Er tauchte am Blues-Himmel auf wie eine Supernova – doch anders als das Aufleuchten den kurzlebigen Sterns am Gestirn entpuppte sich das Wirken des amerikanischen Bluesrockers Joe Bonamassa als dauerhaftes Phänomen. Der inzwischen 31-jährige Musiker gilt als der bedeutendste Newcomer der Bluesrock-Szene der letzten Jahre, der sich mit seinem neuen Album „The Ballad Of John Henry“ endgültig in der obersten Liga des Genres etabliert.
Bonamassas musikalische Verbeugung vor dem „ultimativen working class hero“ – als solche bezeichnet er selbst das Titelstück der neuen CD – geht zugleich einher mit seinem 20. Jahr als Profi-Musiker. Schließlich liegt hier ein weiterer Unterschied zum kurzen Aufblitzen einer Supernova begründet: Joe Bonamassa tauchte Ende des Jahres 2005 zumindest in Europa zwar auf wie aus dem Nichts, doch bereits zu diesem Zeitpunkt konnte der Sohn eines Gitarrenladen-Besitzers aus Utica im US-Bundesstaat New York auf eine lange musikalische Laufbahn verweisen. Im zarten Alter von vier Jahren hatte er begonnen, Gitarre zu spielen: „Mein Vater gab mir eine kurzhalsige Chiquita-Gitarre, aber schon mit sieben Jahren bin ich dann auf ein normales Instrument umgestiegen.“ Als Zwölfjähriger hatte er im Vorprogramm von B.B. King gespielt, der ihn daraufhin umgehend als Mentor unter seine Fittiche nahm. „Nach unserer ersten gemeinsamen Show in Rochester nahm er mich auf Tour, und ich war damals für 20 Konzerte mit ihm unterwegs – er hat mir damals den ersten kleinen Durchbruch beschert“, erinnert sich Bonamassa knapp zwei Dekaden später.
Seither hat Joe Bonamassa neun Soloplatten veröffentlicht, „The Ballad Of John Henry“ ist sein siebtes Studioalbum. Dazu kann er auf die CD „Bloodline“ verweisen, die er mit der gleichnamigen Band 1994 veröffentlichte, in der er mit Waylon Krieger (Sohn von Doors-Gitarrist Robby Krieger), Erin Davis (Miles Davis´ Sprössling) und Berry Oakley Jr. (Sohn des Allman Brothers-Mitglieds) spielte. Die enthielt mit „Stone Cold Hearted“ und „Dixie Peach“ zwei Singles, die es in untere US-Charts-Regionen schafften.
Das jahrelange Touren als Solist zahlte sich 2000 aus, als in den USA sein von Tom Dowd produziertes Solodebüt „A New Day Yesterday“ erschien – das wurde mit sämtlichen folgenden Alben Anfang 2006 auch in Europa veröffentlicht, als Bonamassa über das renommierte niederländische Blueslabel Provogue/Mascot zum Sturm auf Europa ansetzte, sich mit „You And Me“ dem europäischen Bluespublikum vorstellte und bereits im gleichen Jahr seinen Auftritt in der deutschen TV-Kultsendung „Rockpalast“ per DVD dokumentierte.
Seither ging es nicht nur in Sachen Plattenveröffentlichungen und Tourneen Schlag auf Schlag. Bonamassa, der neben der Bühne eher unscheinbar daherkommt, dafür on stage umso heftiger auf seiner Gitarre explodiert, überzeugte Publikum wie Kritiker: Das angesehene Internetmagazin „Blues Wax“ kürte ihn Anfang 2008 zum „Artist Of The Year“, das renommierte US-Fachblatt „Guitarist“ ernannte ihn zum „New King Of Blues“ und wählte ihn zum „Best Blue Guitarist“; der nicht gerade unbekannte Kollege Ted Nugent attestierte ihm nach einer gemeinsamen Jamsession kürzlich: „Dieser Bursche gehört in dieselbe Klasse wie Stevie Ray Vaughan, Jimi Hendrix und Jeff Beck!“ Die Anerkennung, die er in der Fachwelt genießt, fand ihren Niederschlag aber auch in der Tatsache, dass der berühmte Gitarrenbauer Gibson ein eigenes Modell „Inspired By Joe Bonamassa“ seiner berühmten Les Paul Goldtop in einer auf 300 Exemplare limitierten Auflage hergestellt hat.
Die Fans sahen´s ähnlich, strömten in seine Konzerte dies- und jenseits des Atlantiks, und sein letztes Studiowerk „Sloe Gin“ erreichte nicht nur wie alle seine bisherigen Veröffentlichungen die Top 10 der Billboard Blues Charts, sondern debütierte dort gleich auf Rang 1. Daran schließt jetzt – nach dem dem Konzertmitschnitt „From Nowhere In Particular“ – „The Ballad Of John Henry“ nahtlos an.
Bonamassa demonstriert damit nicht nur sein Talent als Songschmied, sondern auch Geschmack und Gespür bei der Auswahl von Fremdvorlagen: Er verpasste im Studio Songs von Tony Joe White („As The Crow Flies“), Tom Waits („Jockey Full Of Bourbon“), Ailene Bullock („Funkier Than A Mosquito´s Tweeter“), Sam Brown („Stop!“) oder Anthony Newley/Leslie Bricusse („Feelin´ Good“) seinen ganz eigenen Stempel.
„Als ich die erste Hälfte des Albums aufnahm, war ich der glücklichste Mensch – glücklich wie nie zuvor in meinem Leben. Als ich mich an die zweite Hälfte machte, war genau das Gegenteil der Fall.“ Was Bonamassa nicht daran hinderte, sein bislang stärkstes Werk auf CD festzuhalten, was Songwriting wie auch sein explosives wie filigranes Gitarrenspiel angeht. „Der Song ´Happier Times´ entstand, als ich ganz im Keller war – es ist wohl der beste und vor allem ehrlichste Song, den ich je geschrieben habe“, verrät der 31-Jährige.
Dass er gefühlsmäßig in der jüngeren Vergangenheit einiges erlebt und mitgemacht hat, fand seinen Niederschlag gleich in mehreren Liedern, die sich um Beziehungen drehen. Beispielsweise „Last Kiss“, in dem es um eine gescheiterte Beziehung geht. Oder in „The Great Flood“, das so etwas wie ein Entschuldigungsbrief an eine frühere Partnerin ist, mit der er heute gute freundschaftliche Beziehungen pflegt. „Ich hatte einfach das Gefühl, dass wir zu viel Ungesagtes mit uns herumschleppen, das wir irgendwann einmal in Worte fassen sollten“, bringt er es auf den Punkt.
Eingespielt hat Joe Bonamassa „The Ballad Of John Henry“ erneut mit Assen wie Carmine Rojas (Bass), Anton Fig und Bogie Bowles (beide Drums) sowie Rick Melick (Keyboards) sowie Blondie Chaplin (Rhythmusgitarre). Und erstmals in seiner langen Karriere hat er mit Bläsern gearbeitet: Lee Thornburg und David Woodford sorgten unter der erneuten Regieanleitung von Altmeister Kevin Shirley (Led Zeppelin, Aerosmith, Black Crowes) für zusätzliche Klangkolorierung.
Doch Bonamassa wäre er nicht selbst, würde er nicht weiter über den Tellerrand des reinen Musikmachens hinausschauen: Er engagiert sich im „Blues Foundation´s Blues In The Schools Program“, betätigt sich als Kolumnist für das Fachblatt „Guitarist“ und moderiert – wenn er nicht auf Tour ist – jeden Werktag im Satelliten-Radiosender Sirius seine viertelstündige Serie „Daily Cup Of Joe“. Und er ist immer dienstags im UK-Radiosender Planet Rock mit einer eigenen Sendung zu hören.
Joe Bonamassa ist nicht zu bremsen und auf dem Sprung, den Bluesrock-Thron zu besteigen. Wobei er den Spagat fertig bringt, einerseits auf den Spuren seiner Lehrmeister wie B.B. King zu wandeln und zugleich innovativ tätig zu sein und die Brücke zu intelligentem Rock zu schlagen.
The Ballad Of John Henry will coincide with Bonamassa’s twentieth year as a professional musician – a child prodigy, he first opened shows for blues legend B.B. King at age 12. Reflecting on the new album, Bonamassa says, “I feel this is my strongest work to date. Making the first half of the album, I was in the happiest place I’d ever been in my life. The second half found me in completely the opposite state. I’ve come to the conclusion that experience makes for better art. I had more to say, and it’s the first time I’ve personally opened up the book on my life, expressed things I previously wouldn’t let out.”
Though Bonamassa says he’s now “heading north out of heartache,” several tracks address a devastating failed relationship including “Last Kiss” – recorded completely live – and “Happier Times.” Another song Bonamassa feels is one of his strongest is “The Great Flood,” an apology letter to another ex-girlfriend.
The album’s lead and title track, “The Ballad Of John Henry,” is a muscular blues rocker in homage to the American icon who Bonamassa calls “the ultimate working class hero.”
Among The Ballad Of John Henry’s covers are Bonamassa’s versions of Tony Joe White’s “As The Crow Flies,” Ailene Bullock’s “Funkier Than A Mosquito’s Tweeter,” Tom Waits’ “Jockey Full Of Bourbon,” Anthony Newley and Leslie Bricusse’s “Feelin’ Good” and the old Sam Brown tune “Stop!” by Greg Sutton and Bruce Brody.