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Ein Haufen Spacken – nichts Anderes seien sie gewesen. Damals. „Wir waren die typischen Loser“, sagen Hollywood Undead. „Wir hingen den ganzen Tag bei Freunden ab, guckten fern und aßen Chips.“ Und dann schoss jemand neue Software auf den Rechner und plötzlich war alles anders: Charlie Scene, Johnny 3 Tears, J-Dog, Da Kurlzz, Deuce und Funny Man stellten die Bierdosen ab (vorübergehend) und machten die Festplatte voll mit Krach. Der Rest ist Legende: Das Geballer fand seinen Weg zu MySpace und ramponierte die Ohren und die Moral von einer Million Menschen – innerhalb von neun Wochen. Das war 2005. Ein Jahr später hatten sich acht Millionen den Song „The Kids“ angehört. Krass, fanden Hollywood Undead – „als ob wir schon hundertmal auf Tour gewesen wären oder was!“
Keine Sorge, das kommt noch – jetzt. 27.572.086 Internetaufrufe später erscheint das Albumdebüt „Swan Songs“ der Kalifornier jetzt auch in Deutschland. Ein paar Clubgigs folgen, die letzte Gelegenheit, die Band von nahem und nicht auf einer LED-Wand im Bühnenhintergrund zu sehen. In den USA mischen die sechs Gnadenlosen bereits die Billboard-Charts auf und spielen in den großen Festivalarenen.
14 Songs – und man weiß, was nach dem Tod passiert. Denn die „Swan Songs“ sind ein Klangdokument aus der Hölle. In dem Soundgebrodel findet sich all das, was nicht keusch und artig war. Hollywood Undead kreuzen Todesmetall klassischer Bauart mit Rapcore und Worten, für die man selbst in Amerika einen Waffenschein braucht. Slipknot? Alte, faltige Säcke. Die Bloodhound Gang? Ein in die Jahre gekommener Herrenwitz. Und Eminem, wer war das noch gleich? Die musikalischen und außermusikalischen Stunts, die Hollywood Undead auf ihrem energiegeladenen Erstling und auch sonst vollführen, sind mindestens so hart wie die von Jackass. Auch der Vergleich zur Bloodhound Gang ist nicht zufällig, so kursiert das Video zur ersten Single „Undead“ ob seiner fröhlichen Obszönität bereits wild im Internet.
Und um den Link zu Slipknot zu verstehen, fehlt natürlich noch ein wichtiges Detail über die 6 kalifornischen MCs. Genauso wie die Nu-Metall-Band aus Iowa brauchen Hollywood Undead keine Schminke oder sonstigen Lametta in der Fresse. Davon hätte schließlich kein Mensch irgendwas: Die sechs Typen aus LA tragen in der Öffentlichkeit durchweg Masken. Und das kam so: Weil sie keine anderen Fotos zur Hand hatten, luden sie kurzerhand welche hoch, auf denen sie mit Hockeymasken zu sehen waren. Der Gag verselbstständigte sich und inzwischen sind sie recht froh darüber: „Die Sache mit den Masken ist total praktisch“, finden sie. „Die Leute hören aufmerksamer zu. Unsere Musik wird nicht danach beurteilt, wie wir aussehen, ob wir hübsch oder hässlich sind. Natürlich haben wir uns keine vollalbernen Monstermasken aufgesetzt wie in irgendeinem idiotischen Horrorquatschfilm. Unsere Dinger sehen vielmehr verdammt sexy aus!“
Nein, Hollywood Undead sind nicht die Jungs, mit denen man Pferde stehlen könnte (es sei denn, man jagt die Tiere anschließend auf einem Snowboard den Hügel runter). Ein Bankraub wäre wohl eher ein geeignetes Nachmittagsprogramm für sie. Ihre Texte jedenfalls sind direkt und umstandslos wie ein spontaner Handtaschenklau im Vorübergehen. „Wir sprechen das aus, was viele Leute nur denken, sich aber nicht zu sagen trauen. Deshalb machen wir auch keine schwülstigen Liebeslieder“, sagen Hollywood Undead.
(Quelle: Universal Music Group, 2009)
FORMAT: CD
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