No Maps For These Territories [Pop]
WEBSITE: www.ametoki.com/
Jetzt-Zeit Pop-Musik aus den Zwischenwelten des digitalen Zeitalters
Wenn man heutzutage versucht, das Leben der Metropolen auf einen Nenner zu bringen, fällt einem schnell der Begriff „Globalisierung“ ein. Denn worin unterscheidet sich das Leben in Tokio, New York, Berlin, Istanbul oder Paris (speziell wenn man von der gebildeten middle und upper class spricht)? Jeder ist für sich und hängt den gleichen Träumen nach, während man sich von hier nach da zappt. Ob im Jet oder im Internet ist dabei nur noch Geschmacks- und Budgetfrage.
Genau hier knüpft das 1. Album „no maps for these territories“ des Berlin/Kölner Duos mit dem japanischen Namen amé toki an: es hält dem gelangweilt-verlorenen Treiben einen hochglanzpolierten Spiegel vor. Ob Englisch, Spanisch, Deutsch, Portugiesisch, Französisch - es ist egal, weil man eh keinen echten Austausch sucht und doch genau auf solchen hofft. Schon ein Blick auf die Tracklist bestätigt diese Wahrnehmung – „Tamagucci Song“, „Come Into My Internet“, „Space Jogging“ „Quel Passion?“ und natürlich die postmoderne Standard-Frage „hope you do enjoy?“. Und der Albumtitel? Den erklärt sich das etwas andere Duo so: „Wir leben in einer Zeit, die sich so schnell beschleunigt, dass wir neue Welten schaffen ohne in der Lage zu sein, die Landkarten dafür zu zeichnen. Von diesen Zwischenwelten erzählt amé toki. Auch der bei uns übliche Sprachmix ist Ausdruck der durch neue Technologien zusammenrückenden `neuen´ Welt.”
Das Ganze wird in eine Melange aus verschiedensten urbanen Musikstilen verpackt – Jazz, elektronisch inspirierter Pop, Filmmusik, Chanson u.v.m. reichen sich hier immer wieder überraschend die Hand. Klar, man erkennt, dass Sängerin Sabine MeyerWiel und Keyboarder und musikalischer Mastermind Christoph Selbach mal als Jazz-Duo angefangen haben. Das jedoch spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. Viel mehr geht es den beiden um Style, Lifestyle und was dahinter steckt.
Seit nunmehr einer ganzen Dekade arbeiten Sabine und Christoph gemeinsam an ihrer ureigenen Vision von mehrdimensional relevanter Jetztzeit-Musik. Während man sich zu Anfang noch ausschließlich mit Jazz, Chansons und dem Covern brasilianischer Songs auseinandersetzte, wirkte die behutsame Begegnung der beiden mit Elektronik, Pop und den daraus resultierenden, völlig differenten Herangehensweisen an eigene Kompositionen wie eine Art „Wachküssen“ ihres individuellen Sounds. In dem dann, sehr gekonnt und stets betont organisch, akustische Instrumente völlig gleichberechtigt neben sorgsam ausgewählten, fein ausproduzierten elektronischen „Spielereien“ stehen. Und bei allem gegebenen Ernst: auch die augenzwinkernde Ironie in so manchem Text zieht sich wie ein roter Faden durch das Gesamtwerk. Serious fun!
Hierzu ergänzt Christoph Selbach: "Oft neigen wir dazu, den rasanten Entwicklungen, die uns umgeben, auch ihre komischen Seiten abzugewinnen. Vieles kommt uns manchmal ohne einen gewissen augenzwinkernden Abstand (auch zu uns selbst) ziemlich unerträglich vor. Wie würden wir sonst auf solche Stücke wie "Space Jogging", "Tamagucci Song" usw.
kommen? Dieser Gegenpol zu den extrem atmosphärischen oder melancholischen Songs wie "Auf Siebensternenschuhen" oder "Come Into My Internet" hat dem Album aus unserer Sicht unbedingt gut getan."
Dafür hat man sich mit Erfolg der Vielseitigkeit von Produzent Ali N. Askin und Promi-Musikern wie Trompeter Christoph Titz bedient. Als Klammer dient die Stimme von Sabine MeyerWiel, die mit großer Begeisterung in die verschiedenen Rollen schlüpft und hinter einer scheinbar kalten, berechnenden Fassade immer wieder die hilflose urbane Sehnsucht nach Leidenschaft, Liebe und Einheit mitschwingen lässt. „We have all the time in the world“ - dieser Klassiker aus dem James Bond Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät” ist zunächst überraschend und doch auch so etwas wie eine Headline für das Album. Denn am Ende hat man genau dieses Gefühl: dass man immer wieder auf die Basisfragen des Lebens zurückfällt - egal in welcher Umgebung man sich befindet, man wird doch alle Zeit der Welt benötigen, um darauf eine Antwort zu finden.
Dass man auf dieser Reise von amé toki auch noch perfekt unterhalten wird, gehört zum Service selbstverständlich dazu. Entertainment not as usual, aber doch ohne übertriebene Eskapaden (auch wenn Sabine zwischendurch auffordert: „Let’s misbehave like Bonnie & Clyde“). Alles ist consumable, controlled und vordergründig cool wie gutes Sushi. Dass es dabei nicht bleibt, dafür sorgt vor allem Sabine MeyerWiel, und am Ende kann auf jeden Fall eine gestellte Frage beantwortet werden – „yes, I do enjoy“.
Bleibt noch die Frage nach dem Live-Style des Life-Style-Duos. "Bei unseren Live-Auftritten stehen wir - wann immer es geht - mit anderen Musikern auf der Bühne, meist einem Bassisten (Till Brandt) und einem Percussionisten (Friedemann Meyer). Die Elektronik ist zwar wichtiger Bestandteil der Musik, vermischt sich aber immer mit der Lebendigkeit der live gespielten Grooves. Sehr oft und gerne arbeiten wir auch mit Visuals (Uli Sigg), die die Stimmung der Stücke noch mal intensivieren. Wir versuchen immer eine möglichst dichte Atmosphäre zu erzeugen, in die das Publikum regelrecht eingesaugt wird."
Live-Style in diesem Sinne wird man dann ab Mitte Februar 2007 erleben können.
(Quelle: PR | Silver Sonic Records)
Foto: Silver Sonic Records
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