“When you see a band you really like, the reason you really like them is because you wish you’d had that idea. And when I saw Battles I thought, 'Damn! Why didn’t I think of that?',” so Battles-Fan Brian Eno. Oft erkennt man die besten Bands – die wirklich einmaligen – an ihren Namen. Die zeitlos großen Bands haben einen Namen, der ihren Sound und ihre Ethik auf den Punkt bringt. BATTLES sind keine Ausnahme. Sie sind eine Rock-Band im Konflikt mit den Beschränkungen, die das Rock-Band-Dasein mit sich bringt. Sie führen einen Kampf gegen Mittelmäßigkeit, Genre-Konventionen und stilistische Schubladen. Ihr Sound ist der einer Avantgarde, die eine Reihe komplexer Gefechte ausführt. Dies ist der göttliche Krach gleichermaßen talentierter Musiker, die an ihre Grenzen gehen – sie führen perfekt synchronisierte Attacken gegen ihre Hörer und sich selber.
BATTLES wurden 2002 in New York gegründet, mit folgender Besetzung: Drummer John Stanier (Helmet), Ian Williams (Don Caballero), Dave Konopka (Lynx) und Tyondai Braxton an den Gitarren. Nach einer Reihe Eps unterschrieb die Band bei Warp und veröffentlichte 2007 ihr LP-Debut „Mirrored“. Ihr Sound vereint so unterschiedliche Richtungen wie Hardcore, tonaler Minimalismus, Neo-Klassik, Techno und Post-Rock.
Der Erfolg des Album war unmittelbar und folgenreich. BBC Music nannte BATTLES „die momentan beste Band der Welt“ und Pitchfork bedachte das Album mit der beeindruckenden Wertung 9.1. und einem Platz in ihrer „Best New Music“-Liste. NME war ähnlich enthusiastisch: „Mirrored ist eines der Alben, das die hippen Rock-Kids der nächsten Dekade als Inspiration nennen werden.“ Und in den Jahrescharts von The Wire erreichte es Platz 9, im TIME Magazine gar Platz 7.
Im Winter 2009 begann die Band im Machines with Magnets Studio in Pawtucket, Rhode Island mit der Arbeit am zweiten Album. Sie stellten ein beinahe komplettes Album fertig und machten sich im Herbst 2010 ans Mischen als alles aus dem Ruder lief. Tyondai Braxton verließ die Band als ihm klar wurde, dass er der gewaltigen Tour, die im Anschluss an die Veröffentlichung des zweiten Albums geplant war, nicht standhalten würde.
Ein Blick auf die Message Boards des weltweiten Webs genügt, um zu sehen, dass die Welt gepflastert ist mit unfertigen und liegengelassenen Alben; zahllose Bänder und CDs, die in verlassenen Studio-Kellern ihrem Schicksal als Fußnoten der Musikgeschichte überlassen werden. Das „Gloss Drop“ nicht so endete ist der Entschlossenheit der BATTLES zu verdanken. Wie John Stanier sagt: „Dass Tyondai die Band verlassen hat, bedeutete für uns keinesfalls das Ende. Wir wussten, dass wir weiter machen würden. Es ging sogar so weit, dass mir alles andere egal war. Ich war bereit meinen letzten Tropfen Blut in dieses Album zu stecken. Ich war nicht nur besessen davon es fertig zu stellen, sondern es sollte auch wirklich gut werden. Es ist bei weitem das Beste was ich in meinem Leben zustande gebracht habe. Es ist unser großes Statement.“
Die BATTLES kreisen um ein Kernkonstrukt: dass das Ganze größer ist als die Einzelteile. Auch wenn jedes dieser Einzelteile von strahlender Schönheit ist und sie alle auf das feinste miteinander verwebt sind. Damit ist klar: BATTLES ist größer als die vier Mitglieder und wird deshalb weiterbestehen.
Nach dem Verlust Braxtons machte sich die Band an die undankbare Aufgabe alle seine Anteile aus den bisherigen Aufnahmen zu tilgen und etwas völlig neues aus dem übriggebliebenen Material zu kreieren. Die drei verbliebenen Mitglieder stellten fest, dass sie nun auf einigen Stücken Raum gewonnen hatten für Gast-SängerInnen. Offen für verschiedenste Einflüsse wie die Band nun mal ist, liest sich die Gästeliste beeindruckend: Der Pionier des dunklen Synthie-Pops Gary Numan, der chilenische Minimal-Techno-Produzent Matias Aguayo, Kult-Indie-Rockerin Kazu Makino von Blonde Redhead und zu guter Letzt Yamantaka Eye, der messianische Frontmann mit den Dreadlocks der radikalen japanischen Kombo Boredoms.
Während es in der Dance-Szene einige Acts wie Chemical Brothers und Massive Attack gibt, die regelmäßig Gast-Sänger einladen, sind BATTLES der erste große Rock-Act, der vergleichbares macht.
„Gloss Drop“ ist ein faszinierendes, hypnotisches Album, das sich jeder Kategorisierung und schneller Analyse entzieht. Wo „Mirrored“ nach den frühen Eps ein massiver Schritt für die Band war, katapultiert „Gloss Drop“ sie noch weiter in unerforschtes Terrain. Der erste Track „Africastle“ bildet eine Brücke zwischen dem Debut-Album und einem strahlenden neuen Sound. Einige werden sich fragen, ob BATTLES heute leichter klingen als bisher, aber „Africastle“ ist ihr bisher dichtestes Stück. Es strahlt mit einer fraktalen Klarheit und je genauer man hinhört desto mehr großartige Details entdeckt man. Man könnte denken, dass man Glenn Branca lauscht, wie er eine Armee aus zwanzig Minatur-BATTLES dirigiert, die alle komplexe Melodien und Gegen-Melodien spielen in einem vertrackt arrangierten Kanon.
„Ice Cream“ basiert darauf den Minimal-Techno-DJ Matias Aguayo lediglich als Sänger zu nutzen. Dieses Stück, die erste Single, zeigt einen schelmischen Sinn für Spaß, der nun das Zentrum des BATTLES-Sounds bildet. „Ice Cream“ klingt wie der Soundtrack zu einer wilden, mondbeschienenen Strandparty in Brasilien und verbindet den Erfindungsreichtum von 21st Century-Prog mit dem rhythmischen Schwung des Tropicalia-Sounds der 60er. Stanier, Techno-Fan, der zeitweilig in Deutschland gelebt hat, sagt: „Köln ist ein fantastischer Ort. Du kannst ausgehen und jemanden wie Michael Mayer zwei oder drei Mal im Monat auflegen sehen und hören. Ich lebte in der gleichen Straße, in der das Kompakt-Label seinen Sitz hat und ich fing an mit den Leuten vom Label rumzuhängen. Ich bin ein großer Fan von Matias und es war mir klar, dass er auf der Platte dabei sein würde.“
Auf „My Machines“fügt die beseelte Stimme von Tubeway Armys Gary Numan dem muskulösen Tribal-Rhythmus Gewicht und Klarheit hinzu. Die Band ist ganz außer sich wenn sie über den Song spricht. William meint: „Wir hatten keine Ahnung, ob die Stimme zur Musik passen würde. Aber nachdem ich das Ergebnis das erste Mal gehört habe, war ich wie high. Ich dachte 'Holy Shit! Gary Numan singt auf 'My Machines' und es klingt wirklich richtig gut.“ Der ikonische Sänger von „Cars“ und „Are Friends Electric?“ gibt das Kompliment zurück. „Mit BATTLES zu arbeiten war keine Frage für mich. Sie haben eine einzigartige Herangehensweise an Musik und klare Vorstellungen von dem was sie wollen. Sie sind erfindungsreich, abenteuerlich, unvorhersehbar. Ich bin stolz in dieses Album involviert zu sein.“
Kazu Makino, die Sängerin des New Yorker Trios Blonde Redhead und eine Freundin der Band leiht ihre kurzatmige Stimme für den zündenden Dance Punk von „Sweetie & Shag“. Das Stück zeigt zum wiederholten Male, dass BATTLES Meister darin sind Dance Beats als Rock-Band zu verarbeiten.
Aber ihren vielleicht großartigsten Moment bislang hebt sich die Band für das letzte Stück „Sundome“ auf. Yamantaka Eye thront über einem Stück, dass eine Ahnung davon verleiht, wie Karneval in Walhalla klingen könnte. Sein schamanistischer Chant klingt als ob ein interstellarer MC gerade von seinem Mutterschiff zu uns herabgestiegen wäre.
Es sind diese überschäumenden und unerwarteten Momente, die BATTLES von allen anderen zeitgenössischen Bands unterscheidet. Stanier bringt dies auf den Punkt: „Ich glaube nicht das fordernde Musik besonders ernst sein muss. Das klingt wirklich langweilig in meinen Ohren und Grenzen zu sprengen sollte nicht langweilig sein.“
Während es anderen Bands genügt alte Genres wiederzubeleben, sind BATTLES stetig auf der Suche nach weiteren musikalischen Herausforderungen und nach neuen, exotischen Stilen, die man zusammenmischen kann. Stanier fasst es wie folgt zusammen: „Wenn wir Songs schreiben, sagt niemand in der Band 'Halt, wir sind zu weit gegangen, dies ist kein Battles-Song.' Was soll das auch sein: ein BATTLES-Song? Wir wissen es nicht. Alles was ich weiß ist, dass es keine Parameter und keine Grenzen gibt. Genau darum geht es von Anfang an.“