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„Muse greifen nach Höhen, in welche die meisten irdischen Bands sich kaum wagen“
(NME)
They will not force us / they will not degrade us / we will be victorious…
…heißt es in der ersten Single Uprising aus dem fünften MUSE-Album The Resistance - und tatsächlich scheint das Trio aus Teignmouth unbesiegbar zu sein.
Am 11. September erscheint das Album, das sie im Laufe des Jahres in Norditalien aufgenommen haben, bevor es von Mark ‚Spike’ Stent gemixt wurde. Im November geht es dann auf eine großangelegte UK-Tour, die bereits nach Minuten ausverkauft war. Was sollte man auch anders von einer Band erwarten, die weltweit über 8 Millionen Alben absetzte, zwei Abende hintereinander das Wembley-Stadion ausverkaufte und mit 5 MTV-Awards, 4 Q-Awards, 7 NME-Awards und 2 Brit-Awards ausgezeichnet wurde?
Soweit die Fakten. Was aber viel wichtiger ist: Wohin führen uns MUSE mit dem neuen Album? Ist The Resistance ein Abschied von den beiden Vorgängern Absolution (2003) und Black Holes And Revelation (2006)? Oder bildet es mit diesen ein Triptychon aus drei supermassiven Alben?
In gewisser Weise ist es beides. In Sachen Sound und musikalischer Vision dürfte The Resistance ihr ambitioniertestes Album sein. MUSE haben ihren Robofunk/Monster-Riff/Stadion-Space-Sound von Black Holes noch weiter aufgeblasen und ihren Horizont nochmal erweitert. Für MUSE ergäbe es keinen Sinn, sich auf sicheres und bewährtes Terrain zurückzuziehen.
Wie Sänger und Gitarrist Matt Bellamy jüngst in einem Interview mit Mojo sagte: „Es gibt einige Songs auf dem Album, die ihre Einflüsse aus aktuellen R&B-Produktionen herleiten, besonders von Timbaland - schwere Beats, Synkopierungen, sehr melodische und rhythmische Vocals. Dom [Howard (Drummer)] hat die gesamte Drum-Programmierung selbst übernommen. Ingesamt ist es ein fast klassisches Album geworden. Es ist anders orchestriert, als man es normalerweise von einer Rockband erwarten würde; wir haben dabei alle Arrangements selbst entworfen. Neulich waren wir in Mailand, um die Orchestersätze mit 40 Musikern aufzunehmen, allesamt großartige Instrumentalisten und sehr experimentierfreudig.“ Vor allem auf Exogenesis trifft dies zu: eine Symphonie in drei Teilen und mit Sicherheit ihr eindrucksvollstes Statement bis jetzt.
Die wenigen Auserwählten, die die Chance hatten, MUSE bei den Proben zu ihrer Tour erleben zu dürfen, wurden mit einem Sound konfrontiert, der einfach überwältigend wirkte. Aber wenn man sich nicht vom Klischee des Bombasts täuschen lässt, das der Band nur allzu leicht angehängt wird, entdeckt man Momente von schlichter Schönheit. Zum Beispiel I Belong To You (Mon Coeur S’Ouvre A Ta Voix), in dem Bellamy die Textzeilen I travelled half the world just to say I belong to you…zum Besten gibt. „Undisclosed Desires ist unserer erster Song, auf dem ich weder Gitarre noch Piano spiele,“ erklärt Matt. Außerdem ist es ein perfektes Spielfeld für einen Slap-Bass, den Chris Wolstenholme auf dem Stück ungewöhnlicherweise einspielte: „Er passte haargenau auf den Song, also haben wir ihn dringelassen“, so Chris.
Es sind hauptsächlich die Inhalte von Matts Lyrics, die den Anschluss an die beiden Vorgänger-Alben bilden. MK Ultra führt Themen weiter, die mit „Ruled By Secrecy“ (Absolution) begonnen wurden, das mehr oder weniger von einem verdeckten CIA-Programm zur Gedankenkontrolle und chemischer Manipulation bei Verhören aus den 50ern inspiriert wurde. An anderer Stelle ist United States of Eurasia von den Schriften des gebürtigen Polen Zbigniew Brzezinski beeinflusst, der lange Jahre Berater des Ex-Präsidenten Jimmy Carter war. In seiner Abhandlung ‚The Grand Chessboard’ vertritt Brzezinski die Ansicht, „dass die Eurasische Landmasse (Europa, Asien und der Mittlere Osten) unter der Kontrolle der USA stehen muss, um die Ölversorgung zu sichern“, führt Matt aus. „Er betrachtet die Welt ziemlich selbstverständlich als großes Schachbrett. Kombiniert mit dem offensichtlichem Bezug zu George Orwells Eurasia aus 1984 offenbart sich die Inspiration für den Text des Songs.“
Die spezifische Grausamkeit der modernen Zeit, die bereits so treffend in „Assasssin“ (Black Holes) und der Hitsingle „Time Is Running Out“ (Absolution) angesprochen wurde, kehrt ebenfalls in Uprising wieder. Hier wenden sich Halunken der einen Seite gegen die Halunken der anderen Seite, sprich: „Fußball-Hooligans grölen Protestchöre gegen die Banker und die Krise“, erklärt Matt.
The Resistance ist MUSEs Sprung in die eigene Produktionsweise, und sie mussten ihre eigene Form demokratischen Umgangs entwickeln, um Konflikte zu lösen: „Da wir keinen Producer im Boot hatten, mussten wir die Diskussionen über die Musik selbst führen“, erklärte Dom kürzlich im NME. „Wenn also zwei von uns eine Auseinandersetzung hatten, war es die Aufgabe des Dritten, zu schlichten.“ Glücklicherweise gab es diesmal keinerlei Druck durch Deadlines. „Wir hatten unbegrenzt Zeit, um an dem Album zu arbeiten. Das war sehr gut für uns.“ Aber es brauchte trotzdem etwas Grundvertrauen zwischen den Jugendfreunden, um die Exogenesis-Symphonie bis zum Ende durchzuführen. Matt: „Ich musste die anderen beiden dazu bringen, mir ein bisschen bei der Nummer zu vertrauen. Aber ich glaube, es ist überwältigend geworden…“ (Wohl wahr!).
Auf The Resistance stellen MUSE wichtige Fragen, die beantwortet werden müssen: Was heißt es heutzutage, Bürger eines Landes zu sein? Was bedeutet es heute, in einer Band zu spielen? Die wichtigste Frage aber, wenn es um darum geht, die Zeit anhand ihrer Blaupause der Opulenz zu definieren, beantworten sie mit einer Gegenfrage: Statt „Warum?“ heißt es bei ihnen: „Warum nicht?“.
Tracklisting „The Resistance“
- Uprising
- Resistance
- Undisclosed Desires
- United States of Eurasia
- Guiding Light
- Unnatural Selection
- MK Ultra
- I Belong To You
- Exogenesis Symphony part I (Overture)
- Exogenesis Symphony part II (Cross Pollination)
- Exogenesis Symphony part III (Redemption)
(Quelle: Warner Music, 2009)
FORMAT: CD + DVD Video
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