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CD-DETAILS SEEING SOUNDS [N.E.R.D.]

N.E.R.D.

Seeing Sounds [Pop]


RELEASE: 06.06.2008


LABEL: Interscope

VERTRIEB: Universal

WEBSITE: www.n-e-r-d.com

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Die Geschichte der Neptunes dürfte inzwischen weitestgehend bekannt sein. Schließlich sind Pharrell Williams und Chad Hugo im Verlauf der letzten zehn Jahre zu weltbekannten Produzenten und Songschreibern avanciert und haben mit ihren bahnbrechenden Produktionen Musikgeschichte geschrieben. Zunächst definierten die beiden Überproduzenten HipHop neu: Ausgestattet mit minimalistischen Grooves, futuristischen Samples und einem schier endlosen Repertoire an Ideen, schufen sie den inzwischen klassischen Neptunes-Sound, der paradoxerweise zugleich schlicht und komplex, elegant und ausgelassen, wohl durchdacht und absolut unbelassen klang (und klingt). Es dauerte nicht lange, da eroberten The Neptunes mit dieser Mischung auch die Welt des Pop, indem sie wegweisende R&B-Songs komponierten und ganz beiläufig unzähligen Sängern und Sängerinnen sichere Smash-Hits bescherten. Chad und Pharrell haben in den vergangenen Jahren mit sämtlichen namhaften Künstlern kollaboriert, ob es nun Madonna, Justin Timberlake, Jay-Z oder Gwen Stefani war; Britney, Busta, Kelis oder Clipse – eine komplette Liste würde den Rahmen hier locker sprengen. Denkt einmal an eure Lieblingshits der letzten zehn Jahre: etliche davon waren Produktionen der Neptunes.

Aber N*E*R*D sind nicht The Neptunes. Und The Neptunes sind nicht N*E*R*D.

„The Neptunes sind das, was wir machen, aber mit N*E*R*D zeigen wir, wer wir wirklich sind. N*E*R*D ist unser Leben“, sagte Pharrell im Jahr 2000 auf die Frage nach seiner Band, zu der neben ihm und Chad auch ihr Langzeit-Kollege und Freund Shae zählt. Gemeinsam begeben sich diese drei Herren immer wieder auf musikalisches Neuland; sie setzten ihrem Sound bewusst keine Grenzen, es gibt keine Regeln, keine Agenda, nur die Emotionen zählen. Der Projektname N*E*R*D steht dabei für die Art und Weise, wie sie leben – wie sie die Welt und das Leben betrachten.

Die Worte, die Pharrell vor acht Jahren benutzte, um N*E*R*D zu definieren, gelten auch heute noch – zu einem Zeitpunkt, an dem mit „Seeing Sounds“ das dritte Album der Band erscheint: Eine LP, die man am ehesten als glühenden Schmelztiegel beschreiben kann, in dem basslastige HipHop-Beats und sich überschlagende Rock-Riffs gleichermaßen zu finden sind wie deftige Crunk-Rhythmen und große Soul-Momente. Während „In Search Of...“, ihr gefeiertes Debütalbum, eine fantasievolle Suche nach der eigenen (nicht nur musikalischen) Identität war, und sie mit dem Nachfolger „Fly Or Die“ diejenigen Genres absteckten, die ihren Sound über die Jahre geprägt hatten, ist „Seeing Sounds“ nun die konsequente Fortsetzung, bei der Pharrell, Chad und Shae alles bis dato Geschehene durch den Fleischwolf drehen, um einen Sound zu kreieren, der mit bestehenden Genres, vorgefassten Meinungen und sonstigen Konventionen absolut gar nichts mehr gemein hat. Zugleich ist es ein Album, auf dem sie sich noch deutlicher derjenigen Herangehensweise und dem eklektischen Style verschreiben, mit dem sie zu Ikonen der Popkultur geworden sind.

„Letzten Endes sind wir unserer kreativen Energie ausgeliefert. Die Energie und die Gefühle sind entscheidend“, setzt Pharrell an. „Genres haben uns noch nie interessiert. Warum auch?! Uns ging es von Anfang an darum, ehrliche Musik zu machen und uns als das zu präsentieren, was wir wirklich sind. Die einzigen Grenzen, an die man dann stoßen kann, sind die Grenzen der eigenen Vorstellungskraft und die der eigenen Gefühlswelt. Warum sollten wir Musik machen, die in eine mickrige Schublade passt?“

Der Titel des neuen Albums unterstreicht diese Sichtweise, denn damit beziehen sich N*E*R*D auf das Konzept der Synästhesie, ein neurologisches Phänomen, bei dem eine Sinneswahrnehmung unwillkürlich – und manche sagen: auf übernatürliche Art und Weise – eine andere auslöst: ein Beispiel wäre, die Farbe Rot zu sehen und dabei den Heidelbeerkuchen, den deine Mutter immer gebacken hat, zu schmecken; oder nur zu hören, wie der Wind draußen die Blätter bewegt, und trotzdem eine Gänsehaut zu bekommen, auch in den eigenen vier Wänden. Im Fall von N*E*R*D muss man sich das so vorstellen: Einen Ton oder eine Melodie zu vernehmen und per Flashback in die Bilderwelt der Jugend versetzt zu sein.

„Wir sahen uns einen Beitrag über Synästhesie im Discovery Channel an, und sofort wurde uns klar, dass dieser Begriff haargenau beschreibt, wie wir Musik sehen und hören – und Musik machen“, erklärt Shae, das Bindeglied der Band. „Das war schon immer so, allerdings wussten wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es einen Begriff dafür gibt. Als wir dann jedoch davon erfuhren, war sofort klar, dass wir unseren Albumtitel an dieses Konzept anlehnen mussten.“

„Jeder Gedanke hinterlässt einen Sinneseindruck“, sagt Pharrell, „aber manchmal läuft bei der Übermittlung dieser Eindrücke etwas schief; die Leitungen sind überkreuzt. Wenn du ein Geräusch oder einen Ton hörst, dann kommen in deinem Gehirn nicht nur elektrische Impulse an, die du dann umsetzt, sondern es geschieht noch mehr: eine Erinnerung wird geweckt, ein Gefühl kommt auf. So entstehen unsere Songs.“

Selbst wenn Pharrell und Chad ausgebildete Musiker sind, die sämtliche Instrumente auf all ihren Hits selbst einspielen, entstehen die Songs, die sie unter der N*E*R*D-Flagge aufnehmen, vollkommen anders: Sie stammen von einem Ort, der irgendwie ehrlicher ist, emotionaler, persönlicher und flüchtiger. Hier geht es um weitaus mehr als die Verteilung von Noten auf einem Schema aus 16 Takten; es geht nicht um technisches Können oder um „die heißesten Beats“. „Beinahe fünf Jahre sind vergangen seit wir unser letztes Album aufgenommen haben. In dieser Zeit haben wir viel erlebt, viel gesehen und gehört, und vieles hat sich getan“, berichtet Shae. „Wir fühlen uns absolut frei bei dem, was wir tun, und das wollten wir mit dieser LP auch zum Ausdruck bringen. Vielleicht fühlt sich `Seeing Sounds´ darum auch ein wenig wie ein zweites Debütalbum an.“

„Seeing Sounds“ wurde im Verlauf der letzten 15 Monate aufgenommen, und so spiegeln sich auf dem Album die Erfahrungen, die Chad, Pharrell und Shae auf ihren Reisen um den Globus sammeln konnten. „So gesehen ist dieses Album das Abbild einer Welt, die man so niemals erschaffen könnte, wenn man zum Beispiel Songs für einen anderen Musiker schreibt oder produziert“, erklärt Pharrell.

Bereits mit „Everyone Nose“, der ersten Singleauskopplung, stellen N*E*R*D klar, dass es ihnen keinesfalls um konventionelles Songwriting oder sonstige Rock-Standards geht: Bissige Bemerkungen wie z.B. „All the ladies standing in line for the bathroom!“ werden von einem donnernden Bass getragen, dann setzt der druckvolle Beat ein. „Everyone Nose“ ist ein Song, in dem Kopfnicker-Elemente des HipHop auf die tanzbare Energie von Dance- oder Punk-Songs treffen. „Und die Leute wissen ganz genau, was wir damit meinen“, sagt Shae über den clever gewählten Songtitel. „Es geht um etwas, was wir immer wieder beobachten konnten, und zugleich schwingt bei dem Stück die klassische Sex, Drugs & Rock’n’roll-Mentalität mit.“ Dabei ist der Song tatsächlich verdammt sexy, anzüglich und ein ganz schön gewagtes Statement, doch treffen sie genau den richtigen diplomatischen Ton. Und übrigens: entgegen der allgemeinen Überzeugung ist es ein Anti-Drogen-Song. Nur damit das klar ist.

Das übergreifende Thema von „Seeing Sounds“ ist die Energie, die diese LP selbst versprüht. Das Stück „Killjoy“ zum Beispiel geht ordentlich nach vorne, fast schon wie ein Rap-Rundumschlag vom guten alten Big Daddy Kane, wobei ein krasses Break als emotionaler Mittepunkt des Songs fungiert. „Anti-Matter“ hingegen verändert sich konstant: Mal schnell, mal langsam, flirten Pharrell & Co. in diesem Fall mit psychedelischem Funk und dem gehaltvollen Bounce des Dirty South und legen immer wieder einen anderen Gang ein. „Spaz“ besticht mit den komplexen Rhythmen indischer Musik, wobei auch heftige Noise-Elemente in den Breaks auftauchen. Und während sie insgesamt sämtliche Genres in den Wind schießen, kreieren die Jungs von N*E*R*D ganz beiläufig ihren vollkommen eigenen Sound.

„Wir haben bei der Arbeit an diesen Songs hauptsächlich unsere Live-Show im Hinterkopf gehabt“, erklärt Pharrell. „Der Live-Aspekt war absolut zentral. Wir wissen genau, was wir auf der Bühne machen wollen – nämlich: verdammt noch mal ausrasten und so richtig durchdrehen –, und wenn wir oberflächliche Weichspülersongs machen, dann wird kein Schwein mit uns in die Luft springen wollen.“

Klingt einleuchtend.

Doch Pharrell geht noch einen Schritt weiter: „Kein Mensch wird jemals verstehen können, was für ein Gefühl das ist, wenn man auf der Bühne steht und solche Songs live spielt. Man muss das einfach selbst erlebt haben. Aber genau darum geht es uns: Unser Ziel war es, dieses eigentlich unbeschreibliche Gefühl mit der LP einzufangen und es unseren Fans zu präsentieren.“

Und doch sind nicht alle Songs von „Seeing Sounds“ derartige Klangmonster. Das Spektrum, das N*E*R*D präsentieren, ist schlichtweg zu weit gefächert: Bei „Sooner or Later“ schwingt zum Beispiel die Eleganz von britischem Pop der Sechziger mit, während „Yeah You“, ein in der Ichform erzählter Bericht über die Erfahrungen mit einer Stalkerin, an gediegenen Soul-Jazz der Siebziger erinnert.

Unterm Strich geht es darum, die Palette der Gefühle, die wir alle haben – zwiespältige und rebellische, zuversichtliche und unsichere –, in Form von Songs zu präsentieren. Es geht um Sounds, die man sehen kann, um greifbare Erinnerungen, die vertont werden.

„Unsere Fans sind ein Haufen von Individuen, die allesamt ihre Individualität feiern“, sagt Pharrell weiterhin. „Sie kommen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten; es gibt so viele unterschiedliche Typen, und doch kommen sie alle bei unserer Musik zusammen. Ich finde das großartig, und wir müssen das auch bei unseren Songs bedenken.“

„Bei N*E*R*D ging es noch nie ums Geld. Wir wollen einfach nur diese Bewegung weiter am Leben halten. Das sind wir den Leuten schuldig. Sie sollen nicht nur zu unseren Songs abrocken können, sondern komplett ausrasten, sich in der Musik verlieren und durch den Raum hüpfen.“

Zieht euch also warm an: N*E*R*D sind zurück.

„Was ein N*E*R*D ist? Nun, der Name N*E*R*D steht für `No One Ever Really Dies´. The Neptunes sind das, was wir machen, aber mit N*E*R*D zeigen wir, wer wir wirklich sind. N*E*R*D ist unser Leben. Und eigentlich ist N*E*R*D eher eine Glaubensangelegenheit. Die Energie, die ein Mensch hat, stammt aus seiner Seele. Wenn du stirbst, kann sich diese Energie zwar im Raum verteilen, aber sie verschwindet niemals. Energie kann man nicht einfach so vernichten. Sie kann eine andere Form annehmen, aber selbst dann kann man sagen, dass die Seelen der Menschen an einen anderen Ort wandern. Ganz egal, ob es nun der Himmel oder die Hölle ist, ein x-beliebiger Nebel oder irgendein anderer Fleck in der Atmosphäre, an dem sie sich versteckt hält: Irgendwo bleibt sie, diese Energie.“

(Quelle: Universal Music Group)


FORMAT: CD


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