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CD-DETAILS ON THE JUNGLE FLOOR [VAN HUNT]

Van Hunt

On The Jungle Floor [Rock / Alternative]


RELEASE: 23.06.2006


LABEL: Capitol

VERTRIEB: EMI Music

WEBSITE: www.vanhunt.com

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Van Hunts selbst betiteltes Debütalbum zählte ohne Zweifel zu den großen Überraschungen des Jahrgangs 2004. Weit entfernt vom modernen Hochglanz-R&B und frei von jeglichen Rap- und HipHop-Elementen war dem Sänger, Songwriter, Multiinstrumentalisten, Arrangeur und Produzenten aus Atlanta ein Album gelungen, das dem wahrhaft klassischen Soul der frühen Siebziger ein würdiges Denkmal setzte. Aber trotz aller Nähe zu den ganz großen Namen von Marvin Gaye bis James Brown, von den Ohio Players bis Stevie Wonder klang Van Hunts Erstlingswerk nie wie eine Imitation, sondern dank melodischer Fantasie und einem enormen Talent für prickelnde Songideen immer erfrischend neu und lebendig. Zu Recht wurde er in den USA als neuer Shootingstar des Soul gefeiert und sein Album für einen Grammy nominiert. Entsprechend hoch sind nun die Erwartungen an sein zweites Album "On The Jungle Floor".

Statt den sicheren Weg einzuschlagen und ein rundum perfektes Album quasi noch einmal aufzunehmen, hat sich Van Hunt auf einige neue, unerwartete Stilelemente eingelassen. Mit verblüffendem Resultat: Insgesamt klingt "On The Jungle Floor" rauer, erdiger und eindeutig persönlicher als "Van Hunt". "Das erste Album wirkte zurückhaltender, beinahe scheu", bestätigt der 29-jährige Musiker, dessen hocherotische Falsettstimme an Größen wie Curtis Mayfield, Smokey Robinson und Prince erinnert. "Jetzt bringe ich mehr Erfahrung mit, habe mehr Selbstvertrauen und bin überzeugt, dass ich mit dem neuen Album einen großen Schritt nach vorne getan habe. Ich lasse mir auch nicht mehr meine Ideen ausreden. Wenn mir etwas am Herzen liegt, dann halte ich daran fest, ganz gleich, ob man mich dafür kritisiert. Im Rückblick sind die besten Songs meines Debüts diejenigen, bei denen ich mir selbst treu geblieben bin."

Die neuen Songs erfordern möglicherweise ein wenig mehr Aufmerksamkeit, sind doch die musikalischen Ideen ausgereifter, vielschichtiger und längst nicht mehr nur in der Glanzzeit der Soulmusik verwurzelt wie die verführerische Al-Green-Reminiszenz "Character". So flirtet "Priest Or Police" gar mit Neo-Soul-Elementen. Aber der stärkste Akzent liegt diesmal auf Funk. Gleich der Opener "If I Take You Home (Upon...)" ist ein fulminanter P-Funk-Jam in der Tradition eines Rick James mit fesselnden Gitarrenlicks und harter Rhythmik. Ähnlich scharf und sexy tönen "Hot Stage Lights", deren Hitze man tatsächlich zu spüren glaubt, und "Suspicion (She Knows Me Too Well)", das mit einem hinreißenden Groove á la James Brown auftrumpft.

Zwischendurch nimmt Van Hunt immer wieder das Tempo heraus und verwöhnt mit Edelballaden wie "Daredevil, Baby", "Hole In My Heart" und "Mean Sleep", die mit wunderbar gewebten Arrangements inklusive Harfenklängen, Streichern, psychedelischen Gitarren und feinen Pianopassagen verziert sind. Das zuletzt genannte Songjuwel ist ein Duett mit einer Seelenverwandten, der Sängerin Nikka Costa. Ursprünglich schrieb Van Hunt "Mean Sleep" zusammen mit Cree Summer für ihr Debütalbum "Street Faerie" von 1999. Seinen Gesangspart übernahm damals jedoch Lenny Kravitz.

Mit der Mischung aus Soulballaden, klassischem Funk und R&B ist Van Hunts Vielseitigkeit gleichwohl noch nicht erschöpft. Kein Wunder, hat er in Interviews doch nie verschwiegen, dass er auch Rock, Punk und Britpop mag: "Einige Songs auf dem neuen Album klingen nach den Isley Brothers, andere dafür nach den Smiths." Nun ja, Morrissey, Marr & Co mag man schwerlich heraushören, dafür aber umso mehr Jimi Hendrix in dem energischen Retro-Rocker "Ride Ride Ride". Und "At The End Of Slow Dance" erinnert sogar an britische Rockbands der 80er wie Big Country. Die größte Überraschung liefert indes das hypnotisch drängende "No Sense Of Crime". Van Hunt covert hier eine Legende, die man schwerlich mit seinem Namen und seinem Stil in Verbindung bringt: Iggy Pop. Das Original erschien 1978 auf dem Album "Kill City" von Iggy Pop & James Williamson. "Ich habe das Album aus einer Laune heraus gekauft", erzählt Van Hunt. "Der Song gefiel mir auf Anhieb und ich wusste, wenn ich das Stück aufnehme, werde ich ihm auch gerecht. Wenn man einen Song covert, sollte das Ergebnis cool und eigenwillig klingen." Das ist ihm mit seiner durchaus einem Sly Stone würdigen Version unzweifelhaft gelungen.

Überhaupt hat sich der 29-jährige Musiker, der in Dayton, Ohio als Sohn eines Malers und Gelegenheitszuhälters geboren wurde, bei seinem erneuten Streifzug durch diverse Stile der schwarzen Musik inklusive gelegentlicher Abstecher in die weiße Rockkultur selbst übertroffen. Anders als sein Debüt, das unter Mitwirkung renommierter Musiker entstand, hat er "On The Jungle Floor" fast im Alleingang geschrieben, arrangiert und eingespielt. Gelegentlich ("The Night Is Young") erlaubt er sich den Luxus eines Damenchors. Außerdem stand ihm der Produzent Bill Bottrell (Madonna, Michael Jackon, Shelby Lynne, Sheryl Crow) zur Seite. Van Hunt schwärmt, dass es ein großes Privileg war, mit einer Ein-Mann-Hitfabrik wie Bottrell zusammenzuarbeiten. "Der Mann ist ein Genie. Wie er mit Sounds umgeht, ist ein wahres Wunder. Er braucht nur zum Mischpult zu gehen und schon nach ein paar Sekunden klingt jeder Song um Klassen besser."

Dabei hat Van Hunt derlei Unterstützung eigentlich nicht nötig. Immerhin startete er bereits während seiner Collegezeit seine musikalische Karriere als Produzent und Songwriter für junge Soultalente wie Joi, Raphael Saadiq und Dionne Farris (Ex-Arrested Development). 1999 produzierte er "Love In Stereo" das zweite Album des Neo-Soul-Stars Rashaan Patterson und arbeitete mit Alicia Keys. Wahrscheinlich würde er noch heute ausschließlich im Studio die Strippen ziehen, wenn ihn nicht sein Manager und Mitglied des Jackson-Clans, Randy Jackson, ermutigt hätte, ein Soloalbum aufzunehmen. An diesem arbeitete Van Hunt mehrere Jahre lang - mit dem bekannten Ergebnis.

Auch für "On The Jungle Floor" ließ sich der Ausnahmemusiker wieder ausgiebig Zeit und auch diesmal hat sich der Aufwand mehr als gelohnt. Jeder Song ist ein Volltreffer, selbst wenn Van Hunt seinem eigenen Anspruch nicht hundertprozentig gerecht zu werden scheint: "Jedes Mal wenn ich einen Song aufnehme, versuche ich dem Sound, den ich in meinem Kopf habe, möglichst nahe zu kommen. In der Regel liege ich knapp daneben, aber allein der Versuch macht unglaublich viel Spaß."

(Quelle: EMI, Mai 2006)


FORMAT: CD


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