Foto: Universal Music Group
WEBSITE: www.bedouinsoundclash.com
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Bedouin Soundclash, der Bandname klingt nach Afrika und Sandsturm und legt damit eine völlig falsche Fährte. Der Titelteil „Gospel“ des neuen Albums weist denn konsequent erneut in die falsche Richtung. Die drei wilden Bandkerle (Sänger und Gitarrist Jay Malinowski, Bassist Eon Sinclair und Schlagzeuger Pat Pengelly) kommen aus dem kanadischen Toronto. Ein massenhaftes Auftreten von Beduinen ist für Toronto nicht wirklich überliefert. Dass sie dann auch noch Gospel singend die Strassen bevölkern, wollte bisher auch niemand final bestätigen.
Doch was den Sturm anbetrifft, ist diese gelegte Spur dann doch gar nicht so falsch. Bedouin Soundclash haben wohl irgendwann mal Wind gesät. Jedenfalls ernten sie jetzt nicht nur einen Klangsturm, eher schon einen Klangorkan. Der neuen CD „Street Gospels“ gelingt es trefflich, diese musikalische Kraft konserviert hörbar zu machen. Voll und ganz. Ohne Umschweife und ohne Schnörkel. Exakt an diesem Kontrapunkt, kommt auch Gospel erneut um Straßenecke, nämlich dann wenn es um die Emotionen und die Seele in der Musik von Bedouin Soundclash geht.
Dazu kombiniert das Trio, dessen Wurzeln bis in die College-Zeit zurückreichen, urbane Sounds mit einem schier unglaublich atmosphärischen Mix aus klassischen Reggae-Fragmenten, Dub-Ingredienzien, Drum and Bass-Splitter, jazzig angehauchte Coolness und einem Spritzer Punk-Attitüde. Eben das, was Jay Malinowski, Eon Sinclair und Pat Pengelly so als Einfluss-Gepäck bei sich haben. „Also lassen wir all das in unsere Musik einfließen, was wir bis dahin erlebt haben“, verkünden die Kanadier. Diese Baustoffe gießen Bedouin Soundclash zu einem musikalischen Fundament, voller Standfestigkeit und Tragkraft. Darauf gründen sie dann ihre drei Säulen aus genialen Rhythmen, ihren maximalen Melodien und auch ihren Texten voller Momentaufnahmen des Lebens. Und weil das Klanggebäude etwas absolut Ureigenes ist, entziehen sich Bedouin Soundclash hartnäckig jeglicher Klassifizierung. Und das ist gut so. Warum sich in alte, verstaubte Schubladen stecken lassen, wenn man in eine neue, selbst definierte einziehen kann. Und die trägt die Aufschrift, „wir machen Musik, die Menschen bewegt. Bewegen meinen wir dabei wörtlich und in jeglicher Hinsicht“, versichern die drei Jungs von Bedouin Soundclash geradezu unisono.
Kaum war 2001 die erste Platte auf dem Markt, stürmten Bedouin Soundclash die Live-Clubs dieser Welt und zeigten dem versammelten Publikum, wie sie gedachten, die Musik, die bewegt näher zu bringen. Sie brannten dabei ein musikalisches Feuerwerk ab, dagegen verblasst die Knallerei jedweder beliebigen Sylvesternacht zur Marginalie. Und als wäre an jedem Konzert-Besucher ein kleiner Zünder gewesen, explodierte das Publikum förmlich. Es tanzte und ging ab, wie die berühmt-berüchtigte Schmitz΄ Katze. Solche magischen Momente potenzierten sich und ließen die Fanbase nicht nur wachsen, sondern geradezu anschwellen. Die Radiosender sprangen auch zur Seite und nudelten die Musik von Bedouin Soundclash rauf und runter. Praktisch vom Fleck weg wurden sie von Kevin Lyman, dem Chef der „Vans Warped Tour“ für die anstehende Tour 2005 verpflichtet, die sie fast um den gesamten blauen Planeten führte. Mehr oder weniger zeitgleich wurden sie von „music.yahoo.com“ in der Kategorie „Who's Next" gelistet und von den Besuchern der Seite gleich ganz nach oben gewählt. Die BBC flog Bedouin Soundclash für ein Interview und ein Exklusiv-Konzert nach London. Ein Song prägte einen T-Mobile Werbespot in Kanada und Großbritannien. Ein weiteres Stück wird zur Titelmusik einer „Grey’s Anatomy – Die jungen Ärzte“-Folge. Sie spielten eine Secret Show für „mySpace“. Und, und, und, ...
Wenn das mal nicht einen verdammt hohen Druck für die nächste CD aufbaut? Denn deren Produktion steht ins Haus. Da haben Bedouin Soundclash gleich einen Konter parat: „Nö, Songs schreiben ist Teil unseres Musiker-Daseins und normalerweise haben wir sowieso innerhalb kürzester Zeit genügend Material für ein neues Album zusammen, deshalb haben wir uns auch zu keiner Zeit unter Druck gefühlt.“ So wollen und werden Bedouin Soundclash mit der neuen Platte „Street Gospels“ auch nichts wiederholen. Nein; denn wer braucht Wiederholungen? Sie gehen mal eben ganz locker hin und überbieten sich und das, was sie bisher in Rillen gepresst haben um mehrere Längen. An diesem Ergebnis war ein nicht gerade unbekannter Reglerdreher mit von der Partie, der alte Bad Brains-Recke Darryl Jenifer. Mit „Street Gospels“ setzen Bedouin Soundclash einen neuen Standard. Und diese Pole-Position haben sie nicht vor wieder abzugeben. Genau das haben sie kürzlich bei einem ausverkauften Konzert im Londoner Astoria eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
(Quelle:Franz X.A. Zipperer,Universal Music Group,2008) FORMAT: CD
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