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BAJA ist das (Band-)Projekt des Multiinstrumentalisten / Komponisten und Laptop-Produzenten Daniel Vujanić (1975 / Stuttgart). Seit mehreren Jahren reifte und wuchs die Musik für ein stilistisch weit gefächertes, aber zusammenhängendes dreiteiliges Werk, welches mit dem Erscheinen von „Aloha Ahab“ nun seinen Abschluss findet.
Nachdem „Maps / Systemalheur“ (stilll records / Belgien) Anfang 2007 schon mal als komplexer Vorbote die überwiegend instrumentalen elektronisch-folkigen aber auch jazzigen BAJA-Seiten offengelegt hat, widmet sich Vujanić mit „Aloha Ahab“ nun eher den kompakten Rock-, Postpunk- und Popelementen im Drei-Minutenformat. Auch wenn mitunter Wallof-Sound-Schübe („The True Friends Of The Great Northern Heartbreak“), hymnische Electronica („Kin Ends Talker“) und die lyrische Brüchigkeit von Filmmusik („Alibi Versions“) zum Vorschein kommen, merkt man eigentlich schon beim ersten Hören, dass es hier niemals um effektheischende „Guck mal: Avantgarde!“-Momente geht, sondern um das Spiel mit songgestaltenden Melodien. Hiermit steht und fällt alles. Als Beispiel hierfür sei die einladende Bläserfigur bei „Circa Now“, die mehrstimmige Gesangslinie des Titeltracks oder das schlicht perlende Vibraphon bei „Kin Ends Talker“ genannt.
Die Texte? Als Zuhörer plumpst man in einen locker federnden stream of consiousness aus emotionalen Labyrinthen („From Slogan To Spectacle“, „European Pillows“), modifizierten literarischen Figuren („Aloha Ahab“) und mal splittrigen, mal nackten Momentaufnahmen („Circa Now“, „Simulac.r.u.m.b.s“). Die rhythmischen Gerüste überraschen in Tempo, Klangfarbe und Ausführung, das Instrumentarium ist weit gefächert: Neben akustischen und elektrischen Gitarren, Bass und Schlagzeug finden sich Klarinette & Bass-Klarinette, Tenor- & Bariton-Saxophon, Vibraphon, Piano, Rhodes, Synthesizer, Glockenspiel, Akkordeon und noch manch andere analoge oder elektronische Krachmacher ein (drummachines, fieldrecordings, found sounds etc.) – was unter anderem natürlich schon zu absehbaren Tortoise, Joan of Arc oder sonstigen Art-, Indie- oder Postrock-Vergleichen (Notwist, King Crimson, the Books, Pedro the Lion, Motorpsycho oder Mice Parade usw. usf.) geführt hat. Tatsächlich gibt auf dem Track „Gibraltar Sequence“ Gastvokalist Tim Kinsella von Joan of Arc / Make Believe auch ein paar sehr rätselhafte Zeilen von sich.
Ansonsten unterstützen Vujanić bei „Aloha Ahab“ zumeist andere langjährige Bekannte und Mitmusiker wie Heiner Stilz (Klarinette, Saxophon), Niko Lazarakopoulos (Perkussion, Mischpultarbeit) oder Daniel Kartmann (Perkussion, Vibraphon). Aus diesem Umfeld rekrutieren sich dann auch Teile der Live-Band. Ob Solo, als Duo, Trio oder Quartett – schöpferische Flexibilität ist das neue Zauberwort.
Anspieltipps? Der straighte Opener „Circa Now“, das postpunkig-zappelige „From Slogan To Spectacle” und der oszillierende Neo-Krautrock von „A River Splits Love & Spits Out Bones“ oder „Waterthreads“.
Zlatko Jäger
(Quelle: Arctic Rodeo Recordings) FORMAT: CD
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