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CD-DETAILS NERVE UP [LONELADY]


Julie Campbell (c) beats international

LoneLady

Nerve Up [Pop]


RELEASE: 26.02.2010


LABEL: Warp Records

VERTRIEB: Rough Trade

WEBSITE: www.lonelady.co.uk

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Der verheißungsvolle Name des neuen Warp-Signings lautet LONELADY.

Geboren wurde LoneLady zwei Meilen östlich vom Stadtkern Manchesters, wo sie zehn Jahre lang direkt neben einer Schnellstraße, einem Steinwurf vom Arndale Center entfernt, gewohnt hat. Eine Gegend voller stinkender Kanäle, abgefuckter Bars, unzähligen Clubs und schmierigen Bordellen. Dazwischen überall Sozialwohnungen, die mit ein wenig Grünfläche sporadisch aufgemotzt wurden, um über ihre armselige Existenz hinwegzutäuschen. Mit verbundenen Augen könnte LoneLady die dreckigen Straßen ihrer Heimatstadt Manchester durchlaufen, mit der sie nach wie vor eine unverfälschte Hass-Liebe verbindet – eine Gefühlslage, die prädestiniert ist für eine ebenso mitreißende wie emotionale Albumproduktion.

Als großer Fan von Debütalben, die oft das Ergebnis eines lang anhaltenden Kampfes, unverfälschter Echtheit und zügelloser Entschlossenheit darstellen, hat sich LoneLady bewusst dagegen entschieden, ihre erste Platte in London oder irgendwo sonst aufzunehmen, um genau diese Attribute für „Nerve Up“ nicht zu verlieren.

Julie Campbell, wie LoneLady mit bürgerlichem Namen heißt, ist eine selbsternannte Writerin, Sängerin und Gitarristin. Mit nicht viel mehr außer ihrem unbändigen Willen und einem sehr knappen Budget hat sie sich ein abgelegenes kleines Studio in einem maroden Fabrikgebäude inmitten von Manchesters Industriegebiet eingerichtet, wo sie ihr Debütalbum innerhalb von gerade mal vier Wochen fokussiert und zielstrebig eingespielt hat.

Die Atmosphäre und Ästhetik der baufälligen Fabrik waren dabei die reinste Freude für Julie und haben unentwegt die Geister all ihrer Lieblingsbands heraufbeschworen – Joy Division, ESG, Wire, The Fall, Suicide oder Pil. Die körnigen Schatten der Werksanlage haben Kreativbilder in sie hineingeworfen, die sich in den letzten dreißig Jahren kaum verändert, aber dafür musikalische Gespenster der Vergangenheit geweckt haben, die mit ihren knochigen Fingern zitternd, aber entschlossen Richtung Zukunft deuten.

Co-produziert von Guy Fixsen (My Bloody Valentine, The Breeders, Stereolab) hat LoneLady eine Platte aufgenommen, die weit mehr ist als eine bloße Ansammlung von Songs in Albumform, sondern ein beeindruckendes Ergebnis dessen, was man aus dem reinen Nichts alles erschaffen kann. Dabei geht es gar nicht so sehr um die verzweifelte Suche nach dem rettenden Licht in der Dunkelheit bei strömendem Regen, sondern vielmehr um das Schwelgen in der Perversität seiner immanenten Schönheit. Die Platte ist das Resultat der Bewältigung einer riesigen Aufgabe, nämlich in einer bröckeligen Ecke einer abbruchreifen Fabrik ein Studio zu errichten und in einer Umgebung der Verwahrlosung, des Niedergangs und des Verfalls die Kraft und Stärke zu finden, der visuellen Apokalypse eine akustische Genesis entgegenzusetzen.

Wirft man mal einen Blick hinter die strahlende Fassade Manchesters aus hellem Glas und billiger Alufolie, mit der die Stadt gerne ihre morsche, alltägliche Belanglosigkeit zu verdecken versucht, findet man all die rauen, unverfälschten Wunschvorstellungen und Erinnerungen ihrer Geschichte wieder, die auf „Nerve Up“ so wundervoll nackt und verletzlich freigelegt wurden. Ein Manchester, das in der Form nicht gerade zum Verweilen einlädt und sicherlich in keinem Reiseführer stehen würde, aber dennoch eine Form von Anmut an den Tag legt, die mit ihrer kompromisslosen Intensität und rauen Geisteshaltung so abgrundtief ehrlich ist, dass es einen zu Tränen rührt.

Und „Nerve Up“ ist nichts anderes als die Vertonung eines Lebens in dieser einzigartigen, schmutzigen und ambivalenten Stadt.

(Quelle: Sven-Erik Stephan, Beatsinternational, 2009)


FORMAT: CD


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