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CD-DETAILS MY WORLD YOUR WORLD [BLISS]

Bliss

My World Your World [Rock / Alternative]


RELEASE: 21.08.2009


LABEL: India Records

VERTRIEB: Rough Trade


Amazon 

„Singer Rachel Morrison is blessed with a voice that rivals anything you will have heard since Lone Justice's Maria McKee." (Sounds)

Es ist zwar schon zwanzig Jahre her, dass BLISS Anfang 1989 ihren musikalischen Durchbruch in England mit dem von Kritikern hoch gelobten Debütalbum Love Prayer feierte und die Singles „How Does It Feel The Morning After?" und „I Hear You Call" in ganz Europa und sogar in Südamerika hohe Chartplatzierun¬gen erreichten. Aber Songs, wie BLISS sie schreiben, sind für die Ewigkeit gemacht, und eine Stimme wie die von Rachel Morrison bleibt über Zeit und Raum hinweg präsent, steht in einer Reihe mit Alison Moyet und Annie Lennox.

Ob BLISS als Support für Paul Simon, Wet Wet Wet, Chris Isaak, den Nevilles Brothers, Van Morrison oder den Gipsy Kings unterwegs waren oder allein durch England, Deutschland, Italien oder sogar in Brasilien tourten – die Reaktionen waren immer gleich enthusiastisch und die Fans von diesem Sound tief berührt. Kaum eine andere Sängerin ihrer Zeit konnte ebenso stark Liebe und Hoffnung in ihrem Gesang vermitteln wie Rachel Morrison. Kein Wunder, dass Liveauftritte von BLISS immer den Eindruck einer Andacht oder eines Gospelkonzertes vermittelten. Rupert Hine (The Fixx, Howard Jones, Tina Turner) war Produzent des zweiten Album A Change In The Weather, auf dem Paul Carrack und Liam O'Maonlai von den Hothouse Flowers, zwei Top-Vokalisten, Rachel ihre Referenz erwiesen.

BLISS war bereits Geschichte, als Sängerin Rachel Morrison 1992 ihre erfolgreiche Solokarriere startete. 15 Jahre später kam dann das überraschende Comeback, nicht aus einer Laune heraus oder aus kom¬merziellem Kalkül, sondern eher dank einer schicksalhaften Fügung. Denn diesseits und jenseits des großen Teiches stellten die Grün¬dungs¬mitglieder Rachel Morrison und Paul Ralphes unabhängig von¬einander fest, dass der Geist von Bliss in vielem, was sie in den langen Jahren seit der Auflösung der Band gemacht hatten, weiter lebte. Rachel und ihr Mann, der Gitarrist Tom E Morrison, wohnten – nach fünf Jahren Domizil in Deutschland – längst wieder in Großbritannien, und Ralphes, der gebürtige Waliser, lebte mit seiner Frau seit Mitte der Neunziger in Brasilien. Der Kontakt zwischen London und Rio war nie abgebrochen und irgendwann war ein „Best of...“-Album beschlossene Sache. Persönliche Treffen noch mehr E-Mails folgten und es wurde immer offensichtlicher, dass man auch neue Songs aufnehmen wollte.

My World Your World ist ein klassisches Rockalbum geworden. Mit allen Zutaten, die Bliss je ausgezeichnet hat. Mit viel Blues- und Soul-Appeal, Funk- und Gospel-Feeling und einigen Überraschungen im Detail, das Ganze pretty handmade und sehr emotional umgesetzt. „Die Songs stammen aus unterschiedlichen Jahren und Perioden unseres Lebens, einige sind schon älter, andere brandneu. Und sie spiegeln ganz unterschiedliche Erfahrungen wieder“, erzählt die Sängerin. Vieles, was vielleicht als persönlicher Lovesong begonnen wurde, entpuppte sich schließlich als eine Reflektion über weiter führende Beziehungsgeflechte: ich mit mir selbst, ich mit der Welt, ich mit dem Universum. „Oft denkst du, es ist schon alles gesagt, da ist nichts mehr, was noch ausgedrückt werden muss. Und plötzlich bricht es wieder aus dir heraus. Da gibt es dann auch mal dunklere Momente in den Texten, obwohl ich es schwierig finde, Leid auszudrücken.“ Und dennoch kann sie genau das: Freude und Schmerz in nur drei Minuten ausdrücken. Vom Blues über den Soul zum Gospel und zur Erlösung, vom Dunkel ans Licht: auch dafür steht BLISS (und das signalisiert ja auch schon der Bandname).

Aber BLISS sind nicht so selbstgefällig, dass die Musiker nur um sich selbst und ihre Befindlichkeiten kreisen. Rachel Morrison geht es vor allem auch um ein „universal feel“. „Denn das Leben verbindet uns alle auf wundersame Weise und obwohl wir alle Individuen sind, haben wir auf manchmal paradoxe Weise doch vieles gemeinsam und teilen uns so viele menschliche Erfahrungen“, sagt sie.

Die Lust und Freude an Kommunikation drückt sich auf My World Your World auch noch auf ganz besondere Weise aus. Tom E Morrison, nicht nur ein versierter Gitarrist, Komponist und Arrangeur, sondern auch gefragter Studiocrack, Toningenieur und Produzent (u.a. für Underworld), hatte als Multiinstrumentalist und mit viel Kenntnis über Beats, Samples und Electronics viele der Rachel Morrison- und Bliss-Titel der letzten Jahre fast im Alleingang eingespielt. Für das neue Album holte er allerdings Verstärkung, wie z.B. Claudio Corona, einen jungen Italiener und fantastischen Hammond-Spieler. Corona steuerte auch sein Akkordeon bei, wie überhaupt neben der üblichen Bandbesetzung diesmal auch ein paar „Exoten“ wie Flöte, Geige und Cello bei der Instrumentierung etlicher Songs auftauchen. Auf der Suche nach einem Cello fand Tom Leo Collins, den erst 14jährigen Sohn einer Freundin von Rachel und ein großes Talent. Er fügte sich genauso problemlos in die Songs hinein wie die chinesische Geigerin Liz Liew, deren Band Chi2 Morrison produzierte.

Außerdem war Bliss’ letzte Live-Rhythmus Section mit Rob Tree (Bass) und Marc Layton-Bennett (Drums) dabei. Paul Ralphes steuerte einige Bassparts bei und holte in Brasilien junge Talente ins Studio. Auf einer Blues Jam Session trafen die Morrisons schließlich auf Tobias Künzel, einem Mitglied der deutschen a-capella-Gruppe Die Prinzen, der mit Frau und Tochter für ein Jahr in London lebte. Das Ergebnis: bei zwei Stücken des Albums spielt Künzel Schlagzeug, während seine Frau Kati Naumann einen deutschen Text zu „Talking Dreams” schrieb, dem Bonus Track der ersten Single. Die Tochter schließlich, eine Toningenieurin, half bei den Aufnahmen. A real family affair.

Unter den 13 Songs auf „My World Your World“ finden sich auch drei Coverversionen, wobei dieser Begriff bei Bliss nicht greift. Wenn Rachel Morrison den Song eines geschätzten Kollegen interpretiert, dann wird dieser immer auch zu einem eigenen, zu einem neuen Stück. Die Bandbreite der Komponisten reicht dabei von Isaac Hayes über Captain Beefheart bis zu Paul Weller. „Further Than We’ve Gone“ hörte sie als Teenie, „in meiner rebellischen Jugend“, lacht Rachel. Da hatten es ihr auch einzelne Songs von Grateful Dead oder eben Captain Beefheart angetan. Kein wirk¬licher Gesangstitel, aber Rachel Morrison machte ihn zu einem. „You Do Something To Me“ hörte sie im Radio und kaufte deswegen ein Album von Paul Weller, damals ihr erster Plattenkauf seit 15 Jahren, was viel über ihre Faszination für diese Nummer sagt.

Bei gemeinsamen Konzerten mit Paul Carrack stellten BLISS Anfang dieses Jahres die neuen Songs in reduzierter Triobesetzung vor: mit Rob Tree am Bass und Tom an Gitarre und Bassdrum zu Rachels Gesang, der sich gerade in diesen kleinen Line up in all seinen vielfältigen Facetten besonders entfalten kann. Jeden Abend wurde dieses Experiment begeistert gefeiert: „Sie bewies vor allem mit ,Save Me’, dass es doch noch weiße Sängerinnen gibt, die Bauch und Seele in ihren Gesang legen können. 45 Minuten lang beherrschte sie mit entschiedener und klarer Stimme die Bühne.“ (Rheinische Post)

Aber BLISS gibt es auch bis zu Septett-Stärke, und zur Veröffentlichung des neuen Albums wird die Band in Europa und Brasilien Konzerte geben. Die Band, die mit Love Prayer und A Change In The Weather eigentlich nur zwei reguläre Alben zu Beginn ihrer Karriere veröffentlichte, aber trotzdem als Klassiker gehandelt werden, arbeiten weiter an ihrer guten Reputation und beweisen einmal mehr, dass gelebte Musik die bessere Musik ist. Leben symbolisiert auch das Cover der neuen CD. Es zeigt ein Detail des Mosaiks von Friedrich Wilhelm Kleukens „Der Kuss“ aus der Eingangshalle des Hochzeitsturmes in der Jugendstilstadt Darmstadt.

(Quelle: Maren Kumpe, Musicmatters, 2009)


FORMAT: CD


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