All The Lost Souls [Pop]
WEBSITE: www.jamesblunt.de
In den Augen JAMES BLUNTs werden wir zwar älter, aber eigentlich verändern wir uns ab der Grundschule nicht mehr: "Alles ist auf eine Art genau so wie es war, als ich acht Jahre alt war", so erklärt er. "Damals auf dem Schulhof tratschten wir darüber, wer wen geküsst hat, wer was über wen gesagt hat, wer uncool war, weil er die falschen Klamotten getragen hat. Und jetzt schreiben die Leute darüber, wer wen geküsst hat, wer was sagt und wer was trägt – nur im globalen Maßstab."
In den fast drei Jahren, die seit der Veröffentlichung des sagenhaften Durchbruchsalbums von JAMES BLUNT, "Back To Bedlam", vergingen, sind weltweit 12 Millionen Alben verkauft worden. In 18 Ländern ging es auf Platz 1 und in 35 weiteren Ländern in die Top-10. Eine auf das Nötigste reduzierte Liste führt fünf Grammy-Nominierungen, zwei MTV Awards, zwei BritAwards und einen Echo auf. Und als "You’re Beautiful" Platz 1 in den Billboard-100 erreichte, war es das erste Mal seit Elton Johns "Candle In The Wind" (1997), dass ein britischer Titel die US-No.-1 knackte. Auch in Deutschland kletterte das Album auf die 1. Es erreichte dreifachen Platin-Status und enthielt mit "You’re Beautiful" zudem einen Platz 2-Chart-Hit.
Von seinem scheinbar urplötzlichen Sprung zum Superstar-Dasein und den Erfahrungen, die mit einer solchen Geschichte einhergehen, erzählen auch einige Songs auf seinem zweiten Album "All The Lost Souls". Der zehn Song starke Zyklus über Leben und Tod zeigt die enorme Reife, die JAMES BLUNT seit "Back to Bedlam" dazugewonnen hat. Sein Debüt beschreibt er als "eine sehr aufrichtige, beinahe naive Sammlung von Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen. Ich schrieb sie, ohne dass ich davon ausging, dass sie außer mir jemand hören würde."
Dieses Mal weiß er, dass es eine große Zuhörerschaft gibt, die gespannt darauf wartet, seine Songs über "das Auf und Ab dieser Reise" zu hören, aber er glaubt nicht, dass sein gewonnener Ruhm möglicherweise eine Distanz zwischen ihm und seinem Publikum schaffen würde. "Nur, weil ich den zweifelhaften Status einer 'Berühmtheit' habe, heißt es ja nicht, dass ich weniger Mensch bin. Ich erlebe dieselben Sachen, nur dass meine Mutter jetzt sofort davon erfährt," lacht er in Hinblick auf seine häufige Präsenz in den Boulevard-Medien.
In der Tat, man hört "All The Lost Souls", und es wird klar, dass BLUNT über die Dinge singt, die uns verbinden, nicht über jene, die uns trennen. Wir alle suchen Liebe, Geborgenheit und Sicherheit, besonders in Zeiten, in denen sie am schwierigsten zu finden scheinen. Diese Reise interessiert JAMES BLUNT, und "All The Lost Souls" versucht die Route nachzuvollziehen, die wir dabei nehmen. "Wir gehen durch diese wirklich aufregende Erfahrung, die man 'Leben' nennt, und wir versuchen sie zu verstehen. Wir versuchen ebenso herauszufinden, warum zur Hölle wir eigentlich hier sind“, erklärt er. "Ich liebe das Leben. Ich habe Spaß daran, aber es macht mir auch Sorgen. Und wie es so verstreicht, merkt man, dass es wirklich kurz ist. Man fragt sich unweigerlich, was man eigentlich draus machen kann, wo man suchen muss, um Tiefe zu finden und die Bedeutung all dessen zu erfassen, warum wir die Dinge tun, mit denen wir es ausfüllen. Ich denke, diese Erfahrung machen wir alle."
"All The Lost Souls" entstand, während JAMES mit "Back To Bedlam" auf Tour war. Fünf Songs schrieb er unterwegs und testete sie vor einem Live-Publikum, das sich als sehr dankbarer Prüfstein darstellte. Und als es darum ging, den Rest des Albums zu schreiben, musste er erstmal aus diesem Karussell aussteigen und zur Ruhe kommen. Im Sommer 2006 zog JAMES BLUNT sich nach Ibiza zurück. Aber er brauchte eine Weile, sich an die Ruhe zu gewöhnen. "Es war der erste Moment, in dem ich einmal durchatmen und schauen konnte, was in den drei Jahren zuvor eigentlich gewesen war", erzählt er.
Im letzten Winter ging er erneut auf die Insel und bekam von völlig unerwarteter Seite Hilfe: "Irgendjemand hatte meinen Heizkessel gestohlen, und so konnte ich nicht heizen. Ich saß also in meinem Zimmer, in einem Mantel, mit Hut und fingerfreien Handschuhen und spielte Klavier. Es war kalt, und der Hausverwalter behauptete, ich lebte wie ein Mönch. Tatsache ist, wenn dir kalt ist und keiner ist um Dich herum, und du verstehst die Landessprache nicht, dann kann man Songs schreiben wie: 'Hey, das hier ist schrecklich.' Die Songs, die ich im Sommer geschrieben hatte, zum Beispiel, wenn ich gerade aus einem Club gekommen war, waren jedenfalls sehr viel fröhlicher."
Um unterschiedliche Einflüsse auf das Album zu bekommen, bat JAMES seinen Verleger, ihn mit Menschen zusammen zu bringen, die sich nicht wie die typischen Musiker benehmen "einfach, um mich davon zu befreien." Und während JAMES BLUNT den Großteil des Albums selbst schrieb, führte seine spezielle Anfrage ihn mit Leuten wie Mark Batson (Dr. Dre, Dave Matthews Band), Jimmy Hogarth (mit dem er auch auf "Bedlam" einige Songs zusammen schrieb), Steve NcEwan, Eg (cq) White und Max Martin zusammen.
Musikalisch zieht das Album seine Inspiration von den großen Künstlern aus den Siebzigern: "Fleetwood Mac, Don McLean, Elton John, vielleicht mal ein Hauch Steely Dan und mit ein bisschen Glück auch ein Eckchen Bowie", grinst er. "Und wenn ich lügen soll, dann geb ich auch noch Led Zeppelin dazu."
"All The Lost Souls" beginnt mit der groovigen ersten Single "1973", ein leicht nostalgischer Rückblick auf alte Zeiten, gewidmet Freunden, mit denen er eine gute Zeit hatte. Von den Launen und Verzerrungen, die der Ruhm mit sich bringen kann, erzählen "One Of The Brightest Stars" und "Annie". Um die fragile Zerbrechlichkeit des Lebens geht es in "Carry You Home" und "I’ll Take Everything", und "I Really Want You" und "Same Mistake" zeigen JAMES BLUNT so verletzlich wie keiner seiner Songs zuvor.
Ungewöhnlich ist auch das Artwork zum Album. Es besteht aus weit über 1300 Fotos, die von Coverdesigner Nin Bowse zu einem Multipicture zusammengesetzt wurden. Im Ganzen betrachtet ergibt sich aus den Schattierungen der klare Umriss des Künstlers. Den Gesamtzusammenhang bewahrend wurden auch für jeden Buchstaben im Schriftzug verschiedene, neonlichtartige Typos benutzt. Die Fotos zeigen JAMES BLUNT in den verschiedensten Phasen seines Lebens in jedem erdenklichen Outfit, etwa als Schüler, als Kind, als Künstler, im Anzug, im Shirt, mit freiem Oberkörper...
Die Idee kam ihm, weil JAMES BLUNT sein Portrait eigentlich gar nicht auf dem Cover haben wollte: "JAMES hatte uns darum gebeten, dass das Cover nicht nur ein Portrait von ihm sein sollte", so Bowse. „Da haben wir einfach ein paar Hundert genommen..."
Der ehemalige Student der Sandhurst-University, der, wie mittlerweile alle wissen, längere Zeit als Blauhelm-Offizier im Kosovo verbracht hat, betont gern, dass er Sprache immer unzulänglich findet, aber in seinen Songs findet er die Freiheit, Dinge zu sagen, die er mit Worten nicht sagen kann. "„Meine Musik ist sehr autobiographisch", erklärt er. "Es ist meine Art, mich auszudrücken, und es ist eine Notwendigkeit für mich." Und jenen, denen das zu dramatisch klingt, begegnet er gern mit einem Zitat von Jeff Buckley: "Sensibilität hat nichts mit Schwäche zu tun. Es bedeutet, ein fast schmerzhaft klares Empfinden zu besitzen, so dass es laut wie ein Überschallknall wirkt, wenn ein Floh auf einem Hund landet."
"All The Lost Souls" wurde, wie bereits "Bedlam", von Tom Rothrock produziert, und als es nach Los Angeles zu den Aufnahmen ging, holte JAMES BLUNT seine Live-Band ins Studio. Schon dadurch ist der Unterschied zu "Bedlam" groß, denn damals war das Studio voll mit Studiomusikern, und die meisten Overdubs spielte JAMES selbst ein. Dieses Mal "saß ich an der Gitarre oder am Piano, spielte der Band die Songs vor und erklärte ihnen, was ich mir vorstelle. Da wir zweieinhalb Jahre zusammen auf Tour waren, wusste sie genau, was ich wollte, und so versahen sie das Skelett der Songs in kürzester Zeit mit Fleisch und Blut."
Mit dem neuen Album im Rücken, zieht es JAMES BLUNT auch wieder auf die Bühnen. "Touren ist der größte Spaß, den ich haben kann," freut er sich. "Die beste Erfindung aller Zeiten." Aber selbst, wenn all der Rummel und der Status als Star einmal ein Ende finden sollte, ist es nicht ganz vorbei. "In I Can’t Hear The Music" singt JAMES BLUNT mit leiser Stimme, dass, auch wenn der Applaus der Fans vergangen ist und der Vorhang sich zum letzten Mal geschlossen hat, eines bleiben wird: die Musik.
Für BLUNT ist dies ein Song der Hoffnung, eine ultimative Erinnerung, worum es geht: "Der Refrain fasst es zusammen: 'And if I can hear the music and the audience is gone / I’ll dance here on my own.' Ich mache dies hier aus Leidenschaft, weil ich es liebe, auch wenn die Fans mich vielleicht nur für eine begrenzte Zeit begleiten."
(Quelle: Warner Music; 2007)
FORMAT: CD
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