WEBSITE: www.dephjoe.at
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Der geneigten Hörerschaft dürfte sich das in Kenner-Kreisen lang erwartete Debutalbum des aus Wien stammenden MicSouloisten Joseph Boyewa aka DEPHJOE als eine Antwort auf das offenbaren, wonach die Stimmen sowohl in den Clubs, als auch den Diskussionsrunden des www zuletzt immer lauter wurden: Authentizität, Qualität, Skillz und Seele.
Musik von Format, wie man sie aus der Supercity gewohnt ist.
Mit seinem Debutalbum "Hey Playa“ liefert der ‘Beauhemien’ Dephjoe ein solides Statement zur Plastikmentalität der Partyfraktionen, und reüssiert einem Debut entsprechend, als Künstler mit Mut und Vision, in einer Raplandschaft, die zu grossen Teilen auf Innovation verzichtet hat.
“Hey Playa” fordert mit einem Mix aus organischen und synthetischen Soundbildern der Marke “SoulCats”, sowie Produktionen von Dj Buzz (Waxos) und dem Beattalent Main Loop, den Hörer auf, seine Hörgewohnheiten neu zu definieren. Gekonnt wird mit ausschweifenden, voluminösen und gut strukturierten Synthesizergeflechten (“Genesis”, "Cruis´n"), auf Basis von Original Drumz’n’Breakz, das Ohr unwiederbringlich entführt und der Körper zum Bewegen statt Flatratetrinken aufgefordert. ("PartyGirl"). Eine erwachsene Attitüde, Weitsicht und lyrische Konstanz werten den qualitativ hochwertig und druckvoll produzierten Titel stilprägend auf.
…bist du still hörst du Sterne leise reden,
Sprache in bunten Formen, nicht nur Herzen rein verstehen
So ein Moment kann einem alle Zweifel nehmen,
Wer dies Gefühl will ständig muss sich ewig schweigend wähnen…
(Quote aus "Wien bei Nacht“)
Dephjoe beweist Tiefe, egal ob die Wahrnehmung seiner Heimatstadt bei Nacht, hypnotische Sounds auf der Tanzfläche (“Hey Playa”) oder Zwischenmenschliches thematisiert wird ("AlleinZuZweit") – ein gewachsener Rapmusiker, der sich seiner Klasse bewusst ist und sie sich nicht nehmen lässt. Der negativ konnotierte Titel “Hey Playa” wird hier schlicht mit Homie gleich gesetzt und soll in keiner Weise als ein Indiz für die Erfüllung von spätpubertären Ami-Getue-Träumen gelten. Vielmehr bietet Dephjoe auf “Hey Playa” uns eine Version von Club-Sound, die einmalig neu ist, gekonnt mit souligen Elementen umgeht, und trotzdem edgy bleibt, so wie man es im deutschsprachigen Raum bisher nicht kannte.
Wer jedoch denkt, dass dieser grossartige Release nur die Motorik anspricht, der sei beruhigt, es wird auch mal angehalten, um ganz entspannt selbst zu reflektieren (“Wege die wir gehen”).
Seine herausragenden Gesangsqualitäten sowie wie die Definiertheit des Sounds sind beispiellos und zeugen von der Zielgerichtetheit und vom grossen Talent des SoulCat mit nigerianischen Wurzeln. Als eines der Highlights in dieser Hinsicht ist der sexy groovende Song “Wie macht sie das”, die neue Hymne für die sophistisierte Frau des Grossstadt-Dschungels, zu sehen. Das einzige Feature auf “Hey Playa” stellt Vera Böhnisch aka L´Enfant Terrible (“Team Terrible”), deren
erste Single "Dear Ladies“ sich beim Einstieg auf Platz 12 der österreichischen Ö3 Top 40 Charts festsetzen konnte.
Auf "Hey Playa“ wird Musik gross geschrieben, was impliziert, dass man sich mit einem akustischen Ventil für Gedankengut und Emotionen befasst. Dies geschieht in einem Kontext, der falsch proklamierte Normen und Werte des aktuell populären deutschsprachigen Rap nicht in Frage stellt, sondern schlichtweg ignoriert. Gleichzeitig sich aber an der Weiterentwicklung dieses grossartigen Sounds an fordester Front befindet, und Neo-Soul zum ersten Mal ein Gesicht gibt in diesen Landen. Und dies mit einer angenehmen Selbstverständlichkeit, die ihresgleichen sucht.
Es ist dieser eine ausschlaggebende Schritt, den die Supercity als Ganzes, nicht nur der deutschsprachigen Konkurrenz voraus ist.
(Quelle: Groove Attack, 2008)
FORMAT: CD
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