„Unser schöner Realismus – entspringt der Phantasie“ heißt Leilanautiks zweites Album mit ganzem Namen, und es ist in letzter Konsequenz unvollständig. Die Lücken und Leerstellen zwischen verwehten Träumen, Hoffnung, Sehnsucht und Aufbruch erwarten vom Zuhörer gefüllt zu werden: mit dessen Phantasie und den ganz eigenen Erinnerungen. So entsteht eine ganz besondere Spannung: Eben noch bezieht die Musik den Zuhörer subtil ein und fordert ihn auf, sich und seine eigene Geschichte in der Musik wieder zu finden. Im nächsten Moment gibt es klare Worte zu treibenden Rhythmen. Leilanautik ist aufregend – wer sich drauf einlässt, wird Schussfahrten erleben und manche schöne Aussicht genießen.
Schon seit geraumer Zeit haben die vier Hamburger Martin (Sänger), Stephan (Gesang/Gitarre), TC (Bass) und Florian (Schlagzeug) die allzu zarten Saiten beiseite gelegt, doch es passt nach wie vor, was VISIONS-Autor Oliver Uschmann zum 2006 veröffentlichten Album „Bunte Jahre“ schrieb: „…der gute, schnörkellose Song, der dich versonnen macht und lächeln lässt. Sehr licht, sehr transparent, sehr musikalisch.“ Die Musik beschert, mehr als je zuvor, „zauberhafte Augenblicke“, wie Autorin Sonja Müller schon 2006 im Musikexpress feststellte.
Das Warten auf ein Nachfolgeralbum hat sich gelohnt: die 11 Songs des neuen Albums „Unser schöner Realismus“ sind in den vergangenen zwei Jahren entstanden und zeugen von einem Reifeprozess. Die Songs sind griffig, das musikalische Potenzial der Band zeigt sich hier noch destillierter, noch klarer als auf dem Vorgängeralbum. Als bewährte Zutaten enthält das Album Gitarren mit Liebe zu Dramatik und Popmelodien, ein eigenwilliges, oft hervorstechendes Bass- und Schlagzeugspiel und die typische, sehr präsente Leilanautik-Stimme. Entstanden ist so ein rundes zweites Album ohne B-Material. Bisweilen mögen dem Hörer Anklänge an Rio Reiser oder The Police auffallen – ob sie beabsichtigt sind, sei dahingestellt.
Die vier Musiker kennen sich schon aus Schulzeiten – und sind seit 2005 zusammen als Leilanautik aktiv. Nach ihrer ersten Albumveröffentlichung – „Bunte Jahre“ (Rhinozorro/Rough Trade 2006) – erreichte die Band eine Platzierung auf dem EMI-Sampler „Gestatten, wir kommen aus Hamburg“ (auf #28 in den Compilationcharts KW 38/2006) und produzierte u. a. zwei viel beachtete Videoclips. Das Video zu „1000 km“ erfreut seit 2006 Zuschauer im Internet und in lokalen Fernsehprogrammen mit Bildern eines leibhaftigen Nashorns, das auf Suche nach Anschluss durch Hamburg streunt.
Das Video enthält Szenen, die Hamburgern das Herz höher schlagen lassen, so etwa ein Abend in der seit Jahren geschlossenen Schilleroper, die Anreise auf dem Kreuzfahrtschiff Queen Mary II oder ein Besuch auf dem im Abbruch befindlichen Gelände der alten Bavaria St. Pauli-Brauerei (mit Astra-Turm). Für das neue Album wird es erneut ein Videoprojekt geben.