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CD-DETAILS BREAKTHROUGH [CAILLAT, COLBIE]

Caillat, Colbie

Breakthrough [Pop]


RELEASE: 21.08.2009


LABEL: Universal

VERTRIEB: Universal

WEBSITE: www.colbiecaillatmusic.com/

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Beim letzten Mal sprudelte Colbie Caillat förmlich über – daher der Titel ihrer ersten Single: „Bubbly“ –, und die gesamte Popwelt war schon nach dem ersten Schluck angefixt und hatte Durst auf mehr.

Doch dieses Mal grenzt ihr Temperament geradezu an eine Explosion, denn für "Breakthrough", ihr zweites Album, hat ihren Sound ordentlich umgerührt und durchgeschüttelt: Sie hat mit einer ganzen Reihe von unterschiedlichen Produzenten und Musikern gearbeitet, und auch das Tempo ist im Vergleich zu den unverkennbaren Balladen ihres Debüts dieses Mal deutlich höher. Daher ist es ratsam, die Kohlensäurebläschen im Auge zu behalten: Kann sehr gut sein, dass der eine oder andere Champagnerkorken schon bald durch die Gegend fliegt.

Auch wenn es unwahrscheinlich klingt, dass ein so gelungenes und erfolgreiches Album wie „Coco“, Caillats Debüt aus dem Jahr 2007, eine Art Unfall war: Im Grunde genommen war es genau das. Der überraschende Hype, den die LP im Radio und in Plattenläden in aller Welt auslöste, „kam vollkommen unerwartet“, sagt Colbie heute. „Denn ich hatte vorher noch nichts mit diesem Business zu tun gehabt. Ich hatte noch keine Konzerte gespielt. Ich hatte mich nicht nach einem Vertrag umgeschaut. Ich war einfach nur ein Mädchen, das Songs schrieb und sie auf der eigenen Myspace-Seite veröffentlichte.“ Als „Coco“ jedoch in die Läden kam, war „Bubbly“ bereits so ein massiver Radio-Hit, dass ihr Debüt in den Staaten geradewegs auf Platz #5 der Charts ging. Angeschoben von der erfolgreichen zweiten Single „Realize“, sprengte die LP sogar die Zwei-Millionen-Grenze, wozu Colbie auch noch sechs Millionen individuelle Tracks per Download verkaufte. „Das alles passierte wie von selbst“, sagt Caillat, „und jetzt muss ich dranbleiben.“

Die Aufnahmen von „Breakthrough“ waren sehr viel durchdachter als die improvisierten Sessions, die zu ihrem ersten Longplayer führten. Und was daher vielleicht in Sachen charmanter Unbedarftheit auf der Strecke geblieben sein mag, macht sie locker mit ihrer Erfahrung und einem sehr viel reiferen Ansatz wett. „Als ich hörte, dass ich ein halbes Jahr hatte, um diese Platte aufzunehmen, fand ich das fantastisch, weil ich am liebsten im Studio bin und mir die Zeit nehme, um alles wirklich perfekt zu machen.“

„Bei vielen Songs haben wir unterschiedliche Versionen ausprobiert: mal waren es ganz simple Akustikversionen, mal welche mit sehr vielen Harmonien oder 20 zusätzlichen Instrumenten, die eigentlich gar nicht nötig waren. Wir wollten halt sehen, was am besten funktioniert. Darum klingen die fertigen Stücke auch extrem unterschiedlich.“ Trotz der Vielfalt gibt es mindestens eine Konstante in Colbies Sound: Die Vertrautheit ihrer Stimme, die nach wie vor im Mittelpunkt steht. Viele Fans betrachten sie fast schon wie die Stimme einer guten Freundin, wenn Colbie durch die Kopfhörer zu ihnen spricht.

Die Produktion von „Breakthrough“ wurde zwischen zwei Studiogrößen aufgeteilt, mit denen Colbie zum ersten Mal im Studio war: Einerseits wäre da der Hitproduzent John Shanks, der in erster Linie bekannt ist für seine Arbeit mit großen Sängerinnen wie Kelly Clarkson, Sheryl Crow, Melissa Etheridge, Alanis Morissette oder auch The Wreckers. Der zweite neue Mann hinter den Reglern ist Ken Caillat, der schon vor Jahrzehnten eines der meistverkauften Alben aller Zeiten produzierte: „Rumours“ von Fleetwood Mac. Wobei nicht von der Hand zu weisen ist, dass sein Name in den letzten zwei Jahren auch in einem anderen Zusammenhang häufig gefallen ist: als Vater von Colbie nämlich. Der Kreis schloss sich bei der Wahl des Studios, denn „Breakthrough“ wurde bei Village Recorders in West L.A. aufgenommen, wo Ken Caillat einst seine zukünftige Ehefrau (und Colbies zukünftige Mutter) traf, als die beiden zusammen am Album „Tusk“ (ebenfalls von Fleetwood Mac) arbeiteten...

Sowohl John Shanks als auch Ken Caillat nahmen die ersten Versionen der jeweiligen Songs ganz klassisch mit einer Live-Band im Studio auf, während Colbie nebenan in der Gesangskabine stand. Doch während diese frühen Sessions noch absolut vergleichbar abliefen, gingen die Arbeitsansätze der beiden Produzenten danach deutlich auseinander: „Mein Vater steht auf organische Prozesse, womit er den rohen Kern und die Verletzlichkeit, die bei einem Song mitschwingt, einfängt“, berichtet sie. „Und John Shanks ist einfach nur ein grandioser Pop-Produzent. Seine Produktionen sind perfekt fürs Radio.“

„Bei dieser Platte“, berichtet Caillat weiterhin, „konnte ich während der Aufnahmen auch selbst viele Ideen bezüglich der Produktion mit einbringen. Ich hatte ein viel besseres Gespür dafür, wie sich die Songs am Schluss anhören und anfühlen sollten, und welche Instrumente man hinzufügen oder weglassen musste. Weil ich im Fall von ‘Coco’ dazu nicht immer die Gelegenheit hatte, war es eine ganz besondere Erfahrung für mich, diesen neuen Stücken komplett meinen persönlichen Stempel aufzudrücken.“

Doch natürlich wollte niemand diejenigen Elemente komplett über den Haufen werfen, die schon „Coco“ zu so einem Wahnsinnsalbum gemacht haben. Schließlich kann man den Erfolg, den Colbie mit ihrem Debüt feierte – und das in einer Zeit, in der ganz große neue Stars nur noch äußerst selten am Firmament auftauchen –, tatsächlich als einen Durchbruch bezeichnen, der über Nacht kam. Heute, zwei Jahre nach der Veröffentlichung im Juli 2007, ist „Coco“ immer noch in den US-amerikanischen Top-100; dazu ist die LP auf Platz #12 der meistverkauften Albumdownloads aller Zeiten. „Bubbly“, übrigens auf Position #21 in der Liste der meistverkauften Downloads überhaupt, wurde über 2,8 Millionen Mal verkauft und hat knapp 20 Wochen lang sämtliche US-Airplay-Charts dominiert. Die Videos zu den ersten Auskopplungen der LP wurden im Netz über 22 Millionen Mal aufgerufen. Bei den BMI Awards wurde das Stück zum „Song des Jahres“ gewählt, und in der Kategorie „Künstler/in des Jahres“ ist Colbie, mit den Singles „Bubbly“ und „Realize“ im Gepäck, nur knapp an der Auszeichnung vorbeigeschrammt. Abgesehen von weiteren Nominierungen bei den American Music Awards und den Teen Choice Awards, konnte sie auch den „Rising Star“-Award von Billboard mit nach Hause nehmen. Wenn eine bubble, eine Blase also, nicht zerplatzt ist, dann lass sie auch lieber in Ruhe, nicht wahr?

Angesichts all dieser Erfolge war es kein leichter Entschluss, das größtenteils akustische Fundament von „Coco“ nunmehr zu erweitern: „Ich wollte mich nicht zu schnell auf zu viel musikalisches Neuland begeben, schließlich haben meine Fans inzwischen auch ihre Erwartungen“, sagt sie. „Aber zugleich wollte ich auch an der neuen Aufgabe wachsen und herumexperimentieren und mit anderen Leuten arbeiten. So habe ich letztlich nach der richtigen Balance gesucht.“

Colbie hat nicht nur neue Produzenten ins Boot geholt, sondern auch mit anderen Co-Autoren gearbeitet, der Hit- und neuerdings auch „American Idol“-Macherin Kara DioGuardi (die bei drei Songs mitgeholfen hat, unter anderem auch bei „Begin Again“) und Rick Nowels zum Beispiel. Nowels’ Kommentar: „Ich habe schon mit echt talentierten Musikerinnen gearbeitet – Madonna, Dido, Nelly Furtado oder Jewel –, und ich muss sagen, dass mich Colbies Songwriting einfach umgehauen hat. Sie hat eine absolut unverwechselbare Stimme und einen vollkommen eigenen Ansatz, wenn es darum geht, Melodien und Texte zu finden. Ein echtes Naturtalent, wenn ihr mich fragt. Und dazu kommt, dass sie eine richtige Singer/Songwriterin ist, was heutzutage einfach nur erfrischend ist. Ich glaube, dass jeder auf Songs abgeht, die mit so viel Gefühl vorgetragen werden. Und jeder steht auf Songs, die so unglaublich echt sind.“

Auf „Breakthrough“ gehen die emotionalen Höhenflüge in noch luftigere Höhen, während die Tiefpunkte dieses Mal noch tiefer gelegen sind: „Sämtliche Songs handeln von dieser Achterbahnfahrt, vom Auf und Ab, das man in einer Beziehung erleben kann – von glücklich zu traurig, von einer Trennung zum nächsten Verliebtsein, dieser ganze Kreislauf eben“, sagt sie. Den absoluten Gipfel dieser klanglichen Berg-und-Tal-Bahn markiert die erste Single „Fallin’ For You“, in der Colbie ihr Herz auf der Zunge trägt – wäre das Stück nicht so unglaublich sommerlich, dass ihre Zunge wahrscheinlich mit Eisessen beschäftigt ist: „Ich hatte dieses Date, eigentlich nur eine platonische Sache, bis mir irgendwann auffiel, dass da doch irgendwie mehr war“, erzählt Caillat. „Ich war wie auf Wolke Sieben wegen diesem Typen, also schrieb ich alles auf, was wir am Tag zuvor gemacht hatten, als wir zusammen unterwegs waren.“ Wie das klingt? Sagen wir mal: „Bubbly“ im Quadrat und an den Strand verpflanzt.

Doch zu so einer Achterbahnfahrt gehören natürlich auch diejenigen Momente, in denen es einfach nur steil bergab geht: „Viele der Songs vom neuen Album – aber auch von ‘Coco’ – handeln von diesem einen Typen, ein armer Kerl, dem ich aus irgendeinem Grund immer wieder wehtun muss“, sagt sie lachend. Im Wissen darum, dass ihm die Beziehung weitaus mehr bedeutete als ihr, schrieb sie eine Reihe von Songs aus der Perspektive dieses Freunds, unter anderem auch das erwartungsvolle „Realize“ vom letzten Album und das resignierte und doch tapfere „Fearless“ von der neuen LP. „Der Song ‘Fearless’ ist aus der Perspektive von jemandem gesungen, der an einem gebrochenen Herzen leidet – allerdings muss ich dazu sagen, dass mir das noch gar nicht wirklich passiert ist, insofern schlüpfe ich in diesem Stück nur in diese Rolle und tausche die Seiten. Im Song sagt er zu mir, dass er keine Angst hat und aus dieser Sache nun nicht etwa beziehungsgeschädigt hervorgeht. Die erste Zeile lautet: ‘It that’s the way you love? You’ve got to learn so much.’ Und es stimmt: Ich muss wirklich noch sehr viel über die Liebe lernen.“

„Jeder einzelne Song nimmt eine vollkommen andere Wendung“, sagt sie weiterhin. „Zwar hab ich diese Situationen vielleicht nicht alle am eigenen Leib erfahren, aber ich hab sie schon bei anderen Leuten mitbekommen und daraus etwas gelernt. ‘Breaking At The Cracks’ handelt zum Beispiel von einer Freundin meiner Eltern, die ich schon seit Ewigkeiten kenne. Irgendwann war ihr Leben ein einziger Scherbenhaufen, alles war gleichzeitig in die Brüche gegangen: Ihre Mutter starb, die Hunde starben, dann auch noch ihr Vater, und schließlich verließ sie auch noch ihr Ehemann. Ich war gerade auf Tour, und ich hab wahnsinnig mit ihr gelitten. Also nahm ich meine Gitarre und weinte sogar ein wenig, während ich ein paar Zeilen sang – ich malte mir aus, wie man es wohl schaffen könnte, sich aus diesem Loch zu befreien und sein Leben nach so einer Katastrophe wieder auf Vordermann zu bringen. Das wäre also noch so ein Song, der nicht direkt von mir handelt; dafür setze ich mich mit der Gefühlswelt eines anderen auseinander, ja, es ist fast schon, als ob ich in ihrem Namen eine Nachricht an die Welt richten würde.“

Da sie selbst bis vor kurzem in erster Linie ein Fan war, denkt Colbie natürlich auch darüber nach, wie ihre Fans auf die gefühlvollsten ihrer neuen Songs reagieren werden. „Nur weil ich einen Coldplay-Song wie ‘Fix You’ kenne, kann ich auch schlechte Tage bewältigen, indem ich einfach das Stück auflege und mein Herz ausschütte. Und siehe da, fünf Minuten später kann ich schon wieder lächeln. Insofern ging es mir um die perfekte Mischung aus solchen Liedern, zu denen man sich an einem echt miesen Tag so richtig ausheulen kann, und diesen ausgelassenen Songs, die man am besten am Strand oder im Auto hört.“

Ein weiterer Song, in dem sie die Erlebnisse einer Freundin verhandelt, ist der Titelsong von „Breakthrough“: In diesem Fall geht es um ihre beste Freundin, deren Verhältnis zu ihrem Vater schon vor langer Zeit in die Brüche ging, die aber nach wie vor auf einen Neuanfang – den besagten Durchbruch – hofft. Als Colbie jedoch das ganze Album nach diesem Song benannte, bekam das Wort „Breakthrough“ noch eine ganz andere, sehr viel persönlichere und positivere Bedeutung: „Ich bin erst 24, und ich lerne nach wie vor, was es bedeutet, eine Frau zu sein. Ich bin immer noch in diesem Selbstfindungsprozess und versuche, mich in meiner Haut wohl zu fühlen“, sagt sie. „Ich hatte gerade eine schlimme Phase hinter mich gebracht, in der ich mich selbst nicht ausstehen konnte, und ich wollte einfach nur da raus und alles Schwierige umschiffen, das vor mir lag. Doch dann erkannte ich, dass ich diese Hürden nehmen musste. Es hat eine Weile gedauert, aber irgendwann gelang es mir, meine Ängste und Unsicherheiten zu überwinden. Darum fand ich, dass „Breakthrough“ ein großartiger Albumtitel ist, auch als Botschaft an meine jüngeren Fans.“

Als frisch gebackener Superstar, der immer noch die eigenen Grenzen auslotet, ist es Colbie Caillat besonders wichtig, dass sie weiterhin mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht – und auch mal ihre verletzliche Seite zeigt: „Bei manchen Leuten, denen man so begegnet, ist man einfach nur vorsichtig und zurückhaltend. Andererseits bin ich fest davon überzeugt, dass meine Fans wissen müssen, wer ich eigentlich bin; und warum sollte man auch Angst davor haben, sich ihnen zu präsentieren? Es ist fast schon damit vergleichbar, wenn du jemanden auf YouTube siehst, der sich vollkommen ungeschminkt gehen lässt – sprich: einfach nur das macht, was er oder sie normalerweise tut und sich nicht verstellt –, und du sofort denkst: ‘Oh, die machen das auch! Dann kann ich mich ja auch so zeigen, wie ich wirklich bin.’ Man muss sich nur daran erinnern, dass man sich und seine Eigenheiten nicht verstecken darf, denn genau das ist es doch, was die anderen Menschen an einem mögen.“

Und genau das ist es auch, was sich Colbie Caillat für dieses sehr viel größere, besser durchdachte und sogar noch persönlichere Album zu Herzen genommen hat. Sie hat erkannt, dass mehr Lautstärke und noch tiefere Einblicke ins eigene Wesen sich keinesfalls gegenseitig ausschließen müssen. Denn das ist schließlich der Stoff, aus dem ein echter „Breakthrough“ gemacht ist.

(Quelle: Universal Music Group, 2009)


FORMAT: CD


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