Genau zwei Jahre nach der Veröffentlichung ihres letzten Albums “Speakers & Tweeters” machen die Dub Pistols einmal mehr ein akustisches Fass auf und lassen ab dem 12. Juni liter- und liederweise „Rum & Coke“ in die Ohren der Zuhörer fließen. „Rum & Coke“ versprüht eine “Carnival” Atmosphäre mit Bass, Soul, Ska, Electro-Funk, Lovers-Rock und HipHop. Ein Funken Latin und Brass-Arrangements runden das Bild einer sonnigen Reise in die Karibik ab.
Nach Remixen für Lily Allen, U2, Ian Brown, Sly & Robbie, Mika und vielen anderen sind Dub Pistols immer auch ihrem Ruf als Live-Band gerecht geworden. Fulminante Auftritte auf allen großen englischen Festivals (Glastonbury, Bestival, Big Chill usw.) untermauern, dass Dub Pistols nicht nur laut der englischen Myspace Seite zu den englischen Top Live Acts gehören.
Bereits seit Mitte der Neunziger drücken Barry Ashworth und Jason O’Bryan der UK Dance-Szene mit massig Wumms ihren ureigenen Stempel auf und haben auf den Tanzfluren der Welt schon so manch eine Beat-Bombe gezündet. Stets angereichert mit einer unterschwelligen Rock ’n’ Roll-Attitüde haben die Beiden einen markanten Soundentwurf aus Dub, Rap, Ska, Soul und Punk aus ihrem Equipment gekitzelt, der sich auch auf Album Nummer 4 imposant und unaufhaltsam aus den Lautsprecherboxen schält.
Auf „Rum & Coke“ kommt diesmal auch noch eine leicht euphorisierend wirkende Strandparty-Atmosphäre hinzu, ohne dabei jedoch die unbestreitbar vorhandenen Roots der West-London-Boys verleugnen zu wollen. „Natürlich gibt unser Bandname bereits eine gewisse musikalische Zielrichtung vor“, befindet Barry. „Doch wir haben noch nie davor zurückgeschreckt, Bestandteile jedes erdenklichen Genres in unser musikalisches Gesamtgefüge einzuflechten. Wir haben immer schon das gemacht, wonach uns der Sinn stand – und an dieser Vorgehensweise werden wir auch weiterhin festhalten.“
Doch dieses Mal sind die Songstrukturen zugänglicher, die Ecken und Kanten nicht mehr ganz so rau, und auch ein leichter Hang zu mehr Massenkompatibilität ist nicht von der Hand zu weisen. Fast wäre man dazu geneigt, die ganze Angelegenheit auf einmal erwachsen zu nennen. Doch wenn man genau hinhört, werden die Arme zwar freudestrahlend und kollektiv in die Luft geworfen – allerdings nicht, ohne dabei auch hier und da den bösen Mittelfinger am Patschehändchen auszufahren. Schließlich geht es immer noch um die Dub Pistols. „Wir haben einfach all unsere bisherigen Erfahrungen genommen und in diese Platte münden lassen“, legt Barry nach. „Doch dieses Mal ging es uns in allererster Linie um den Song. Eine Club-Granate kann man später immer noch daraus basteln.“
Aus Respekt vor dem anstehenden Album der Specials haben Barry und Jason die beiden Songs, die sie bereits mit deren Lead-Sänger Terry Hall aufgenommen haben, erst einmal für die nächste Platte zurückgehalten. Umso mehr Platz konnte daher aber einer breiten Schar anderer Feature-Gäste eingeräumt werden.
So hat man bereits für den Album-Opener und die erste Single „Back To Daylight“ keine Geringeren als Ashley Slater (Freak Power) für ein lustiges Stelldichein gewinnen können. Deren bassuntersetzte Melodik stellt den perfekten Kontra-Part zur rauchigen Schluss-Ballade „Song For The Summer“ dar. Aber zwischen diesen beiden rahmengebenden Schlüssel-Tracks brodelt es gewaltig, und dieser Umstand ist nicht zuletzt den bereits erwähnten anderen Musiker-Kollegen geschuldet.
Zum Beispiel Lindy Layton, die 1990 mit „Dub Be Good To Me“ ihrer Band Beats International seinerzeit eine astreine Hit-Single gelandet hat, und auf dem Evelyn ‚Champagne’ King-Klassiker „I’m In Love“ überraschend wieder zurück ins Rampenlicht zurückkehrt. Und zwar so eindrucksvoll, dass die Nummer mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als nächster Singlekandidat das Rennen machen wird. „Der Song ist ein absoluter Knaller geworden“, befindet Jason. „Wie Lindy sich mit ihrer ganzen Weiblichkeit dieses Testosteron-geschwängerte Stück Musik zu eigen macht, ist der absolute Wahnsinn.“
Kein Wunder also, dass man sich ihre Dienste außerdem bereits für einige anstehende Live-Shows gesichert hat.
Doch neben weiteren Gast-Auftritten von Acid House DJ Justin Robertson auf dem 80er Jahre-Pop-Revival-Sure-Shot „Keep The Fire Burning“ sowie dem Mitwirken üblicher Verdächtiger wie Rodney P oder TK Lawrence, erstrahlt auf der Platte vor allem eine Person in ganz besonderem Glanz. Denn die Jungs haben es tatsächlich geschafft, den ‚Cool Ruler’ Gregory Isaacs für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. „Das war eine verdammt schwere Geburt, denn wir haben bereits seit zehn Jahren versucht, ihn auf eine unserer Platten zu bekommen.“ Barrys Augen funkeln. „Alle Leute haben uns gesagt, wir sollen doch endlich aufgeben. Aber wir sind dran geblieben – und es hat sich gelohnt!“
Tage und Nächte haben Barry und Jason dafür in einer Sozialbausiedlung in Nord-London auf ihn gewartet – in der stillen Hoffnung, dass er irgendwann dort auftauchen würde. Und das tat er. „Für dieses Feature sind wir echt durch die Hölle gegangen. Er hat uns nur einen einzigen Take zugestanden, so dass wir wirklich nur mit dem arbeiten konnten, was er im ersten Versuch eingesungen hat. Aber wir wollten ihn dieses Mal unbedingt auf dieser verdammten Platte haben!“
Und tatsächlich ist „Six Month“ mit seinem erhabenen Flow eine grandiose Referenz an den großen Gregory Isaacs geworden, die auch die Jungs am Ende für all die Strapazen entschädigt hat.
„Rum & Coke“ hingegen ist für die Dub Pistols jedoch vor allem eins geworden: Nämlich eine beeindruckende Referenz an sich selbst.
“What first grabbed my attention about the Dub Pistols was hearing their version of ‘Gangsters’ as it brought back memories of when we first recorded it. I’ll never forget performing it live with them at Bestival 2007. The big top was packed and the atmosphere was electric. At their live shows Jason O'Bryan & Barry Ashworth have boundless energy, they always get the crowd rocking and this new album will deliver as they always do. Big thanks to Terry Hall for introducing me to The Dub Pistols.” Lynval Golding (The Specials)