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CD-DETAILS FREE RUNNER [ROSSI, JULIANO]

Rossi, Juliano

Free Runner [Jazz]


RELEASE: 27.02.2009


LABEL: Blue Note

VERTRIEB: EMI Music

WEBSITE: www.julianorossi.de

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Ein Abenteuerspielplatz aberwitziger musikalischer Ideen rund um den Swing - nicht mehr und nicht weniger als eines der originellsten Pop-Alben des noch jungen Jahres 2009 und immer schön mit Liebe gegen den Strich gebürstet.

Eigentlich sollte Juliano Rossi jedem Liebhaber von Swing ein Begriff sein. Dem musikalischen Hasardeur ist mit diesem höchst gewitzten Blue-Note-Debüt „Free Runner“ ein echter Wurf gelungen, zumal das Album mit „I Want My Money Back“ eine mit allen Wassern gewaschene Paradenummer aufbietet, die gerade angesichts der allgegenwärtigen Finanzkrise zu einem wahren Publikumsrenner zu avancieren verspricht. Die Idee zu diesem Song, mit dem Rossi wie beiläufig auch den Swing klangtechnisch auf Vordermann bringt, war schon lange Zeit vor dem Finanzkollaps an der Wall Street geboren worden. Doch gerade in Zeiten einer unaufhaltsamen Rezession nimmt sich „I Want My Money Back“ jetzt aus wie eine Einladung zum Tanz auf dem Vulkan. Doch der Heißsporn offeriert unter den zwölf Songs seines Albums nicht nur Modern Swing voller Leidenschaft und Verve, sondern auch tiefsinnig Balladeskes mit genau jenem Stilbewusstsein, jener Mischung aus Charme, Noblesse und Humor, die er an Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. schon immer bewundert hat.

Es ist natürlich keineswegs so, als wäre Juliano Rossi in den letzten Jahren nicht äußerst umtriebig gewesen. Dieses italienisch angehauchte Alter Ego hatte sich Oliver Perau, wie der Künstler mit bürgerlichem Namen heißt, 1996 zugelegt. Damals hatte der Sänger die Karriere seiner Rockband Terry Hoax zunächst einmal für beendet erklärt und blickte auf ein halbes Dutzend Alben und 600 Konzerte zurück. Gerne folgte er seinerzeit der Einladung seines Freundes, des Fotografen Olaf Heine auf dessen Vernissage ein paar Lieder zum Besten zu geben. Dieser Auftritt war die eigentliche Geburtsstunde von Juliano Rossi, einer smarten Kunstfigur im Dienste des Swing, jener Musikgattung, die Perau schon seit seiner Kindheit nahezu abgöttisch liebt. Bis zu seinem ersten eigenen Swing-Album, „If My Friends Could See Me Now“, das 2003 erschien, vergingen jedoch noch einige Jahre, in denen er ein deutschsprachiges Soulalbum aufnahm, mit einer Punkband auf Japantournee ging und von der Playgirl zum „Mann des Jahres“ gewählt wurde. Ein Hansdampf in allen Gassen, der sich nun mit unbändiger Liebe und Leidenschaft einmal mehr für sein liebstes musikalisches Steckenpferd, den Swing, stark macht, sich aber auch ein Comeback mit Terry Hoax vorbehält.

Die Songs seines neuen Albums „Free Runner“ hat Juliano Rossi mit einer Ausnahme alle selbst komponiert. „I Wake Up Crying“ stammt aus der Feder von Burt Bacharach, dessen Werk als Komponist Rossi über alle Maßen schätzt. Seine Interpretation, fast möchte man von Inszenierung sprechen, ist als klassisch produzierte Soulballade angelegt, wobei die „vokale Smartness“ (Frankfurter Rundschau) hier selbst einem Sam Cooke zu Ehren reichen würde. Die klassische Produktion dieses Songs ist auch deswegen so bemerkenswert, weil die meisten anderen Songs wunderbar vertrackt und gegen den Strich produziert wurden. All die Samples, Klangschnipsel und Breakbeats, für die sich Rossi ein paar junge Talente aus der HipHop- und Electroszene ins Boot holte, geben den Songs eine Frische, eine Luftigkeit, die dem Album einen ganz eigenen Charakter verleiht. Die Reverenz an die großen Klassiker des Swing ist jedoch ebenso unüberhörbar wie sehnlichst erwünscht.

So trifft Rossi bei „I Love The Ocean“ exakt jenen wunderschönen Ton, den Sinatra meist anschlug, wenn er sich ganz melancholisch gab, ohne dabei seine weltmännische Aura zu verlieren. Wie ein direkter Kontrapunkt nimmt sich das anschließende „Is There A Function In This World For Me“ aus. Hier steht eher die dynamische Anspannung Pate, unter der Sammy Davis Jr. und Fred Astaire zu Giganten der Tanzflächen wurden. Geradewegs Richtung Dancefloor geht es auch bei „All In Good Time“ und „Glamorous Music“, beides beschwingte Gratwanderungen zwischen Broadway und Las Vegas, die mitunter an Matt Bianco erinnern, die mit unvergesslichen Swingnummern wie „Get Out Of Your Lazy Bed“ in den 80ern die internationalen Popcharts eroberten. Daneben wartet das Album mit der fingerschnippenden Nonchalance von „I will Finish What I Started“ auf, mit der Kreuzung aus klirrendem Whiskyglas und weisen Worten von „This Is The Best Time Of My Life“ und der kindlichen Verspieltheit von „I Wish I Could Play Piano“.

Wenn ein deutscher Künstler auf Blue Note seinen Einstand feiert – und das noch im 70. Jubiläumsjahr des berühmten Jazzlabels – dann ist das schon etwas Besonderes. Dabei ist vor allem die Haltung von Juliano Rossi die eines Jazzkünstlers: Während er auf der Bühne zugleich Charmeur, Crooner und Clown sein kann und ein exzellenter Entertainer ist, ist „Free Runner“ geprägt von einer künstlerisch höchst freigeistigen Intention, mit der Hörgewohnheiten wohltuend auf den Kopf gestellt werden. Signor Rossi legt mit seinem kunterbunten Modern-Swing-Kaleidoskop „Free Runner“, diesem Abenteuerspielplatz aberwitziger musikalischer Ideen rund um den Swing, nicht mehr und nicht weniger als eines der originellsten Popalben des noch jungen Jahres 2009 vor.

(Quelle: Uwe Kerkau Promotion, 11.2.2009)


FORMAT: CD


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