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CD-DETAILS STRANGE WEATHER, ISN’T IT? [!!! (CHK CHK CHK)]


Foto: Plattenfirma

!!! (CHK CHK CHK)

Strange Weather, Isn’t It? [Rock / Alternative]


RELEASE: 20.08.2010


LABEL: Warp Records

VERTRIEB: Rough Trade

WEBSITE: www.chkchkchk.net

Strange Weather, Isn’t It? Facebook MySpace Amazon 

„Jeder hat doch eine Berlin-Platte und ich schätze, wir wollten einfach sehen, wie unsere eigene klingt,“ erklärt !!!s Sänger Nic Offer mit leicht ironischem Unterton über das vierte Album der Gruppe namens „Strange Weather, Isn’t It?“. In den Fußspuren von Künstlern wie David Bowie, Iggy Pop und Depeche Mode, die einst nach Berlin gekommen waren, um die legendäre dunkle Energie der Stadt einzufangen, sind nun auch !!! in Deutschlands Hauptstadt gereist, um eine Platte zu produzieren, die einerseits nachdenklich stimmt und andererseits ihr direktestes, um nicht zu sagen: poppigstes Album geworden ist.



„Strange Weather, Isn’t It?“ ist außerdem ihre strukturierteste Platte bislang geworden, angefüllt mit tiefen, derben Grooves in der Tradition ihrer 2003er-Single „Me And Giuliani Down By Schoolyard (A True Story)“ oder ihrer Hymne „Heart Of Hearts“. Gleichzeitig läuft da dieser dunkle Unterstrom durch die Platte, der als kantiger Kontrapunkt zur glänzenden Oberfläche des Albums agiert. Mit anderen Worten: Obwohl lediglich 25% der Songs in Berlin aufgenommen wurden (die anderen 75% in New York und Sacramento, Kalifornien), ist „Strange Weather, Isn’t It?“ die perfekte Berlin-Platte geworden.

„Wir suchen immer andere Umgebungen auf – nur für die 1%-ige Chance, dass diese die Platte beeinflussen könnten“, so Offer. „Denn schon das allein wäre es wert.“ In diesem Fall hat vor allem der Minimal-Techno, den die Band jede Nacht beim Tanzen in den Clubs der Stadt gehört hat, dabei geholfen, die Songs fokussierter klingen zu lassen und die funkigsten und eingängigsten Hooks aus diesen Abenden herauszudestillieren. Eine Fähigkeit, die die Band ihrerseits von einem ehemaligen Berliner Hit-Maker gelernt hat, nämlich Brian Eno. „Jeder will, dass Eno seine Platte produziert, aber heutzutage hat er nur noch Zeit für Coldplay und Paul Simon. Also muss man seinen eigenen Ideen folgen“, findet Offer. „Unser Schwerpunkt lag daher vor allem darauf, herauszufinden, was wirklich funktioniert, anstatt sich mit unwichtigen Banalitäten aufzuhalten.“

!!!s vorheriges Album, das 2007er „Myth Takes“, wurde noch in einem gemieteten Haus in Nashville aufgenommen, weit weg von den stickigen Spelunken in der Music Row, wobei diese Abgeschiedenheit damals einen geradezu mystischen Sinn für Disziplin in der Band hervorgerufen hat. Aber in der Atmosphäre Berlins liegt etwas ganz anderes, etwas unzweifelhaft Spezielles – vor allem jetzt, wo Berlin die Clubbing-Hauptstadt der Welt geworden ist. Tatsächlich hat die Band ihre Zelte sogar im Keller eines Clubs aufgeschlagen, in dem sie rund um die Uhr jammen konnte – von der Zeit der Soundchecks oben einmal abgesehen.

„Da passiert etwas in den Berliner Clubs, was es in New York in der Form nicht gibt. Und das ist total spannend“, zeigt sich Offer begeistert. „Diesen Vibe haben wir versucht, in uns aufzusaugen. Das ist etwas, von dem ich hoffe, dass man es irgendwie in die Staaten transportiert bekommt. Aber wenn ich ehrlich bin, glaube ich selbst nicht ganz daran. Doch wenn es uns wirklich gelingen sollte, dann wäre das eine Revolution.“ Offer lacht. „Diese Platte ist also unser Versuch einer musikalischen Revolte.“

Offensichtlich bedingt diese Revolution solche beeindruckenden Refrains wie im herausragenden Stück „The Most Certain Sure“ oder dem gewaltigen Schlussstück „The Hammer“. Das heißt aber nicht, dass diese Platte nicht gleichzeitig das gewisse Etwas hätte. Ein gewisses Etwas, das weit weniger einfach zu greifen ist. „Dieses Album umgibt definitiv eine gewisse Dunkelheit“, findet Offer. „Die Platte zeigt nämlich immer bloß das von sich, was sie zeigen will; außerdem ist sie eine reine Reflexion dessen, wer wir waren und durch was wir gegangen sind.“

Offer spielt damit nicht bloß´auf belanglose Jet Lags und Club-Kater an. Vorm Schreiben des Albums haben !!! die Mitglieder John Pugh und Justin Vandervolgen verloren. Während der Aufnahmen ging Tyler Pope. Nun besteht die Band noch aus Offer, Gitarrist Mario Andreoni, Hornist/Keyboarder Daniel Gorman und Saxofonist/Percussionist Allan Wilson. Vervollständigt wird das Live-Lineup zudem noch von Schlagzeuger Paul Quattrone und Sängerin Shannon Funchess. Auf den Titel angesprochen erklärt Offer: „Das entspricht dem, was man sagen würde, wenn die Hälfte der Leute plötzlich den Raum verlässt und dann diese beklemmenden Gesprächspausen entstehen, in denen man krampfhaft überlegt, was man denn nun sagen soll. Gleichzeitig geht es dabei darum, den Umstand der Veränderung zu akzeptieren, anstatt von vornherein immer alles zu verurteilen.“

Auch mit dem schrecklichen Tod des ehemaligen Drummers Jerry Fuchs, der im November 2009 in einen Fahrstuhlschacht gefallen war, musste die Band umzugehen lernen. „An und für sich macht es mir nichts aus, mit Leuten darüber zu sprechen“, erklärt Offer, „aber ich möchte das nicht in irgendwelchen Interviews tun. Ansonsten bekommt das so einen mechanischen Touch, und ich möchte tunlichst vermeiden, dass meinen Erinnerungen an ihn irgendwann das Gefühl verloren geht.“

„Strange Weather, Isn’t It?“ hat die Band zusammen mit Eric Broucek co-produziert, der mal House-Engineer bei DFA Records war. Offer: „Wir haben alles benutzt, was wir benutzen konnten und haben es dann irgendwie zusammenmacgyvert, bis es letztlich gepasst hat. Und Eric hat einen ganz großen Anteil daran gehabt.“

Das Ergebnis ist nun ein Platte geworden, die schlichter und detailreicher klingt als alle !!!-Alben zuvor. „In unseren Anfangstagen haben wir immer versucht, etwas Tiefe in den Mix zu bekommen, damit die Kids im Club das auch noch beim 20sten Mal auf Acid hören konnten“, erläutert Offer. „Nun haben wir jedoch gelernt, noch bessere Platten zu machen. Ähnlich wie der Deep-House-Techno, den man in Berlin zu hören bekommt; herunterreduziert zur reinsten Essenz.“ Offer hält einen Moment lang inne. Dann ergänzt er mit einem diabolischen Lächeln im Gesicht: „Versteh mich nicht falsch, aber auch diese Platte sollte man wirklich mal auf Acid versuchen. Vertraut mir einfach.“

Peter Shapiro (2010)


FORMAT: CD


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