Hymn For My Soul [Pop]
LABEL: EMI
WEBSITE: www.cocker.com/
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Auf der einen Seite ist da eine der unverkennbarsten Stimmen der Welt, eine Ikone von Sänger, eine lebende Legende, die seit mehr als vierzig Jahren aus jedem Song noch das letzte bisschen herausholt – und da muss man kaum mehr diesen unvergesslich stellaren Moment bemühen, als er „With A Little Help From My Friends“ für alle Ewigkeit in die Geschichtsbücher der Rockmusik fräste. Auf der anderen Seite steht dieser junge Produzent (und ausgezeichnete Musiker), der sein Können und sein geniales Händchen unter anderem auf Alben von Rufus Wainwright, Emmylou Harris, Ryan Adams, Razorlight, Kings of Leon und Ray LaMontagne zur Geltung gebracht hat. Eine Kollision der Kulturen? Mitnichten.
Das Aufeinandertreffen von Joe Cocker und Ethan Johns auf dem Album „Hymn For My Soul“ kommt einem Geniestreich gleich. Es war eine bereichernde Erfahrung für beide, und, wie es aussieht, der Beginn einer lebenslangen Freundschaft voll tiefer gegenseitiger Anerkennung. Das Resultat ist denn auch eine der vollkommensten Arbeiten in der langen und illustren Karriere des Sängers, und zudem ein Werk, das von einer der bestbesetzten Bands eingespielt wurde, die sich in jüngster Zeit in einem Studio zusammengefunden hat. Stellt sich nur die Frage, wer von den beiden hat den anderen übertroffen?
Vielleicht Johns. Der junge Produzent, nicht einmal halb so alt wie Joe Cocker, war schlichtweg von der Möglichkeit überwältigt, das neue Werk eines Musikers zu produzieren, für den schon sein eigener Vater, der berühmte Rockproduzent Glyn Johns (Eagles, Rolling Stones, Who), als Toningenieur gearbeitet hatte, und zwar auf Cockers frühem Meisterwerk „Mad Dogs And Englishmen“ aus dem Jahr 1970. Dazu merkt Cocker an: „Als er seinem Vater am Telefon erzählte, ’Ich werde mit Joe an einem Projekt arbeiten’, wurde es offensichtlich am anderen Ende plötzlich ganz still.“
Dazu muss man wissen, dass es immer ein großer Wunsch von Johns senior gewesen war, ein Album für Cocker zu produzieren, dass sich aber aus verschiedenen Gründen nie die Gelegenheit geboten hatte. Als nun Johns junior diese Chance hatte, packte er sie auch direkt beim Schopfe. „Natürlich habe ich sofort gesagt, ’Ja, ich will mit ihm arbeiten“. Da gab es kein langes Überlegen. Auch wenn ich Joe als Kind nie begegnet bin, als mein Vater mit all den berühmten Musikern nach Hause kam, hatte ich nur Gutes von ihm gehört. Ich wusste, dass er nicht nur ein legendärer Sänger ist, sondern auch eine Seele von Mensch.“
Joe Cocker und Ethan Johns arrangierten ein erstes Treffen in Los Angeles, um sich kennen zu lernen. Für diesen Kaffeeplausch wählten sie die Polo Lounge im Beverley Hills Hotel, die auch von der Hollywoodprominenz gerne frequentiert wird. „Gleich nachdem sich Joe hingesetzt hatte und mir in die Augen schaute, wusste ich, hier ist jemand, mit dem ich auf sehr direkte Art und Weise kommunizieren kann“, erinnert sich Johns. „Und das ist etwas, was ich an ihm liebe. Da gibt es keine Mätzchen, kein Getue.“
Für Joe Cocker war die Sympathie nicht minder unvermittelt. „Ein Mitarbeiter von der Plattenfirma in London hatte mir gesagt, wie gerne er mich mit Ethan zusammenbringen würde und besorgte mir dann dessen Arbeiten mit Ryan Adams und Ray LaMontagne. In beiden Fällen beeindruckte mich besonders der klare Sound, den er aus diesen Typen herausgeholt hat. Folglich haben wir uns dann getroffen und ich hatte sofort ein wirklich gutes Gefühl. Er ist ein wahrlich positiv beseelter Mensch, der in Anbetracht der Möglichkeit, dass wir zusammenarbeiten, ganz aufgeregt zu sein schien.“
Und Cocker fährt fort: „Wie das so ist, wenn es sich herumspricht, dass ich eine neue Platte aufnehme, sind wir mit Balladen geradezu überschwemmt worden. Aber ich wollte mich nicht wiederholen und ehrlich gesagt, war ich ein wenig verloren, wie ich vorgehen sollte. Dann stellt sich plötzlich dieser junge Kerl hin und sagt: ’Was ich gerne machen würde, wäre, den altmodischen Weg eines wirklich zusammenhängenden Albums einschlagen, statt nur eine Reihe zusammenhangloser Stücke zu nehmen. Lass uns deine Stimme ganz nach vorne mischen. Oh, und lass es uns live aufnehmen. Klingt doch großartig, oder?!“
Die Bande zwischen den beiden wurden noch enger, als Cocker gestand, dass andere Produzenten, mit denen er über eine Zusammenarbeit gesprochen hatte, seine Songauswahl als zu düster empfanden. „Dylans ’Ring Them Bells’ war das beste Beispiel“, so Cocker. „Aber Ethan entgegnete, ’Wenn man sich den Text genau anhört, ist er doch eigentlich sehr optimistisch’. Was er auch wirklich ist, auch wenn die meisten Menschen dazu neigen, ihn anders zu interpretieren. Das war typisch für Ethan. Er hat einen strahlenden Blick auf die Welt und diesen guten Spirit, und den hat er auch im gesamten Aufnahmeprozess beibehalten. Es hat sich erwiesen, dass ich mit meinem guten Gefühl, was unsere Zusammenarbeit betraf, absolut richtig lag.“
Die Aufnahmen fanden in den Sunset Sound Studios in Los Angeles statt, in denen Joe Cocker bereits 1969 sein zweites Album aufgenommen hatte (inzwischen sind es weit mehr als dreißig). „Dann sagte Ethan zu mir, dass er sehr eigen wäre, was die Auswahl der Musiker beträfe, also, wenn ich nichts dagegen hätte…und nannte eine Reihe von Namen, die er in Betracht zog, und ich meinte nur: ’Können wir die wirklich bekommen?’ Seine Antwort lautete, ja, und deswegen befinden sich auf dem Album auch so viele großartige Musiker.“
Zu den mitwirkenden Musikern gehören die legendären Schlagzeuger Jim Keltner, der als einer der besten Session-Drummer der Welt gilt, bereits mit John Lennon und Bob Dylan gespielt hat und zu den Traveling Wilburys gehörte, und James Gadson (er spielte nicht nur mit allen möglichen Künstlern von Gladys Knight bis Justin Timberlake, sondern produzierte auch einige klassische Soulalben von Bill Withers). Mit von der Partie sind auch Tom Pettys Pianist Benmont Tench, der ehemalige Jethro-Tull-Keyboarder Dave Palmer und Bassist Bob Babbitt, der schon als Musiker der Motown-Studioband The Funk Brothers in den 60ern und 70ern für Furore sorgte und später auf unzähligen Aufnahmen zu hören ist. Komplettiert wird dieses All-Star-Line-up vom Hammondorganisten Mike Finnigan, der bereits mit Jimi Hendrix auf dessen Meilenstein „Electric Ladyland“ spielte. Wer hat schon in jüngster Zeit eine geschichtsträchtigere Band hinter sich vereinen können?
Joe Cocker kümmerte sich im Gegenzug darum, die Backgroundsänger(innen) zusammenzustellen. „Vor nicht allzu langer Zeit war ich auf der Beerdigung von Billy Preston eingeladen und natürlich bat man mich ’You Are So Beautiful’ zu singen (Anm.: Preston hatte diesen Song, den Cocker 1975 zum weltweiten Hit machte, komponiert). Mein Pianist und ich waren die einzigen weißen Gäste vor Ort, aber da waren auch all diese großartigen Mädchen wie Merry Clayton (Anm.: Sie gehörte zu Ray Charles’ Raelettes und sang auf „Gimme Shelter“ von den Stones), Julia Walters und Tata Vega.“ Als Cocker sie dann fragte, ob sie noch einmal zusammenkommen könnten, um auf „Hymn 4 My Soul“ mitzusingen, waren alle drei Sängerinnen sofort Feuer und Flamme. Gemeinsam mit dem Gesangsveteran Jim Giltstrap und Julia Walters’ Bruder Oren veredelten sie den Song mit einem guten Schuss an Soul.
Nachdem die Liste der Musiker stand, begann, wie Johns einräumt, der intensivste Teil des gesamten Arbeitsprozesses, der den Aufnahmen vorausging – sich auf die endgültige Liste der Songs festzulegen. „Was meines Erachtens phänomenal war, ist die Tatsache, dass sich Joe wirklich Zeit für die Entscheidung nahm, welche Songs nun auf dem Album sein sollten und welche nicht. Andere Künstler legen sich meist sofort fest. Aber Joe hat nie etwas barsch von der Hand gewiesen, selbst wenn er anfänglich mit etwas nicht warm geworden ist. Er hat jeden Vorschlag ernsthaft in Erwägung gezogen.“
Das Resultat war aus Johns’ Sicht „eine unglaublich dankbare und befriedigende Erfahrung. Auch wenn ich mir nicht selbst auf die Schulter klopfen möchte, kann ich allen Ernstes behaupten, dass dies eine der besten Platten ist, an denen ich jemals mitgewirkt habe. Im Endeffekt war ich einfach nur glücklich und dankbar, im selben Raum wie Joe zu sein, zwischen Bob Babbit und James Gadson zu stehen, meine Gitarre zu spielen und ihn singen zu hören. Darüber hinaus hätte das Resultat nicht wertvoller ausfallen können. Ich denke, für Joe ist dies ein wahrer Triumph.“
„Obwohl Joe in all den Jahren mit so vielen großartigen Produzenten gearbeitet hat, war er bereit, die Messlatte wieder höher zu setzen. Sein Engagement bei diesem Projekt war grenzenlos. Seine Energie, sein Drive und seine Ausdauer waren einfach atemberaubend. Es gab keinerlei Guide Vocals. Er war einfach in der Lage, zwölf Stunden lang, sechs Tage die Woche mit voller Inbrunst zu singen. Und die Band hat auf Joes Leadgesang brillant reagiert. Gerade weil er stets so präsent war, waren sie es auch, und haben sich darauf eingelassen, sich von seinem Gesang inspirieren und leiten zu lassen. Es war einfach aufregend, an diesem Album teilhaben zu können.“
Die endgültige Songauswahl ist so umfassend wie ungewöhnlich. Joe sagt vorweg: „Es ist nicht wirklich ein Unplugged-Album, kommt aber einem Livemitschnitt verdammt nahe. Es gibt keine Synthesizer, keine Studiotricks. Wir haben auch auf Pro Tools verzichtet und jeden Song in ein paar Takes aufs Band gehämmert.“ Was die Herkunft der Songs betrifft, umspannt das vornehmlich dem Blues und Gospel entstammende Material ganze Dekaden. Hinzu kamen neben dem vorgenannten Dylan-Klassiker bewährte Evergreens von Stevie Wonder („You Haven’t Done Nothin’“), George Harrison („Beware Of Darkness“) und Creedence Clearwater Revival („Long As I Can See The Light“).
Es gibt zudem Songs, die man mit Veteranen des Soul in Verbindung bringt, wie Art Neville respektive The Meters („Love Is For Me“), Solomon Burke („Don’t Give Up On Me“) und Percy Mayfield („Rivers Invitation“). Aus jüngerer Zeit wurden zwei Songs ausgewählt, und zwar von der aus New Orleans stammenden Formation The Subdudes (“One Word (Peace)”) und von Andy Fairweather-Low (“Hymn 4 my Soul”). Mit unnachahmlicher Stimme eingesungen und mit nicht minder großer Perfektion musikalisch begleitet, bilden diese Aufnahmen die beste Arbeit von Joe Cocker seit Jahren.
„Ich bin Ethan ungemein dankbar, dass er mich in diese neue Dimension geführt hat“, erklärt Joe Cocker abschließend. „Dies ist das musikalischste Album, das mir seit langer Zeit gelungen ist.“ Und Johns fügt mit strahlendem Lächeln hinzu: „Ich kann kaum beschreiben, wie gut meiner Meinung nach ’Hymn For My Soul’ ist. Lass es mich so formulieren: Es ist das emotionalste und sogar spirituellste Projekt, an dem ich seit langem beteiligt war. Die beste Musik ist weit mehr als bloßes Entertainment. Sie schafft die Verbindung zu Menschen auf einem tieferen Level. Das ist hier der Fall. Ich denke, sie ist überwältigend. Wirklich überwältigend.“
Das Album „Hymn For My Soul“ von Joe Cocker erscheint am 30. März 2007
Hymn For My Soul Tourdaten 2007:
05.10. München - Olympiahalle
06.10. Leipzig - Arena
08.10. Nürnberg - Arena
10.10. Erfurt - Messehalle
11.10. Köln - Kölnarena
13.10. Bremen - AWD-Dome
15.10. Berlin - Max-Schmeling-Halle
16.10. Rostock - Stadthalle
18.10. Hamburg - Color Line Arena
20.10. Hannover - AWD Hall
21.10. Oberhausen - König-Pilsener-Arena
23.10. Frankfurt - Festhalle
25.10. Mannheim - SAP-Arena
26.10. Trier - Arena
28.10. Stuttgart - Schleyerhalle
30.10. Freiburg - Rothaus Arena
31.10. Ravensburg - Oberschwabenhalle
02.11. Bielefeld - Seidenstickerhalle
(Quelle: Capitol Music) FORMAT: CD
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