VERTRIEB: SPV
WEBSITE: www.purereasonrevolution.com
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„Missing Link zwischen Pink Floyd und 21. Jahrhundert“, „... meistern den Gegensatz zwischen Inner-Space-Odyssee und rockiger Ausgelassenheit“, „... spielen wie Space Freaks in einem Prog-Sommercamp“ ... – die angloamerikanische Presse ist voll des Lobes für Pure Reason Revolution. Vergleiche mit Mars Volta, Super Furry Animals und Muse werden bemüht, jedoch mit deutlich wahrnehmbarem Zögern. Denn der Londoner Fünfer kreiert seine ureigene Version gehobener Rockmusik, der mit Analogien kaum beizukommen ist: Man muss sie sich selbst zu Gemüte führen, um sich ein Bild zu machen. Als Fan von New Artrock-Bands von Archive über Porcupine Tree bis Radiohead sollte man sie ohnehin gehört haben, will man nicht irgendwann zusammenzucken bei der Frage, wo man war, als Pure Reason Revolution hierzulande ihr Longplay-Debüt „The Dark Third“ veröffentlichten.
Pure Reason Revolution besteht aus den Brüdern Jon (Gesang, Gitarre, Keys) und Andrew Courtney (Drums) und Sängerin/Bassistin Chloe Alper, allesamt in Reading aufgewachsen, sowie Gitarrist und Sänger Jamie Wilcox, den Jon Courtney an der Uni kennenlernte. Auf den Bandnamen kam Courtney, als an seiner Philosophie-Abschlussarbeit arbeitete. „Dabei kam mir Kants ‘Kritik der reinen Vernunft‘ in die Finger („Critique of Pure Reason“). Dieser Begriff klang cool, aber irgendwie unvollständig, also fügte ich ‚Revolution‘ hinzu, weil unsere Musik uns revolutionär, radikal, aufregend erschien.“ Was mit dem „dunklen Drittel“ gemeint ist, erläutert er wie folgt: „Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Schlaf, davon insgesamt etwa sechs Jahre mit Träumen. Ich war immer fasziniert von der Frage nach Deutung und Ursprung von Träumen und ziehe eine Menge Inspiration für Songtexte aus ihnen. Sind Wachheit und Schlaf wirklich so verschieden? Wachen und Träumen sind Produkte ein und desselben Gehirns und beeinflussen sich wechselseitig. Vielleicht ist Wachbewusstsein ja nur eine andere Form des Träumens.“
„The Dark Third“ ist also eine Art Konzeptalbum zu den Phänomenen Schlaf und Traum, aus dem manche Idee dazu geboren wurde. Entsprechend visionär und psychedelisch geht es hier zu, und natürlich entsprechend frei: Wie es im Traum keine Begrenzungen gibt, so gibt es auch keine in PRRs Musik. „Unsere Maxime lautet, dass es für Songs keine Regeln gibt. Sie können jede beliebige Länge und jede Instrumentierung annehmen. Meine Gedanken und Gefühle äußern sich klar und intensiv, wenn ich sie frei und ungezwungen mit Musik verbinde“, so Courtney. Augenzwinkernd fügt er hinzu: „Davon abgesehen spielt auch ein gewisses Maß an Rebellion gegen all diesen modischen Drei-Akkorde-Quatsch bei der Konstruktion unserer Musik eine Rolle.“ Produziert wurde „The Dark Third“ von Paul Northfield, dessen Portfolio mit Gentle Giant, Rush, aber auch Marilyn Manson, Hole, Suicidal Tendencies und Porcupine Tree für sich spricht. „Wir bewundern sein breites Spektrum und waren davon beeindruckt, dass er alle gängige Technik beherrscht und mit jedem Wandel schritt hält. Wir haben eine Menge von ihm gelernt.“
Das hört man dem Album an: Mag der Opener „Aeropause“ mit Samplings wummernder Maschinen, luftiger Rhythmik und leichtfüßiger Slide-Gitarre noch an das floydsche „Welcome To The Machine“ denken lassen, so gelingen ab dem nächsten Track Einordnungsversuche nur noch schwer. Sinnvoller ist es, auf das wunderbare Zusammenspiel zwischen Gitarre und weiblichem Gesang hinzuweisen („Goshens Remains“), auf herrliche Gitarren-Arpeggios („Apprentice Of The Universe“), die feine Verbindung von Elektrobleeps und Violinen (beim 12-Minuten-Track „The Bright Ambassadors Of Morning“), vor allem aber auf den wunderbaren polyphonen Gesang, der nicht so verschachtelt wie der von Gentle Giant aber grandioser als jener der Beach Boys daherkommt. Allein auf “Ambassadors” wurden bis zu 60 Tonspuren dafür verwendet, womit PRR wohl jede noch so berühmte Psychedelic-Band in den Schatten stellen dürfte. Jeder Song ein Traum – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne –, schäumend vor Harmonien und Melodien, und immer neue Dimensionen eröffnend.
“The Dark Third“ erscheint bei InsideOut Music in einer von den bereits vorliegende US- und UK-Ausgaben abweichenden Version – mit modifiziertem Artwork und Booklet sowie einer fünf Tracks umfassenden Bonus-CD. Zwei dieser Stücke sind bislang unveröffentlicht, einer (“In Aurelia“ stammt von der EP “Cautionary Tales For The Brave“, zwei weitere (“The Exact Coluor“ und “The Twyncyn/“Trembling Willows“) von der UK-Version des Albums.
(Quelle: Inside Out) FORMAT: CD
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