Man frage einmal MICHAEL BUBLÉ wie man sich denn so fühlt, wenn man mit 11 Millionen Alben und zwei Grammy-Nominierungen im Rücken ein neues Album einsingt.
„Ängstlich!“, sagt er einfach. Ängstlich? „Total, denn ich wusste, dass es noch besser werden musste als die beiden Vorgänger – dass es eine Weiterentwicklung werden musste. Das ist die große Herausforderung. So machte ich mir viele Gedanken um die Songs, stellte das Gerüst des Albums zusammen und dachte lange darüber nach, welche Arrangeure ich engagieren sollte. Ich kam sogar zur Mastering-Session, wo die Künstler selbst nur selten auftauchen. Ich wollte in jeden Aspekt der Produktion involviert werden, denn ich wollte, dass es durch und durch schön wird.“
Diesem Anspruch ist MICHAEL BUBLÉ auf "Call Me Irresponsible" mit Sicherheit gerecht geworden. Wie schon die Vorgänger, das Debüt "Michael Bublé" aus dem Jahre 2003 und das weltweit mehrfach mit Platin ausgezeichnete "It’s Time" von 2005, brilliert auch "Call Me Irresponsible" mit BUBLÉs modernen Interpretationen von wundervollen Standards verschiedenster Epochen. Diesmal sind es Größen wie Leonard Cohen, Eric Clapton, Cy Coleman, Gamble & Huff, deren Songwriting das perfekte Terrain für BUBLÉ bilden, der überdies zwei Eigenkompositionen zum Album beisteuerte, darunter die erste Single "Everything". Aber für den in Vancouver geborenen BUBLÉ ist "Call Me Irresponsible" alles andere als „business as usual”. Das ist es niemals für MICHAEL BUBLÉ, dessen unbeugsamer Spirit, mitreißender Humor und ausgesprochenes Charisma die New York Times zum Anlass nahm, ihn einen „Entertainer, der auf der Bühne absolut zuhause ist“ zu nennen.
Das Album nennt er selbst „meine Anmerkung zum Stand der Liebe“. Es überzeugt mit einer Gefühlstiefe, die alle langjährigen Fans überraschen und jene, die neu zu seiner Musik stoßen, beeindrucken wird. „Anders an dieser CD ist für mich, dass sie eine gewisse rohe Emotion besitzt, denn die meisten der Songs haben wir live im Studio aufgenommen.“
BUBLÉ eröffnet sein elektrifizierendes und tadelloses Set mit Cy Colemans "The Best Is Yet To Come", der schon Ella Fitzgerald und Frank Sinatra faszinierte. Darauf folgt das belebende, Salsa-beeinflusste "It Had Better Be Tonight" von John Mercer und Henry Mancini, das BUBLÉ mit Heißblut vorträgt – „ein weiterer großartiger Song, sehr sexy, sehr kantig.“ Von hier aus geht es zu "Mr. & Mrs. Jones", dem Gamble & Huff-Klassiker aus dem Jahre 1972, der durch den Sänger Billy Paul berühmt wurde. „David Foster brachte ihn mir nahe, ich kannte den Song vorher gar nicht,“ so erzählt BUBLÉ. „Wir wollten dabei authentisch bleiben und die Geschichte erzählen.“
Es folgt Leonard Cohens "I’m Your Man" aus dem gleichnamigen Album des kanadischen Songwriters aus dem Jahr 1988. „Ich fand den Song schon immer aussagestark“, schwärmt BUBLÉ. „Verzweifelt, sexy und dunkel. Ich rief vor einiger Zeit sogar bei Leonard Cohen an und erzählte ihm, dass ich Angst davor hätte, den Song live zu performen. Als er mich fragte warum, sagte ich ihm, dass der Song extrem sexy sei und ich Angst hätte, dass die Männer im Publikum mir ihre Unterhosen zuwerfen würden. Er lachte nur und meinte: ‚Ich würde mir darüber einfach keine Sorgen machen’.“
Dann gibt es noch eine stark swingende Version von Mel Tormé’s 1962er Hit "Comin’ Home Baby", die als Gastvokalisten die aus Philadelphia stammenden Boyz II Men zeigt, und eine selbstgeschriebene, sentimentale Ballade mit dem Titel "Lost", die von Chang und der kanadischen Songwriterin Jann Arden co-komponiert wurde. „Es ist eine Hymne für Verliebte,“ so BUBLÉ. „Manchmal funktionieren Beziehungen nicht, denn Liebe ist oft nicht genug, aber das bedeutet nicht, dass Du dich von der Person vollkommen trennen musst. Es gibt oft Möglichkeiten, eine Beziehung zu beenden und trotzdem für die Person da zu sein, wenn sie dich braucht. Das ist es, worum es eigentlich in diesem Song geht.“
Eine schleppende und gefühlsstarke Verbeugung vor Eric Claptons "Wonderful Tonight" kommt als nächstes. Hier singt BUBLÉ mit dem brasilianischen Songwriter Ivan Lins, dessen Werk von jeder bedeutenden Künstlerin von Sarrah Vaughn bis Ella Fitzgerald interpretiert wurde, ein Duett. „Der Song macht mich schon immer sehr sentimental,“ so BUBLÉ. „Besonders interessant: Hier bin ich, ein 31-jährige Typ aus Kanada, der mit einem 61-jährigen Mann aus Brasilien einen Song singt – und beiden bedeutet der Song gleich viel.“
Weitere Höhepunkte des Albums sind die beiden Eigenkompositionen, darunter "Everything", das BUBLÉ zusammen mit Amy Foster-Gillies und Alan Chang (der auch BUBLE’s Song "Home" von "It’s Time" co-komponierte) schrieb und das von BUBLÉs Landsmann Bob Rock (Bon Jovi, Metallica, Mötley Crüe, Bryan Adams) produziert wurde. „Ich schrieb den Song über das große Glück wahrer Liebe, aber gleichzeitig ist es auch ein Statement zur Welt. Wir leben in einer wirklich verrückten Zeit, aber ich will sagen, dass – was immer auch geschieht – diese eine Person, die ich liebe, mein Leben lebenswert macht.“
Abgerundet wird "Call Me Irresponsible" schließlich von Frank Sinatras "That’s Life", das in BUBLÉs Händen mit dem Chor zu einem immens kraftvollen Song wird. „Ich ging mit dem Song zu diesem wunderbaren Menschen namens Mervyn Warren von der A Cappella-Gruppe Take 6 und sagte: ‚Ich möchte diesen Song in einer Kirche spielen, ich möchte einen großen Gospel-Song daraus machen. Also brachte er einen Chor hinein und seither liebe ich diesen Song. Eines meiner Lieblingsstücke auf dem Album.“
Um die Intensität der Songs und ihre Bedeutung authentisch festzuhalten, wandte sich BUBLÉ an sein langjähriges und vertrautes Team von Produzenten, zu dem der 14-fache Grammy-Gewinner David Foster (Barbra Streisand, Celine Dion, Josh Groban) und Produzent/Toningenieur Humberto Gatica (Elton John, Destiny’s Child, Michael Jackson) gehören. „Wir haben eine herausragende künstlerische Partnerschaft,“ so BUBÉ. „Nein, im Ernst, David ist der größte Produzent der Welt. Sie sind beide so fantastisch, ich könnte ohne sie nichts machen.“
David Foster entdeckte MICHAEL BUBLÉ vor sieben Jahren, als er den angehenden Star sah, wie er auf der Hochzeit der Tochter des kanadischen Premierministers auftrat. Als Sohn eines Hering- und Lachsfischers in British Columbia verbrachte der kleine MICHAEL die Zeit, wenn seine Eltern unterwegs waren, bei seinem italienischen Großvater, der ihm jene Sänger nahe brachte, die seine Vorbilder werden sollten. Bobby Darin, Dean Martin, Sinatras, Ray Charles und Elvis Presley. „Sie waren alle dreifach begabt,“ so BUBLÉ. „Sie konnten singen, sie konnten tanzen, sie konnten schauspielern.“ Sie waren Entertainer, eine Kunst, die heute fast verloren gegangen ist.“
BUBLÉ selbst trainierte sein Können als Showman während der Jahre, die er in Hotel-Lounges und rauchigen Bars als Sänger verbrachte – Gigs die sein Großvater, ein Klempner, ihm über Geschäftsbeziehungen besorgte, um seinem minderjährigen Enkel unter die Arme zu greifen.
Als Foster ihn im Jahre 2000 traf, wusste BUBLÉ bereits genau, was er mitbrachte – eine warme und berührende Stimme und einen unfehlbar reinen Geschmack in Sachen Musik. Sein Debüt-Album stellte gleich seinen internationalen Durchbruch dar. Michael Bublé ging in die Top-10 in UK und Kanada und bescherte ihm seinen ersten Juno-Award als Bestes Talent 2004. Der Nachfolger "It’s Time" ging mehr als 5,5 Millionen Mal über die Ladentische und hielt sich volle zwei Jahre in den Billboard Traditional Jazz Charts, davon mehr als 80 Wochen auf Platz 1.
Auch in Deutschland wurde der Mann zum umschwärmten Künstler und Entertainer. So kam "It’s Time" auch hierzulande zu Platin-Ehren. Es spielte sich bis auf Platz 2 und hielt sich mehrere Wochen unangefochten in den deutschen Album-Top-5. Unvergessen sind seine Auftritte bei "Wetten, dass..?!" und in Stefan Raabs "TV Total", im Laufe derer sich MICHAEL BUBLÉ als kamerasicherer und äußerst humorvoller und schlagfertiger Gast zeigte. Im März 2006 wurde MICHAEL BUBLÉ mit einem Echo in der Kategorie „Erfolgreichste Jazz-Produktion“ belohnt, kurz darauf ging die Live CD/DVD "Caught In The Act", die BUBLÉ als begnadeten Bühnentiger zeigte, bei uns in die Charts.
Denn live ist der in Vancouver geborene BUBLÉ in seinem wahren Element. Allein 2004 haben über eine Viertelmillion Fans MICHAEL BUBLÉ live auf der Bühne gesehen. Auch seine Deutschland-Tournee 2005/2006 war so gut wie ausverkauft, und er riss seine Fans zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Denn neben der Leidenschaft dafür, große Musik im Studio zu erschaffen, ist die Bühne das wahre Paradies für MICHAEL BUBLÉ. „Ich liebe es einfach, vor Menschen aufzutreten,“ so BUBLÉ. „es ist so wichtig, auf Tuchfühlung mit dem Publikum zu gehen. Sie haben Geld bezahlt – ich möchte, dass sie sich gut unterhalten fühlen. wenn sie weinen oder lachen oder tanzen oder singen wollen, können sie all das tun. Meine Aufgabe ist es, sie mitzureißen!“
"Call Me Irresponsible" – Fragen und Antworten
Was hat es mit dem Titel Call Me Irresponsible auf sich?
MB: Oh, neulich habe ich meine Mutter gebeten, mich in drei Worten zu beschreiben. Ich schwöre, dies waren die Worte, die sie gesagt hat. Eine wahre Geschichte. Und ja, einer der Songs auf dem Album heißt so. Ich werde ihn ihr widmen.
Bist Du unzurechnungsfähig und unverantwortlich?
MB: Lass mich sehen. Ich verlege mein Handy mindestens zweimal am Tag. Ich muss mir jede Woche eine neue Sonnenbrille besorgen – das Übliche eben. Aber es gibt eine ernsthafte Sache, für die ich mich wirklich verantwortlich fühle, und das sind diese wundervollen, zeitlosen Songs. Mein Ziel ist es, ihnen frischen Atem einzuhauchen. Ich möchte sie einem neuen Publikum vorstellen und diejenigen, die schon Fans dieser Musik sind, daran erinnern, warum sie sie schon so lange lieben.
Würdest du Call Me Irresponsible ein Konzeptalbum nennen?
MB: Ja. Das, was alle diese Songs zusammen hält, ist das, worum es im Leben geht: Liebe. Wir sind doch alle irgendwie wahnsinnig doll oder wenigstens ein bißchen verliebt, oder wir träumen von der Liebe, erholen uns von der Liebe, denken über sie nach, fragen uns, wo wir sie finden oder wohin sie gegangen ist, wann sie zurückkommt, ob sie überhaupt zurückkommt. Wir hoffen auf sie, fragen uns, was Liebe eigentlich ist und was nicht. Wir alle sind schon mal an diesem Punkt gewesen. Jeder Song erzählt eine große, bildhafte Geschichte. Mein Ziel ist es, ein Bild zu malen, aber dies aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Manchmal bin ich ganz dabei bewusst uneindeutig. Zu anderen Momenten gibt es kein Entkommen vor der klaren Botschaft. Ich denke, die Menschen verstehen das. Ich spreche eine Wahrheit aus, die die Menschen auch erreicht. Ich bin nicht gut darin, anderen etwas vorzugaukeln, ich muss glauben, was ich singe, aber ich denke, mein Publikum weiß und respektiert das.
Was gibt es über den Sound von Call Me Irresponsible zu sagen?
MB: Mit der Hilfe des brillanten David Foster hatte ich diesmal die Gelegenheit, den Großteil des Albums unter Live-Bedingungen einzusingen – niemand kann eine Stimme besser einfangen als er – und das gab den Aufnahmen ein sehr frisches Flair. Für mich ist das sehr wichtig. Und dann die Auswahl der Songs. Was für eine Chance es ist, Songs von so vielen großartigen Komponisten zu singen wie Leonard Cohen, Eric Clapton, Cy Coleman, Gamble & Huff, Sammy Cahn und Jimmy Van Heusen, Henry Mancini, Harold Arlen und Johnny Mercer… ich bin ein Glückskind!
Nach welchen Kriterien wähltest du die Songs aus, und hattest du eine spezielle Vision in Bezug auf die Musik?
MB: Es war mir wichtig, nur Songs aufzunehmen, die ich wirklich liebe und an die ich glaube. Ich wollte, dass es ähnlich ist, als wenn ein Schauspieler die Worte eines Skripts vorliest. Dann versuchte ich, sie in meiner Vorstellung mit Leben zu füllen. Ich hoffe sehr, dass es mir gelungen ist, diesen großartigen Standards das Flair einer Wiedergeburt zu verleihen. Ebenfalls war es wichtig, der CD einen Hauch Internationalität zu geben. Ich habe die letzten drei Jahre damit verbracht, immer und immer wieder durch die Welt zu touren, und all die Menschen und Kulturen, denen ich überall begegnet bin, haben einen enormen Einfluss auf das gehabt, was ich mit diesen Songs sagen will und wie ich es sagen will
Es gibt einige interessante Duettpartner auf dem Album. Wie kamen sie zu dem Projekt?
MB: Schon als ich begann, über dieses Album nachzudenken, hatte ich die Idee, auf I’m Coming Home mit Boys II Men zusammen zu arbeiten. Sie sind wirkliche Idole für mich. Ich wusste, dass die Kollaboration perfekt wäre. Für Wonderful Tonight ging ich ein Duett mit dem wunderbaren brasilianischen Musiker Ivan Lens ein. Es ist höchst interessant, als 30-Jähriger mit einem 60-Jährigen zusammen zu singen, und beiden bedeutet der Song gleich viel. Dann gibt es noch Siedah Garretts Gesang auf That’s Live – eine großartige Ergänzung für den Song.
Was ist mit den beiden Songs, die du selbst schriebst?
MB: Wir hatten auf dem letzten Album mit meinem ersten eigenen Song Home großen Erfolg: Er landete auf Platz 1! Dieses Mal schrieb ich zwei neue Songs. Everything, der auch als Single erscheint und ein sehr fröhlicher Song ist. Die Leute mögen ihn sofort, wenn sie ihn hören. Dazu schrieb ich einen Song mit dem Titel Lost, von dem ich glaube, dass er viele Menschen auf verschiedenen Ebenen ansprechen wird.