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CD-DETAILS TWILIGHT OF THE INNOCENTS [ASH]

Ash

Twilight Of The Innocents [Rock / Alternative]


RELEASE: 29.06.2007


LABEL: Warner Music International

VERTRIEB: Warner Music Group

WEBSITE: www.ash-official.com

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Die Reise, die zu diesem bemerkenswerten Album führte, begann eigentlich am 23. Juli 2005. An jenem Tag, als ASH U2 im Olympischen Stadion in Rom vor 70.000 Zuschauern supporteten. Für ASH war es die fünfte Show in jenem Sommer mit Bonos Jungs und der letzte Gig für die Meltdown-Kampagne, jenes Album, dass ASH 14 tourvolle Monate zuvor herausgebracht hatten. Und dann – war das Tourschedule für ASH zum ersten Mal seit Jahren leer. Und jetzt?

„Mir wurde klar, dass wir einige grundlegende Änderungen brauchten“, so Frontmann Tim Wheeler. „Wir mussten alles komplett neu aufrollen. Nicht nur in der Band, auch im normalen Leben. In allem.“ Nach fünf UK-Top-10 Alben, von denen drei auch in die deutschen Charts gingen, 16 UK-Top-20 Singles und zahllosen Gigs hatten Irlands Vorzeige-Power-Poprocker einen Scheideweg erreicht. Oder, wie Wheelers Bass spielender Schulfreund Mark Hamilton es ausdrückt: „Wir brauchten einen Tritt in den Arsch.“

Teil des Plans war es, dass Hamilton nach New York ging und Trommler Rick McMurray von Belfast nach Schottland zog. Einer Laune folgend ging auch Wheeler in den Big Apple – allein allerdings. „New York ist der lebhafteste, pulsierendste und kreativste Ort, den du dir vorstellen kannst“, erklärt er. „Also dachte ich: warum nicht?“ Und obgleich sie sich in derselben Stadt befanden, ließen Hamilton und Wheeler einander völlig in Ruhe, obwohl – oder gerade weil – es im sozialen Leben der Band immer eine Selbstverständlichkeit war, dass man zusammen abhing.

Nachdem Tim Wheeler also schon zu Weltruhm gekommen war, bevor er sein Abitur gemacht hatte (dessen Ergebnis er live auf Radio One bekam), gab er sich nun endlich der Idee eines stinknormalen Lebens in New York hin. „Ich weiß, ich bin ja nicht Robbie Williams oder so, aber es war trotzdem ziemlich verrückt, schon so jung so berühmt zu sein, und irgendwie schwebte dieser Schatten immer über mir. In New York kannte mich niemand, jedenfalls nicht als Mitglied einer Band, und so wurde ich viel mehr als Person wahrgenommen. Ich kam auf den Boden dessen, was ich wirklich bin und hatte die Chance, über all das nachzudenken, was in den Jahren so gewesen ist. Es ist großartig, in einer Band zu spielen, aber es ist auch sehr verrückt, und ich würde definitiv viel rausholen können, wenn ich eine richtige Pause machte.“

Nicht, dass ASH ausgebrannt wären. Denn genau so, wie er seine Emotionen versuchte in eine Form zu bekommen, um neue Songs zu schreiben, verbrachte Wheeler seine Zeit damit, einen Ort zu finden, an dem man das nächste Album aufnehmen könnte. „Ich wollte immer einen eigenen Platz haben“, so Wheeler. „Einen Ort, wo wir üben können, wo wir unser Equipment lagern, wo wir aufnehmen und den wir als Basis nehmen können.“ Eines Tages bekam er von einem Freund einen Tip für ein leerstehendes Studio in Manhattan, wo der Wu-Tang-Clan sein erstes Album aufgenommen hat. Ein Dreijahres-Mietvertrag wurde sofort unterschrieben. „Das ist genau das, was wir immer wollten“, sagt Wheeler. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass es jetzt unser ist.“

Mit dem Studio in der Hand fanden ASH sich Anfang 2006 in New York dann wieder zusammen. Zeit für die nächsten Veränderungen. Neun Jahre, nachdem Gitarristin Charlotte Heatherley für das Album V97 dazu kam, entschieden die Gründungsmitglieder von ASH, dass es Zeit wäre, wieder zur ursprünglichen Trio-Form zurückzukehren und Heatherley die Chance zu geben, sich voll und ganz auf ihre bereits blühende Solo-Karriere zu konzentrieren. „Es war eine schwere Entscheidung, aber ich glaube, es war für uns alle das beste“, so Wheeler rückblickend.

Wheeler entschied auch, dass man für das nächste Album keinen externen Producer bräuchte, sondern die komplette Kontrolle selbst übernehmen kann. „Das hieß, dass Tim wirklich das Beste aus sich herausholen konnte“, bestätigt McMurray. „Wir hatten totale Freiheit im Studio. Und ohne tickende Gelduhren und ungeduldige Produzenten konnten wir es uns erlauben, viel mehr Risiken einzugehen, zu experimentieren und das Album genau so klingen zu lassen, wie wir es wollten.“ Und immerhin – die Plattenfirma zeigte sich begeistert vom ASH-Sound und bot Wheeler gleich weitere Jobs als Producer mit anderen Künstlern an.

Um ein bisschen Schwung in die Sache zu kriegen, schnallten die Jungs sich nun ihre Instrumente um und spielten zum ersten Mal seit den Mittneunzigern als Trio, wie in alten Zeiten mit Girl From Mars, Oh Yeah und Goldfinger. „Das war ein zündender Moment“, erinnert sich Wheeler. „Vor der ersten Probe gab es eine Menge Unsicherheit, die Angst ging um und wir alle fragten uns, ob wir das richtige tun, wenn wir wieder zum Trio werden. Aber in dem Moment, als wir anfingen zu spielen, wussten wir, dass es das richtige war. Unser Spiel hat sich sehr weiter entwickelt, seit wir das letzte Mal als Trio gespielt hatten. Das hat uns neu belebt, wir waren völlig erfrischt!“

Mit neuer Energie ging die Band dann an die Arbeit. „Es wurde uns ziemlich schnell klar, dass wir einen ganzen Haufen großartige Songs hatten“, so Wheeler. „Aber wir brauchten ziemlich lange, weil wir ja alles selbst machten. In den letzten Monaten habe ich die Nächte durch dran gesessen, und das wirklich fast jede Nacht. Aber ich hatte eine genaue Vorstellung von dem, wie das Album klingen sollte, und erst kurz vor Ende ergab sich dann das Gesamtbild. Das war der Punkt, an dem uns klar wurde, wie gut es geworden ist.“
Schließlich war das Album fertig – nach sieben Monaten harter Arbeit und einem extremen Tag in den Capitol Studios, als die Streicherparts mit dem legendären Stones/Elton John-Arrangeur Paul Buckmaster eingespielt wurden. Aber die Mühen wurden belohnt: „Wir haben Hunderte von Bands kommen und gehen sehen, seitdem wir auf der Szene erschienen“, erklärt McMurray. „Eine Menge Bands verschwinden einfach, weil ihre Songs austrocknen und die Bands sich nicht entwickeln. Man muss sich selbst immer wieder vorantreiben, wenn man ein guter Songwriter sein will. Tim hat immer an seinen Talenten gearbeitet und wie herausragend die Resultate sind, sieht und hört man eindeutig an diesem Album.“
Das ist wohl wahr. Wheelers Händchen für Power-Pop, für den ASH mit dem Ivor Novello Award 2001 (für „Shining Light“) belohnt wurden, hat keinen Deut Kraft eingebüßt, und so beginnt Twilight Of The Innocents mit einem Triumvirat von Punkpop-Stürmen: I Started A Fire, You Can’t Have It All und Blacklisted.

Aber aus dem gesamten Album ist auch eine neue musikalische Ambition herauszuhören. Der durchdringende Groove, der I Started A Fire vorantreibt, die stilistischen Wendungen des herrlich beweglichen Ritual, das schunkelnd-poppig schwofende End Of The World und ganz besonders die epische Breite des Titelstücks, das das Album beschließt. In sechseinhalb Minuten türmt sich Twilight Of The Innocents von einer simplen Gitarrenmelodie zu einem tumultigen Crescendo von Streichern, Drums und offen gelegten Emotionen auf. „Ich glaube, dies ist unser künstlerisch ausgefeiltestes und abenteuerlichstes Album bisher,“ so Wheeler.

Twilight of the Innocents enthält zudem einen Song, der zu ASHs größtem Hit werden könnte: Polaris. der Song begann als eine kleine Melodie, die Wheeler eines Tages auf dem Piano von Bonos und Edges Haus in Südfrankreich klimperte, und wurde zu einer packenden Geschichte über Konfusion und Herzleid mit einem Refrain so groß wie ein mittlerer Kleinstaat. Polaris ist einer der vielen Songs, die von Wheelers aufrichtigen Texten profitieren. „Bei Meltdown habe ich versucht, über Dinge zu schreiben, die möglichst keinen persönlichen Hintergrund hatten“, erklärt er. „Aber ich habe viele Veränderungen in meinem Leben durchgemacht, bevor ich nach New York ging, und es war eine ziemlich verwirrende Zeit. Damit wollte ich auf diesem Album klar kommen, und so gibt es eine Menge Optimismus und Hoffnung, aber auch ziemlich schwer verdaulichen Kram. Es ist definitiv ein Album, in dem es um Erfahrung geht. Diese Songs hätte ich vor fünf oder zehn Jahren nicht schreiben können.“

„Der Titel bringt es auf den Punkt“, bestätigt Hamilton. „Es gibt weder große, naive Augen, die verwundert in die Welt blicken, noch gibt es Unschuld. Ich glaube, wir sind in vielerlei Hinsicht erwachsen geworden. Aber glücklicherweise haben wir früh angefangen und sind jung genug, um noch zu rocken.“
Mit einem Alter von gerade Mal 30 Jahren, sind ASH in einer hervorragenden Position: Sie machen ihre Sache so lange, dass sie richtig gut geworden sind, aber sie haben weder ihren Hunger noch ihren Biss verloren. Und so war es fast eine logische Folge, dass sie ein gutes Album wie Twilight Of The Innocents abgeliefert haben.
„Viele Bands machen mit ihrem fünften Album ihr rückwärtsgerichtetes, verstaubtes Country-Album“, so Wheeler. „Aber wir sind noch nicht so weit, dass wir langsamer werden wollen. Wir haben immer noch den Hunger und die Energie. Wir sind eine Laune der Natur. Wir haben viele Bands gesehen, die ein großes Album herausbrachten und dann komplett verschwanden. Aber wir haben es geschafft, das zu umgehen, denn wir haben nie aufgehört, vorwärts zu gehen. Wir wussten, das wir mit diesem Album etwas Besonderes abliefern mussten. Und ich denke wirklich, das haben wir getan.“

(Quelle: Warner Music)


FORMAT: CD


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