Sky Blue Sky [Pop]
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„In vielerlei Hinsicht ist Sky Blue Sky unser erstes Album,“ sagt JEFF TWEEDY. „Das aktuelle Line-up kommt der Idealvorstellung von WILCO näher als alles, was ich bisher erlebt habe.“
Es ist über zwölf Jahre her, dass Gitarrist und Songwriter Jeff Tweedy WILCO ins Leben rief, aber nie hat er sich mit dieser seiner Band wohler gefühlt als heute. „Ich glaube, jeder von uns war entspannter als je zuvor, als wir für die Aufnahmen ins Studio gingen,“ so Tweedy über die Entstehung des sechsten WILCO-Studioalbums. „Wir hatten überhaupt nicht das Gefühl, schon fünf Alben hinter uns zu haben. Es gab keinen eindeutigen Anfang und kein festgelegtes Ende. Aber im Zusammenhang mit den Touren und den Aufnahmesessions (beide Aktivitäten haben uns in den letzten Monaten auf Trab gehalten und erfüllt), begann dieses Album in dem Moment, als das Band-Line-Up sich festigte. Sobald wir mit den Demos angefangen hatten, fühlte ich mich besser als ich mir je hätte vorstellen können.“
„Unser Live-Album Kicking Television: Live In Chicago, das wir im letzten Jahr herausbrachten, war die perfekte Gelegenheit, eine klare Linie zwischen der Vergangenheit und der Zukunft zu ziehen,” sinniert Tweedy weiter. „Es war ein Weg, unsere Farbpalette zu reinigen, bevor wir ins Studio gingen, um das erste Album in dieser Konstellation aufzunehmen.“
Schon im Frühjahr 2004, kurz vor der Veröffentlichung von A Ghost Is Born, das mit zwei Grammys ausgezeichnet wurde, stießen Rock- und Jazzgitarrist Nels Cline und Keyboarder Pat Sansone als Vollmitglieder zu WILCO, die bis dato als Quartett aus Tweedy, Bassmann John Stirrat, Percussionist Glenn Kotche und Keyboarder Mikael Jorgensen bestanden. Sansone kam als Multi-Instrumentalist, Cline, weil er ein begnadeter Gitarrist mit Hang zum Experiment ist. Und in der Tat ist ihr Einfluss, sowohl als Solisten, als auch im Gesamtarrangement von Sky Blue Sky auf Anhieb unüberhörbar.
„Dieses Line-Up zeigt definitiv die Essenz der Band,“ erklärt Stirratt, das neben Tweedy einzig verbliebene Gründungsmitglied von WILCO. Schon seit 1992, zum Album Anodyne, spielte Stirratt in der WILCO-Vorgängerband Uncle Tupelo an der Seite Tweedys, als seine musikalische rechte Hand und enger Freund. „Wir können uns mehr aufeinander verlassen als je zuvor. Wir haben sehr viel Vertrauen ineinander!“. Und Tweedy ergänzt: „Die verschiedenen Musiker, mit denen ich über die Jahre bei WILCO spielen durfte, haben mich alle inspiriert, aber wenn es darum geht, ein perfektes Szenario für das Leben und die Interaktion in einer Band zu finden, ist das Gefühl im derzeitigen Line-Up vollkommen neu für mich. Wenn wir alle zusammen lebten, wäre es wie bei den Monkees.“
„Alle stehen im Einklang miteinander,“ bestätigt Percussionist Glenn Kotche, der kurz vor Yankee Hotel Foxtrot (2001) zu WILCO stieß und vorher mit Tweedy und Jim O’Rourke im Trio Loose Fur spielte. „Wir waren heilfroh, dass keiner der Neuen in der Band zu schüchtern war.“ Stirratt fügt hinzu: „Nels’ Einfluss kommt aus einer ganz anderen Ecke. Er ist ein Meister, was die Verwendung von Effekten angeht und ein großartiger Ensemble-Spieler. Genau so wie Pat. Er verlieh den Songs einen perfekten Rahmen, ob mit der Hammond-Orgel, dem Piano oder den Streichersounds.“
„Pat und Nels waren hervorragend vorbereitet, als sie in die Band kamen“ so Tweedy weiter. „Sie kannten alles von den früheren Alben. Zudem spielt jeder von uns schon lange in Bands, und wir alle haben eine genaue Vorstellung davon, was wir vermeiden müssen, um die Dinge harmonisch zu halten.“
Zu WILCO und ihrem Umgang mit der Musik gehört untrennbar das LOFT, das Studio, in dem die Band seit fast zehn Jahren probt und aufnimmt. „Das LOFT ist einer der Hauptcharaktere im Leben von WILCO. Wir haben konstant darin und daran gearbeitet, seitdem wir darin spielen und aufnehmen.“
„Es ist der coolste Ort, den es gibt, was die Technik und das Wohlfühlen angeht,“ erklärt Stirratt. „Und gerade jetzt hat es seinen Höhepunkt erreicht!“
„Sky Blue Sky wurde anders produziert als all die Alben, die heutzutage entstehen“, erklärt Kotche die technischen Feinheiten der Produktion „Es war wie man früher Platten aufgenommen hat. Es gab keine Click-Tracks und kein Pro-Tools, und wir haben sogar nur selten Kopfhörer benutzt. Ich glaube, Jeff hat über die Hälfte der Gesangspasssagen live aufgenommen. man kann das LOFT auf den Aufnahmen hören. Man kann hören, wie jedes Instrument in allen anderen mitschwingt.“
„Wir haben die Zeit perfekt genutzt,“ so Stirratt. „Es brauchte zwar eine Weile, aber wir waren auch nicht gezwungen, First Takes zu nehmen, und ich glaube, das hatte großen Einfluss darauf, wie wir die Songs entwickelt haben. Gleichzeitig gibt es auch Raum für Spontaneität und für ganz zarte Ecken.“
„Die Leute scheinen viel unmittelbarer auf Sky Blue Sky als auf jedes andere WILCO-Album zu reagieren. Es ist sehr direkt und geradeaus. Alle saßen da, mit ihren Instrumenten in den Händen, und hörten zu, als hätten sie den ersten Song gehört, den ich je geschrieben habe. Ich denke, der erste Eindruck ist immer der wichtigste.“
„Viele Grauzonen wurden weggewaschen,“ so Kotche. „Wir waren wesentlich mehr auf dem Punkt, und das ließ weniger Raum für Klangexperimente. Letztendlich liegt der Fokus auf Jeffs Texten – das ist das, worauf die Leute ansprechen, das ist das, was sie berührt, und das ist am Ende das, was die Hörer auch mitreißt.“
„Es gibt einiges zu erzählen, wenn sechs Typen sich gegenseitig Ideen zuwerfen“, lächelt Stirratt. „Jedes unserer Alben ist bisher anders gewesen, aber bei diesem war es eine wahre Freude zu sehen, was jede Person in jeden Song selbst eingebracht hat. Es ist definitiv mein Lieblingsalbum der letzten Jahre.“
JEFF TWEEDY über Sky Blue Sky
Either Way
Ich wollte das Album mit genau dieser Idee von Offenheit und Akzeptanz beginnen lassen.
You Are My Face
Beschreibt einen Stammbaum und einige Familienangelegenheiten, ist aber nicht zwangsläufig autobiografisch. Das ist einer der durchkonzipierten Songs auf dem Album, er versucht Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft in einer linearen Sichtweise zu betrachten, mit diesem explosiven Mittelteil, der viel dynamischer ist als die dahinplätschernde Vergangenheit und die eher zwiespältige Zukunft.
Impossible Germany
Der Song erinnert mich daran, wie man an einem bestimmten Punkt im Leben aufwacht und sich fragt: Wie bin ich hierher gekommen? Manchmal ist man ja ziemlich froh, dass man da angekommen ist, wo man sich befindet. Es gibt ’ne ganze Menge Bedeutungsschichten zu diesem Song, weil er uns schon so lange begleitet. Es gibt politische Elemente und eine historische Komponente, die für mich wichtiger wird, je älter ich werde.
Sky Blue Sky
Das ist wahrscheinlich direkter, als ich vorher in einem Song je gewesen bin. Den Hintergrund bildet ein kristallklarer Moment: wie eine Parade in meiner Heimatstadt vorbeimarschiert und meinen Heimweg blockiert, weil sie die ganze Hauptstraße einnimmt. An diesem Punkt dachte ich, es sei eine gute Idee, umzukehren und nicht nach Hause zu gehen.
Side With Seeds
Ein ziemlich verwirrender Song. In unserem Leben gibt es zurzeit so viele Polarisierungen und so viel Unglück. Der Song sagt: „Wenn ein Elektron es kann, warum nicht auch ich?“
Shake It Off
Ähnlich wie Sky Blue Sky, indem es um einen spezifischen Moment geht, ein Gefühl, einen Anstoß. Der Refrain sagt es sehr genau: auch dies muss mal vorbei gehen.
Please Be Patient With Me
Ich weiß nicht, ob es dem etwas hinzuzufügen gibt, außer, dass der Titel alles sagt.
Hate It Here
Meine Frau nennt ihn den „Lügner-Song“, denn ich weiß ja gar nicht, wie eine Waschmaschine funktioniert.
Leave Me (Like You Found Me)
Den Song gibt es auch schon eine lange, lange Zeit. Er wird ein bisschen sentimental im Refrain, obwohl er sich in der letzten Strophe stark ausbreitet, wenn die Leute aufwachen, auf Bäume klettern und aktiv an ihrem eigenen Leben teilnehmen.
Walken
Irgendwann befand sich der Song in dieser schreibweise, wie der Schauspieler Christopher Walken, mal auf einer Setlist. Und dann war es zu schwierig, ihn umzubuchstabieren.
What Light
Als Reaktion auf die Tatsache, dass der Song auf der MySpace-Seite war, sagte Tweedy mal: „Ich weiß nicht, was ne Single ist.“
On and On and On
Das war einer der frühen Songs, die wir für das Album als Demo aufgenommen hatten, und eigentlich war ich mir nicht sicher, ob er auf das Album sollte, denn wir hatten ihn nur ein-zwei Mal live gespielt. An einem bestimmten Punkt näherte ich mich ihm, er bedeutete mir plötzlich sehr viel, nachdem meine Mutter im September gestorben war. Irgendetwas gestattete mir dann, den Song zu beenden. Ich wollte einen Song schreiben, den auch mein Vater hören und mögen könnte, der aber kein James Blunt-Song wäre. Ich war allerdings sehr berührt, dass mein Vater überhaupt mit Musik getröstet werden konnte, das gab mir das Gefühl, dass dieser Song sehr persönlich sei. Ich weiß, wie man Songs schreibt, und so dachte ich, ich sollte vielleicht einen für Dad schreiben und ihn drauf reagieren lassen. Meine Mutter starb sehr plötzlich während sie mit ihren Freundinnen Karten spielte, irgendwie eine coole Art zu gehen. Sie war 72. Mein Dad und sie trafen einander, als sie beide 15 waren und sie waren in all den Jahren nie getrennt. Das ist eine ziemliche Umgewöhnung für einen 73- Jahre alten Mann.
(Quelle: Warner Music) FORMAT: CD Extra / Enhanced CD
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