Zwar würde man beim Gedanken an den versteckten Heimatort von Duffy – ein mickriges Kaff namens Nefyn im entlegenen Norden von Wales – sicherlich nicht mit einer ausgemachten Bühnensensation rechnen, aber da die 23-jährige Sängerin seit eh und je mit einer unvergleichlichen Ausnahmestimme gesegnet ist, war es letztlich schon immer klar, dass sie eines Tages auf einer Bühne landen würde. Alles war nur eine Frage der Zeit. Inzwischen weiß man nicht nur in Wales, dass die Bühne haargenau der Ort ist, an den Duffy gehört.
Nachdem sie jahrelang im kleinen Kreis (sprich: in jenem Kaff) an ihrem Talent gearbeitet hat, zählt sie nunmehr zu einer der vielversprechendsten jungen Musikerinnen aus Großbritannien.
Einerseits an die Musik aus ihrer Kindheit anknüpfend, und zugleich durch und durch modern, sind ihre romantischen Songs durchzogen von Soul, von Nostalgie, von kratzigem Blues-Feeling, das auf die schroffen Sounds des modernen Lebens trifft. Geprägt von Größen wie Doris Duke, Bettye Swann, Scott Walker und Richard Hawley, schrieb Duffy bereits im zarten Alter von zehn Jahren ihren ersten Song: „Ich komme aus einer Gemeinschaft, in der sich alle sehr nahe standen. Mit zehn zog ich weg und wuchs von nun an im Westen von Wales auf – da lernte ich schließlich auch Englisch als Zweitsprache. Damals hatte ich große Probleme mit dem Sprechen, also zog ich mich zurück und artikulierte mich durch meine Songs. Das war mir in die Wiege gelegt worden; Musik war schon immer die normalste Sache der Welt.“
Von Richard Parfitt (60 Ft. Dolls) und Owen Power (Catatonia) im Jahr 2004 entdeckt, wurde auch Jeannette Lee von Rough Trade schon kurze Zeit später auf Duffy aufmerksam. Lee wurde schließlich ihre Managerin und Mentorin, und sie ließ es sich auch nicht nehmen, gemeinsam Songs mit ihr zu schreiben. Ein erster Vertrag brachte Duffy dann mit Bernard Butler zusammen, mit dem sie die letzten Jahre an jenem Juwel gearbeitet hat, mit dem sie sich nun aller Welt präsentieren will: „Rockferry“.
„In meiner Stadt gab es keinen einzigen Plattenladen; aber den brauchte ich auch nicht: Ich wusste instinktiv, was für Songs ich machen wollte. Wenn man aus Wales in die Stadt [nach London] übersiedelt, dann gibt es eine Menge Dinge, die man verarbeiten muss. Insofern betrachte ich das Album als eine Art Reisebericht. Oder als eine Reise. Es hat zwei ganze Jahre gedauert, bis der gesamte Prozess im Kasten war, aber ich denke, dass wir es jetzt geschafft haben.“
Unterstützt durch eine sechsköpfige Band – Sgt. Meadows, Ben. E., Greeno, Mr T, Ayo & Karlos –, muss man den Sound von Duffy zugleich als nostalgisch und zeitlos beschreiben. „Ich schreibe sämtliche Songs zunächst ohne Instrumente, als A capella, und dann baue ich später alles Weitere darum. Auf diese Weise kreieren wir auch diesen klassischen Retro-Sound. Früher wurde Musik noch auf kleinen Vierspurgeräten aufgenommen, daher musste die Melodie ganz klar im Vordergrund stehen. Als wir die Demoversionen fertig hatten, gingen wir mit ihnen noch einmal zurück zu den Co-Autoren der Songs. Wir hätten uns natürlich auch einfach irgendeinen angesagten Produzenten aus den USA dazuholen können, aber uns war wichtig, dass alles ganz natürlich abläuft und organisch entsteht.“
Direkt auf Band eingespielt, hat das Album einen einzigartigen Klang und eine ganz besondere Ausstrahlung. Zu den Highlights des Debüts gehören definitiv das sofort ansteckende „Mercy“, in dem der Geist von Motown weiterlebt, sowie „Warwick Avenue“, das einen gespannt vor den Boxen in die Knie zwingt, und schließlich die messerscharfe Hook von „Serious“.
The Observer Music Monthly schrieb kürzlich über „Rockferry“, dass „es die Nackenhaare mit seinem bezaubernden Charme zum Kribbeln bringt“.