dem mädchenhaften Timbre ihrer Stimme, mit der Anna in tiefstem Berliner Slang ihren Zuhörern hauptstädtische(n) Lebenslust- und -frust um die Ohren haut.
Denn wer „Panda“ hört, der kann sich einem nicht verschließen: dem Leben in Berlin.
Das liegt nicht nur an Annas gepflegten Berliner Schnauze, die jedem Urberliner Busfahrer zur Ehre gereichen würde, sondern vor allem an ihren zornig-zärtlichen Hassliebe-Texten über den grauen Hauptstadtmoloch, die durch ihren pointierten Wortwitz nicht nur Echt-Berlinern ein fettes Grinsen aufs Gesicht zaubern.
Mal kotzt das Fräulein Fischer wie in ihrer Schleudertrauma gefährdenden Debut-Single „Jeht kacken“ herzerfrischend ab über das Meer von miesgelaunten Fratzen, das einem tagtäglich den Weg durch den Berliner Asphaltdschungel versüßt („ejal, was ich mach, ihr seid eh jemein! Wozu dann noch freundlich sein!?“).
Mal erklärt sie in der bittersüßen Ballade „Berlin“ der Haupstadt ihre ambivalente Liebe („ick kann dir nich hassen, bist ma viel zu dolle ans Herz jewachsen. Kenn dich schon so jut, dass es langsam weh tut.“) oder lästert in der punkigen Nummer „Frauen und Männer“ herrlich ehrlich über Jungs, die für Spaghetti und Rotwein von ihrer Freundin den Michelin-Preis erwarten und futterneidische Mädchen, die in Gegenwart anderer Damen sowieso keinen Bissen runterkriegen („Frauen und Männer, Männer und Frauen – ick hab zu beeden keen Vertrauen!“).
Doch auch wenn in keinem der „Panda“-Songs der Himmel über Berlin einfach „nur“ blau ist und Sängerin Anna ihre rauhe Mädchenstimme mit Vorliebe zum Zwecke der musikalischen Beschwerde verwendet, ist allen Songs doch zugleich noch ein weiteres Merkmal gemeinsam: die ganz, ganz große Liebe zu „Mutti“ Berlin („Ick lieb dir trotzdem, ejal was du machst…“).
Und weil Liebe selten so „jut“ klingt, müssen Berlins Müllmänner wohl auch in Zukunft weiterhin ohne Anna hinten aufm Trittbrett durch die Stadt kreuzen.
Es sei denn, da wäre noch Platz für vier weitere Jungs. Denn Anna ohne „Panda“ oder „Panda“ ohne Anna – dit jeht jar nüsch!
(Quelle: Universal Music Group) FORMAT: CD Extra / Enhanced CD
Zurück zur Übersicht
|