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CD-DETAILS BLOOM [RHODES, LOU]

Rhodes, Lou

Bloom [Pop]


RELEASE: 15.02.2008


LABEL: A&G Records

VERTRIEB: Rough Trade

WEBSITE: www.lourhodes.com

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Ihr Solodebüt album "Beloved One" gewann "An album of the year 2006" beim Mercury Prize. Lou Rhodes gehört zweifelsohne zu den führenden Singer/ Songwriter Talenten Englands und ist seit Jahren ein Begriff für ihre Ausnahme-Stimme. Sie war nicht nur die Stimme und Songwriterin von Lamb, sondern war als Gastsängerin, unter anderem bei 808 State, Funkstörung, Plump DJs, A Guy Called Gerald und The Cinematic Orchestra tätig. Ihre mit „Bloom“ betitelte neue Platte setzt daher konsequenterweise dort an, wo sie mit „Beloved One“ aufgehört hat und belegt eindrucksvoll ihre Weiterentwicklung als Solo-Künstlerin.

So plump und abgedroschen es auch klingen mag, aber letztlich ging es Sängerin Lou Rhodes immer nur um die Liebe.

Um die Liebe zur Musik, aus der heraus 1996 in Manchester die Formation Lamb entstand, in der sie an der Seite von Andy Barlow neben Gruppen wie Massive Attack und Portishead die Speerspitze der TripHop-Bewegung gebildet und vier wegweisende Alben veröffentlicht hat.

Um die Liebe zu ihren Kindern, mit denen sie nach der Trennung von deren Vater und der Auflösung von Lamb das Großstadtleben aufgegeben hat, um erst im Wohnmobil umherzureisen und eine Zeit lang in einer Kommune namens Ridge Farm in der Nähe von Surrey zu leben, um schließlich in einem alten Herrenhaus im ländlichen Wiltshire endlich anzukommen.

Um die wiedergefundene Liebe zu sich selbst und die damit einhergehende Besinnung auf ihre Wurzeln und Leidenschaften, auf Stärken und Schwächen und den Verzicht auf unbefriedigende Kompromisse, sowohl in künsterlischer als auch in persönlicher Hinsicht.

Und nicht zuletzt um die vielbeschworene Liebe zur Liebe selbst, die immer schon Rhodes Antrieb für jegliches Schaffen war, sich wie ein roter Faden durch sämtliche Bereiche und Phasen ihres Lebens zieht und in ihrem zweiten Solo-Album „Bloom“ nun ihren vorläufigen Höhepunkt gefunden hat.

„Es sind Gefühle im Innern, die in mir das Verlangen auslösen, einen Song schreiben zu wollen. Das fließt direkt aus dem Herzen heraus. Nicht aus dem Kopf, sondern aus den Eingeweiden.“

So einfach wie einleuchtend klingt es, wenn Sängerin Lou Rhodes Motivation und Geheimrezept ihrer erfolgreichen Karriere kurz und knapp zusammenfassen soll. Wie kaum eine zweite Künstlerin ihrer Art spricht sie die Sprache des Herzens, mit der sie die Wahrhaftigkeit der Seele mit den fehlbaren Verflechtungen der Welt um sie herum auszudrücken und für jederman verständlich in musikalische Formen zu gießen vermag.

Bereits mit ihrem Solo Debüt-Album „Beloved One“ hat sie sich von den elektronischen Feinheiten à la Lamb weitgehend verabschiedet und die Platte stattdessen in eine akustische Folk Music-Ästhetik gehüllt, die es ihr ermöglicht hat, ihrer unverwechselbaren Stimme den nötigen Raum für unverblümte Intimitäten zu geben und sie nicht noch zwischen verspielten Soundtüfteleien erst finden zu müssen. Die Veröffentlichung dieses Albums war ihr ein dringendes inneres Bedürfnis und wurde im letzten Jahr prompt mit dem angesehenen Mercury Music Prize ausgezeichnet, der zur Folge hatte, dass „Beloved One“ auch ein großer kommerzieller Erfolg wurde.

Ihre mit „Bloom“ betitelte neue Platte setzt daher konsequenterweise dort an, wo sie mit „Beloved One“ aufgehört hat und belegt eindrucksvoll ihre immense Weiterentwicklung als Solo-Künstlerin. Den musikalischen Rahmen bilden darauf sanfte Akustik-Gitarren und bezaubernde Streicher-Arrangements, die von einem zurückhaltenden Schlagzeugspiel getragen werden und einmal mehr die gereifte Tiefe ihres Songwritings untermauern. Dreh- und Angelpunkt ist und bleibt dabei Rhodes fulminante Stimme und ihre unvergleichliche Fähigkeit, ihr Innerstes nach außen kehren zu können. Ohne Rücksicht auf Verluste offenbart sie dabei die gesamte Palette ihres Könnens und legt mit fast schon beängstigender Ehrlichkeit Emotionen frei, die einem im Minutentakt wohlige Schauer über den Rücken laufen lassen.

„Ich habe einfach einen inneren Drang, ständig Love Songs schreiben zu müssen“, gesteht sie. „Ich bin wohl sowas wie ein Gefühls-Junkie, ich brauche das. Und mein Herz liefert mir ständig neue Themen. Keine Ahnung, wo das herkommt.“

Auch der bereits angesprochene Umzug ins ländliche Wiltshire hat sicherlich seinen Teil zum Soundbild beigetragen, Rhodes mit neuer Inspiration versorgt und den gesamten Aufnahmeprozess zu einer sehr viel fokussierteren Angelegenheit gemacht, als das beim Vorgänger, geschweige denn bei den Lamb-Produktionen, überhaupt möglich gewesen wäre. Im Gegensatz zum Vorgängeralbum waren diesmal lediglich Schlagzeuger, Percussionist und Produzent Emre Ramazanoglu, sowie Gitarrist Stephen Junior am Aufnahmeprozess beteiligt, um die emotionale Nähe und schonungslose Direktheit, von der die Platte durchzogen ist, überhaupt einfangen zu können und nicht in einem Wust von unterschiedlichen Individuen verlorengehen zu lassen.

Die gefühlvollen Gitarren-Melodien bilden das Herzstück eines jeden Songs, verwahren sich stets einer unzugänglichen Nüchternheit, um zur gleichen Zeit jedoch durch die Fülle an musikalischen Ideen, berührenden Vocals und tiefgreifender Lyrics eine unnachahmliche Vertrautheit aufzubauen, der man sich als Hörer kaum widersetzen kann. So verwandelt der Klang eines einfachen Xylophons auf dem eindringlichen „Never Loved“ einen anmutigen Liebesbrief in ein romantisches Märchen voll schmerzvoller Wahrheiten, während die druckvollen, raumgebenden Drums auf „The Rain“ unverhohlen die gemeinsamen Einflüsse der Beteiligten freilegen, die unbestritten im Schlagzeugspiel- und Sound von Led Zepplins John Bonham liegen.

„They Say“ dagegen beginnt als verletzlich-warnende Liebesverkündung und den Worten „If love is a prison, they can throw away the key“, begiebt sich nach und nach jedoch in ein Tal der Unruhe inmitten eines Crescendos krachender Becken, schmerzvollen Klagegesangs und heftig schrammelnder Gitarrenläufe. Alles verändert sich, bloß die Lyrics bleiben dieselben - und der besungene Kerker der Liebe.

„Die Stücke sind schon recht starker Tobak“, gesteht Rhodes. „Die Leute sehen mich auch immer als abseits stehenden Menschen, der das Leben satt hat, aber davon bin ich meilenweit entfernt. Ich werde immer als ätherisch und spirituell beschrieben, aber auf eine bestimmte Art und Weise ist ‚Bloom’ sehr nah an der wirklichen Frau. Es gibt eben auch sehr viel Schmerz, den ich nicht auszudrücken imstande bin.“

Diese Zerissenheit kommt auch im Cover vom amerikanischen Maler Tim Gates zum Ausdruck, auf dem eine langhaarige Frau eine einzelne weiße Blume in Händen hält, was viel mehr Raum für mögliche Inhalte transportiert, als es tausend Worte hätten tun können. Der Gegensatz der fesselnden blauen Augen zum rostfarbenen Hintergrund schafft eine dunkle, rastlose Atmosphäre, deren Antagonismus in eben diesem Wechselspiel und dem Verlauf beider Bildkomponenten mehr als deutlich wird. Sowohl im Cover-Artork als auch in Lou Rhodes Musik spiegelt sich der immer wiederkehrende Kampf zwischen Licht und Schatten wider, den sie auf dem gesamten Album ständig mit einer poetischen Form von Zügellosigkeit zutage fördert. Besonders deutlich wird das im bittersüßen Titel-Track, auf dem sie über einen fingergezupften Mollakkord solche Sätze platziert wie „There’s a time when independence feels a lot like loneliness“ oder „I can dance without you, but I’d rather dance with you“.

Ein weiser Mann hat mal gesagt:

„Es geht um Schatten und Licht und um das Gleichgewicht
und darum, dass du das Eine niemals ohne das Andere kriegst,
weil das Eine aus dem Anderen entsteht,
und fehlt das Eine, sind auch die Tage des Anderen gezählt.“
(Falk Utermöhle)

Und genau darum geht es auch bei Lou Rhodes. Um das Halten der inneren Balance, das emotionale Jonglieren von Befindlichkeiten und der Erkenntnis, dass die Blume der Liebe nicht nur in den sonnenbehangenen Himmel wächst, sondern durch ein starkes Wurzelgeflecht im dunklen Erdreich erst ihre volle Schönheit zur Entfaltung bringen kann.
Mit „Bloom“ steht Lou Rhodes daher wortwörtlich in der Blüte ihrer kreativen Schaffensphase und lässt zudem keinen Zweifel daran, dass ihre musikalische Blume jedoch auch im Stile eines Nachtschattengewächses im Dunkeln blühen und gedeihen kann.

Denn das Licht scheint im Innern.

(Quelle: Sven-Erik Stephan, Beatsinternational, 2008)


FORMAT: CD


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