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Sein neues Album trägt den Titel „Coming Home“, und Lionel Richie, einer der größten Musiker unserer Zeit, erklärt, dass gleichermaßen das Album und der dazugehörige Titel eine tiefere Bedeutung für ihn haben: „Der Song ist mein Statement in Sachen `Ich bin älter, weiser geworden´. Jeder, der selbst schon seine Erfahrungen gemacht hat, wird wissen, wovon ich rede, wenn er den Song hört. Ich habe in vielerlei Hinsicht das Gefühl, dass ich mit diesem Album nach Hause komme – persönlich aber auch musikalisch. So habe ich zum Beispiel mit R&B angefangen, und nun kehre ich mit den neuen Songs zu musikalischen Techniken zurück, die ich schon zwischen 1974 und 1976 eingesetzt habe. Sie funktionieren heute noch immer so grandios wie damals. Außerdem habe ich für diese Platte mit einer Reihe von erstklassigen Songwritern gearbeitet, und weißt du was? Sie ALLE haben mir geraten, hier und dort ein `Ooh´ oder ein `Girl´ zwischen die Textzeilen zu quetschen, wie damals bei den Commodores-Platten! So wurde `Coming Home´ nach und nach zu einem Album, das im Jahr 2006 erscheint und das den Old-School-Sound von Lionel Richie mit dem Sound von Heute kombiniert!“
In der Tat. So unwahrscheinlich das auch klingen mag: „Coming Home“ ist tatsächlich erst das neunte Album des bereits wiederholt mit Grammys, einem Oscar und einem Golden Globe ausgezeichneten Richie, der seine internationale Solokarriere im Jahr 1982 antrat, nachdem er eine Dekade bei den Funkpop-Legenden The Commodores aktiv gewesen war. Auf seinem demnächst erscheinenden Album sind es ganz unterschiedliche Tracks, die an Richies Anfangstage als Chartstürmer (man denke etwa an „Brick House“) und Songschreiber-Wunderkind erinnern. Schließlich ist er derjenige, der eine Vielzahl von zeitlosen Klassikern („Easy“, „Sail On“ oder auch „Three Times A Lady“) geschrieben hat, die auch heute noch ganz oben auf den Slow-Jam-Playlists der unterschiedlichen Radioformate auftauchen. Richie dazu: „Da die Industrie schon lange Zeit von den Schreibern und Produzenten dominiert wird, habe ich mich an irgendeinem Punkt gefragt, wie die derzeit angesagten Songwriter wohl einen Lionel Richie im Jahr 2006 interpretieren würden. Die Frage ist besonders interessant, weil manche von ihnen ja noch gar nicht geboren waren, als meine Hits zu Beginn der Achtziger durch die Decke gingen! Da mir L.A. Reid [Vorsitzender von Island/Def Jam] für dieses Album persönlich als Executive Producer zur Seite stand, hatte ich die Möglichkeit, mit sämtlichen der Top-Produzenten in Kontakt zu treten und zu arbeiten. Alle Türen waren offen! L.A. half mir, indem er sich umhörte und nachfragte, ob sie für mich einen Song schreiben oder anderweitig mit mir kollaborieren wollten. Meine exakte Frage lautete dabei, `Wie schaffen wir es, dieses Projekt einzigartig zu machen? Wird es möglich sein, eine Platte aufzunehmen, die den alten Sound in einen brandneuen Sound umwandelt?´“
Besonders offensichtlich wird das Resultat bereits anhand der ersten Single „I Call It Love“, die von Taj und Stargate (bekannt für seine Arbeit mit Chartstürmern wie Ne-Yo und Rihanna) geschrieben und produziert wurde. „Up All Night“ ist ein weiteres Beispiel für eine solche Zusammenarbeit – in diesem Fall hat sich Lionel mit Chuckii Booker, seinem musikalischen Direktor, der für seine Arbeit mit Janet Jackson und TLC bekannt wurde, und Sean Garrett zusammengetan, der erst kürzlich Usher und Beyoncé als Hitmacher zur Seite stand. „Der Song wirkt fast schon wie eine Parodie auf `Brick House´“, berichtet Lionel lachend. „Es war eine unglaublich gute Zusammenarbeit! Gemeinsam haben wir es vollbracht, die ultimative Mischung aus Old-School und New-School zu kreieren. Und `I Call It Love´? Nun, das war das erste Stück, das ich von L.A. [Reid] bekommen habe, und die heftige Hook hat mich sofort umgehauen.
Ich hatte die Demoversion erst wenige Male gehört, und schon war mir klar, wie der fertige Song zu klingen hatte. Das Besondere an der Arbeit war diese Leichtigkeit, diese fast schon magische Qualität der Herangehensweise, die sich immer dann einstellte, wenn ich mit den Produzenten ins Studio ging. Das ist es auch, was `Coming Home´ so besonders macht! Wenn ich ehrlich bin, habe ich ein derartiges Gefühl seit `Can’t Slow Down´ oder dem `Blue´-Album der Commodores [mit dem sie 1977 ihren Durchbruch feierten] nicht mehr verspürt.“
Vielleicht ist es jedoch gar nicht so verwunderlich, dass die gemeinsame Arbeit des legendären Richie mit den aktuellen Überproduzenten so gut funktioniert hat: Sie alle wissen nämlich, wie viele zeitlose Hits Richie geschrieben hat. Dementsprechend haben sie größten Respekt. Ganz egal, ob es Dallas Austin (Komponist und Produzent von „Reason To Believe“, das mit seiner deutlichen Message in einer unsteten Welt besticht), Raphael Saadiq, der den Sommerhit „Sweet Vacation“ beisteuerte, oder Jermaine Dupri ist, der das eher traurige „You Are“ schrieb und produzierte (Lionel dazu: „Jermaine sagte einfach nur, dass ich mich so richtig gehen lassen soll.“) – bei jedem dieser Songs wird deutlich, dass die musikalische Fusion aus Richies einzigartigen Vocals und den derzeit angesagten Produktionen perfekt funktioniert: „Coming Home“ ist ganz klar ein Richie-Album, und doch ist es zugleich ein Album, das den zeitgenössischen Nagel absolut auf den Kopf trifft.
Ein perfektes Beispiel für diesen Symbiose-Effekt ist auch „Why“, das ebenfalls von Lionel, Booker und Garrett geschrieben wurde. Es ist ein Song, der langjährige Richie-Fans gleichermaßen umhauen wird, wie er auch diejenige Generation ansprechen wird, die Lionel gerade erst für sich entdeckt. „Ganz egal, in welcher Generation man groß wird: Es gibt eine Sache, die immer das Rätsel bleiben wird! Darum gibt es auch so viele Geschichten und Mythen über dieses eine Thema: die Liebe. Man kann beispielsweise darüber einen Song schreiben, wie es ist, jemanden kennen zu lernen. Dann gibt es Hunderte von möglichen Songs über den Verlauf einer Liebesbeziehung, und schließlich gibt es wohl noch ein paar Tausend obendrauf, die davon berichten, wie es sich anfühlt, wenn die Liebe dann zerbricht“, reflektiert Richie, der seit 1974 insgesamt über 100 Millionen Alben verkauft hat. „Man kennt die Gefühle: das Durcheinander, die Aufregung, die Untreue. Und dann fragt man sich, `Warum kann es nicht alles so sein wie damals, wie beim ersten Mal?´ Ich denke, dass sich jeder diese Frage schon einmal gestellt hat. Der Song `Why´ setzt sich mit ebendieser Frage auseinander, und zwar auf eine ganz simple, eine ganz wunderschöne Art und Weise.“
Bei „I Love You“ kann man ebenfalls den klassischen Richie raushören. Von Lionel geschrieben und von ihm und Chuckii Booker produziert, erinnert die elegante Simplizität des Songs an ältere Stücke wie „Hello“, „Truly“, „Endless Love“ oder „Three Times A Lady“ – allesamt Songs, die dafür gesorgt haben, dass Lionel auch heute noch zweimal jährlich durch die Welt tourt. „Durch meine Musik habe ich mich schon mit unzähligen Leuten `vermählt´“, lacht Lionel. „Und ich kann gar nicht mal sagen, wie oft mir Leute schon gesagt haben, dass sie `schon mit mir Liebe gemacht haben´! Ich antworte dann immer, dass sie doch sicherlich meine Alben meinen, nicht mich persönlich! Doch es stimmt: Unglaublich viele Menschen haben mich schon aufgefordert, `Sag mir bitte, wie ich es sagen soll´, und letztlich sind es genau diese drei Worte. `I Love You´ ist etwas, das man sagen will, etwas, dass man sogar andauernd sagen möchte, wenn man gerade verliebt ist. Wenn man also gerade nicht mehr weiß, wie man sich ausdrücken soll, dann wird einem dieser Song definitiv weiterhelfen.“
Natürlich wissen die Fans von Richie, dass es keinen Auftritt ohne „All Night Long“ geben kann. Darum hat Lionel nun eine Art Update kreiert, eine Neuauflage der Hymne aus dem Jahr 1984. Der mit „All Around The World“ treffend betitelte Song, eines der beeindruckendsten Stücke von „Coming Home“, wird mit seinem Optimismus jeden sofort anstecken und in die Knie zwingen. Geschrieben und produziert wurde er von Lionel und Quicksound aus Montreal, die sonst für die musikalische Untermalung beim Cirque du Soleil-Spektakel verantwortlich sind. „Ich hatte den Track gerade erst gehört, da sagte ich mir, `Wow, was ist das denn bitte?´ Es klang wie ein direkter Verwandter, ein Cousin von `All Night Long´. Das Stück versprüht ein ganz ähnliches Gefühl, hat einen ähnlichen Sound, und doch handelt es sich dabei um einen brandneuen Song!“
Als Verneigung vor denjenigen Songs von Richie, die man nur schwer einordnen konnte – so wie „Lady“, „Still“ und „Say You, Say Me“, die allesamt die Charts eroberten und weltweit Pop-, Country- bzw. R&B-Fans begeisterten –, findet sich auf dem Album das von Lionel und Chuckii Booker produzierte „Outta My Head“. Lionel: „Wie so viele Songs, die ich in meiner Karriere geschrieben habe, handelt es sich bei dem Stück um etwas ganz Persönliches. Ich nenne das `persönliches Schreiben´. Ein Song mit einer Geschichte, die mich ganz persönlich berührt, die für mich eine ganz besondere Bedeutung hat“, erläutert Lionel. „Wenn eine Beziehung in die Brüche geht, dann weiß man zunächst gar nicht mehr, wo einem eigentlich der Kopf steht. Man ist verloren, die Gefühle machen einen fertig, in den ersten Wochen nach der Trennung kann man sogar ihr Parfüm noch in der Wohnung riechen. Ihre Klamotten liegen noch überall. Das habe ich alles schon erlebt...“
Und es ist genau diese angeborene Gabe, Lionel Richies Fähigkeit, über seine Erfahrungen zu schreiben und sie in treffenden Worten zu besingen, die seine Musik seit nahezu vier Dekaden zu einer weltweiten Ausnahmeerscheinung macht. 1967 war Lionel Mitbegründer der Commodores am Tuskegee Institute in Alabama. Als vier Jahre später ein Vertrag bei Motown Records unterzeichnet war, entwickelten sich Richie und Co. nach und nach zu einer der beliebtesten US-Bands überhaupt: Mit „Machine Gun“ und „Brick House“ ließen sie die Tanzflächen regelmäßig implodieren, während sie mit „Easy“, „Three Times A Lady“ und „Sail On“ zukünftige Slow-Jam-Klassiker in die Welt setzten.
Richie verließ die Commodores im Jahr 1980, nachdem Kenny Rogers’ Hitversion von „Lady“ dafür sorgte, dass er plötzlich zum Produzenten wurde: Lionel übernahm die Arbeit am „Share Your Love“-Album (1981) von Rogers. „Endless Love“, Richies Duett mit Diana Ross, das 1981 zum Nummer-Eins-Hit (und 13 Jahre später von Mariah Carey und Luther Vandross neu interpretiert) wurde, sollte Motown nicht nur die erfolgreichste Single in der Geschichte des Labels bescheren, sondern auch Richies Soloambitionen noch verstärken. Das 1982 veröffentlichte gleichnamige Solodebüt (vierfach Platin!) war schließlich der ultimative Startschuss für eine Karriere der Superlative: Von „Can’t Slow Down“ (1983) wurden 10 Millionen Einheiten verkauft (und es gewann den Grammy für „Album des Jahres“!), 1986 folgte dann ein weiterer Rundumschlag mit „Dancing on the Ceiling“.
Nach einer etwas ruhigeren Phase, in der Lionel in sich ging, kehrte er dann im Jahr 1992 mit „Back to Front“ zurück und setzte schon bald mit „Louder Than Words“ (1996), „Time“ (1998), „Renaissance“ (2001), „Encore“ (2003) und dem passend betitelten „The Definitive Collection“, einer weltweit millionenfach verkauften Retrospektive, zu immer neuen Höhenflügen an. Als Gewinner von fünf Grammys, einem Oscar, insgesamt 11 (!) „American Music Awards“, fünf „People’s Choice Awards“ und einem „World Music Lifetime Achievement Award“, war der vor drei Jahren hinzugefügte Stern am „Hollywood Walk of Fame“ nur die längst überfällige Krönung der Liste von Auszeichnungen, die dem Ausnahmekünstler in den vergangenen vier Jahrzehnten verliehen wurde. Zudem wird seine einzigartige Rolle als generationenübergreifender Künstler mit jedem Jahr offensichtlicher: Bei der amerikanischen Superstar-Show „American Idol“ war er jüngst als einer der Juroren tätig; die Tatsache, dass einer der Finalisten der diesjährigen Staffel den Song „Easy“ in der Abschlussrunde präsentierte, unterstreicht zudem noch einmal, was für eine große Persönlichkeit Lionel auch heute noch ist – schließlich hatte er den Song gut dreißig Jahre zuvor mit den Commodores aufgenommen!
„Coming Home“ schafft es mühelos, eine Brücke zwischen Richies vielschichtigem musikalischen Erbe und dem Sound des Hier und Jetzt zu schlagen. Während sich die einen an früher erinnern werden, kreiert Lionel zugleich neue Erinnerungen für die Generation von Morgen. Lionel: „Mich persönlich erinnert das alles an die Zeit, als ich noch mit den Commodores Songs geschrieben habe. Es ging immer hin und her. Wir inspirierten uns gegenseitig. Sie brachten den R&B-Faktor ins Spiel, ich hatte Country und Pop im Hinterkopf. Was mir in der Vergangenheit gefehlt hat, ist dieses Gefühl von der Straße, dieser `Urban´-Anteil in der Musik. Doch dank L.A. Reid und den ganzen Schreibern und Produzenten, mit denen ich dieses Mal zusammengearbeitet habe, konnte ich nun endlich auch dieses Element in meinen Sound einfließen lassen. Der Song `I’m Coming Home´ fasst all das wirklich treffend zusammen, denn das ist es, was ich mit diesem Album tue. Ich komme nach Hause – besonders, da ich seit geraumer Zeit zweimal jährlich auf Tour bin!
Zu sehen, wie die Leute einem die Türmatte zurecht legen und einen mit offenen Armen begrüßen – das war etwas Grandioses an der Arbeit für diese Platte. Bei Songs wie `You Are´, das sehr erdig, sehr echt klingt, aber auch im Fall von `I Call It Love´ und `I Love You´, können die Leute etwas `Bekanntes´ heraushören, sie hören plötzlich denjenigen Lionel Richie, den sie von ganz früher kennen... und dann kann sich keiner mehr das Lächeln verkneifen.“
DISCOGRAPHIE
1982 – „Lionel Richie“
1983 – „Can´t Slow Down“
1986 – “Dancing On The Celling”
1992 – “Back To Front” (Best of- Album)
1996 – “Louder Than Words”
1998 – “Time”
2001 – “Renaissance”
2002 – “Encore”
2003 – “The Definitive Collection”
2004 – “Just For You”
(Quelle: Universal Music Group) FORMAT: CD
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